Die Idee hatte großen Charme: Dortmund bekommt ein Bagger-Denkmal. Ein historischer Hydraulikbagger sollte an die Geschichte des Dortmunder Herstellers Orenstein & Koppel (O&K) erinnern. 2021 schloss Caterpillar, der Nach-Nach-Nachfolger von O&K, das Werk am Standort Dorstfeld.
Bis zum Sommer 2022 musste das Betriebsgelände geräumt werden – ein Bagger, Modell RH5 aus dem Jahr 1961, eingeschlossen. Uwe Kisker, bekannter Dortmunder TV-Macher und Moderator von Events, hatte vor der Werksschließung 45 Jahre in dem Werk gearbeitet.
Kisker hatte Anfang 2022 die Idee für das Denkmal. Orenstein & Koppel – der Name steht für ein Stück Dortmunder Industriegeschichte. Bis zu 2000 Beschäftigte hatte das Dorstfelder Werk in Spitzenzeiten. Sie fertigten seit 1949 55.000 Hydraulikbagger.
Leidenschaftliche Tiefbauer
Kiskers Idee fand schnell Gefallen. Insbesondere Franz-Josef Kitowski und Andreas Küchler unterstützten das Projekt. Kitowski ist Geschäftsführer der Tiefbaufirma Gehrken in Eving, Küchler Geschäftsführer des gleichnamigen Container- und Baustoff-Unternehmens in Bövinghausen und war früher selbst im Tiefbau tätig. Beide verbindet die Leidenschaft für diese Bausparte und ihre Fahrzeuge.
Daheim sammeln sie Modelle. „Der RH5 war der erste Hydraulikbagger von O&K“, erzählt Andreas Küchler. „Mein Vater hat einen während seiner Tätigkeit bei Teerbau gefahren.“ Küchlers Leidenschaft geht so weit, dass er Logo und Namensrechte von Teerbau erworben hat und eine Sammlung von Fahrzeugen, Dokumenten, Erinnerungen und Fahrzeugmodellen des ehemaligen Tiefbau-Unternehmens hat.
Franz-Josef Kitowski und Andreas Küchler waren es auch, die den Abtransport des RH5 vom brachliegenden Caterpillar-Werksgelände organisierten. Andreas Küchler stellte einen Tieflader seiner Firma bereit und organisierte zwei Autokrane des Mengeder Unternehmens Wiemann, um den 16 Tonnen schweren Bagger auf- und abzuladen. Seit Ende Mai 2022 steht der rotweiße RH5 auf dem Hof des Tief- und Straßenbauunternehmens Gehrken.

Fast so kühn wie die Idee des Baggerdenkmals an sich ist auch der auserkorene Standort: die Anschlussstelle Barop an der Autobahn 40. Analog zum Hubschrauber im Kamener Kreuz sollte Dortmund einen eigenen Hingucker bekommen.
Für die Fläche ist indes nicht die Stadt Dortmund, sondern die Autobahn GmbH des Bundes zuständig. Franz-Josef Kitowski stellte mit seinen beruflichen Beziehungen den Kontakt her.
Uwe Kisker war 2022 selbst überrascht, auf wie viele offene Ohren er mit seiner Idee stieß. Die Bezirksvertretung Innenstadt-West unterstützte mit breiter Mehrheit das Projekt. Die Kosten für den Transport mochte sie zwar nicht zusichern, aber für Aufstellung und Sicherung des Denkmals sollte die Stadt die Finanzierung übernehmen, beschloss sie.
Die Euphorie des Jahres 2022 ist längst erloschen. Wie so häufig, scheint eine schöne Idee zum einen an einer Formsache zu scheitern. Zum anderen an den entsprechenden Leuten, die Verantwortung übernehmen – und für die Nachhaltigkeit des Projekts gerade stehen.

Beim Gespräch mit unserer Redaktion präsentiert Franz-Josef Kitowski den Entwurf einer Nutzungsvereinbarung mit der Autobahn GmbH. „Vertragspartner können keine Privatpersonen sein, auch die Firma Gehrken nicht“, erklärt er. „Das muss eine Institution wie die Stadt sein.“ Dreh- und Angelpunkt: Pflege und Instandhaltung – auch bei möglichen Vandalismusschäden.
Schon im November 2023 hatte Uwe Kisker beklagt: „Zusagen und Unterstützung wurden versprochen, blieben jedoch bisher unerfüllt, jetzt, wo es darauf ankommt.“ Ohne Unterstützung sei „das Ding erledigt“, befürchtete er schon damals.
Und so scheint es nun zu kommen. An fehlender Unterstützung von Franz-Josef Kitowski und Andreas Küchler wird es dann nicht gelegen haben. „Ich habe im Stadion am Rande eines Champions League Spiels Ministerin Ina Brandes darauf angesprochen“, erzählt Küchler. „Am nächsten Tag meldete sich ein Mitarbeiter aus dem Ministerium. Seitdem habe ich nichts mehr gehört.“
Entscheidung bis Ende März
Die beiden Pragmatiker sind sauer. Einmal mehr sei viel geredet worden. Bei Sympathie und Willensbekundungen sei es dann aber geblieben. Dem Standort an der A40 geben sie aus den genannten Gründen keine Chance mehr. Ein früherer Gedanke war, den Bagger auf dem Gelände der Dasa aufzustellen. An der Dorstfelder Arbeitsschutzausstellung sei die Nähe zum O&K-Werk gegeben. „Ich kenne bei der Dasa aber niemanden“, sagt Franz-Josef Kitowski.
Fakt ist indes: „Ende März muss der Bagger bei Gehrken vom Hof sein.“ Das ist alternativlos, denn dann geht der 66-Jährige in den Ruhestand. Jetzt, in den letzten Wochen sorgt Kitowski für ein geordnetes Feld.
Andrea Küchler verweist auf neuerliche hohe Kosten, die etwa bei einem Transport in ein entferntes Baumaschinenmuseum anfallen. Auf seinem Firmengelände sei auch kein Platz mehr. Ärger und Enttäuschung der beiden Geschäftsführer und Baumaschinen-Liebhaber sind spürbar. „Wenn wir den RH5 nicht schnell irgendwo hinsetzen können, geht er in den Hochofen“, sagt Küchler verbittert.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 5. Januar 2025.