Sprung ins Ungewisse: Die Zukunft des Freibads Stockheide gehört zu den wichtigen Fragen beim städtischen Bäderkonzept. © Dieter Menne (A)
Schwimmen in Dortmund
Bad-Schließungen oder Neubau? So geht es mit dem Bäderkonzept weiter
Werden Hallenbäder oder das Freibad Stockheide geschlossen? Das war die große Sorge mit Blick auf ein neues Bäderkonzept der Stadt. Jetzt gibt es Ergebnisse und erste Vorentscheidungen.
Die Sorgen waren groß: Werden Hallenbäder in Dortmund und das Freibad Stockheide in der Nordstadt dicht gemacht? Diese Frage tauchte in der Diskussion um ein neues Bäderkonzept der Stadt immer wieder auf. In der Nordstadt wurden schon Unterschriften für den Erhalt des Freibads Stockheide gesammelt und Protestaktionen organisiert.
Zumindest in einem Punkt gibt es jetzt Klarheit: Die Schließung von Hallenbädern ist vom Tisch. Genährt worden waren die Sorgen der Schwimmvereine durch Berechnungen der von der Stadt beauftragten Gutachter. In einer Bestandsaufnahme hatten sie rein rechnerisch ein Überangebot an Wasserfläche für Schul- und Vereinsschwimmen ermittelt.
Die Berechnung findet sich zwar auch in der nach mehreren Workshops mit Schulen, Vereinen und Politik überarbeiteten Version des Gutachtens wieder. Sie wird aber gleich relativiert. Denn die Experten sehen Nachholbedarf im Bereich des Freizeitschwimmens. „In Dortmund gibt es einen nicht gedeckten Bedarf bei Familien- und Freizeit orientierten Wasserflächen-Angeboten“, heißt es in dem Gutachten.
Generell bescheinigen die Experten einen Sanierungs- und Optimierungsbedarf bei Dortmunds 18 Bädern, die von Vereinen, der Sportwelt gGmbH und in vier Fällen von der Stadt selbst betrieben werden. Rund 113 Millionen Euro müssten investiert werden, um den Betrieb der Bäder in den nächsten 10 bis 15 Jahren sicherzustellen.
Prioritätenkatalog für Modernisierung
Dazu kommt ein großer Bedarf an Lehrschwimmbecken - landläufig auch als Nichtschwimmerbecken bekannt. Insbesondere mit Blick auf die steigenden Schülerzahlen sei es nötig, hier die Kapazitäten zu erweitern. Ebenfalls erwähnt wird der demografische Wandel, mit dem Seniorinnen und Senioren als Zielgruppe eine größere Rolle spielen.
Das Fazit: „Die vorhandene Wasserfläche ist auch zukünftig für die Bedarfsdeckung in Dortmund notwendig und soll daher erhalten bleiben“, heißt es in der Empfehlung der Experten. Nach dem Vorschlag der Verwaltung soll auf dieser Grundlage jetzt mit den Badbetreibern ein Prioritätenkatalog zur Sanierung und Modernisierung der bestehenden Hallen- und Freibäder erarbeitet und untersucht werden, wo neue Lehrschwimmbecken entstehen könnten.
Nordstadt-Bäder auf dem Prüfstand
Ein besonderes Sorgenkind ist die Bäderlandschaft in der Nordstadt mit dem Nordbad am Keuning-Haus als Hallenbad und dem denkmalgeschützten Freibad Stockheide am Hoeschpark. Beide seien stark sanierungsbedürftig, die Nutzung „dauerhaft gefährdet“, stellen die Experten fest.
Das Nordbad steht wegen des hohen Sanierungsbedarfs zur Disposition und soll durch einen Neubau ersetzt werden. © RN Archiv
Deshalb soll kurzfristig eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben werden. Ziel sei, „die Sicherung des vorhandenen Bedarfs für das Schul- und Vereinsschwimmen sowie die Ausweitung von Wasserflächen für die nachgewiesenen Ansprüche des Familien- und Freizeitschwimmens in der Nordstadt“.
Die Sportexperten der Verwaltung sehen dafür mehrere Optionen - bei denen der Erhalt des Nordbads am alten Standort kein Thema ist. „Das wäre extrem unwirtschaftlich“, erklärt der städtische Sportdirektor Andre Knoche. Geprüft werden soll vielmehr der Neubau des Nordbads an einem anderen Standort. „Ein Abriss und Neubau an gleicher Stelle scheidet wegen des dadurch bedingten zeitlichen Ausfalls von bis zu vier Jahren aus“, heißt es.
Kombi-Bad als Neubau-Variante
Untersucht werden soll auch die Sanierung des Freibads Stockheide. Der Erhalt der Wasser- und Freizeitflächen sei „eine wichtige - wenn auch jahreszeitlich auf die Sommerzeit begrenzte – gesellschaftliche Aufgabe im Quartier“. Der Sportausschuss beschloss am Dienstag (5.10.) zugleich, eine provisorische Reparatur des Freibads auf den Weg zu bringen, um Stockheide möglichst im Frühjahr 2022 wieder öffnen zu können.
Die Zukunft des Freibads Stockheide am Hoeschpark soll nun eine Machbarkeitsstudie klären. © Hans Blossey (A)
Eine weitere langfristige Option sieht eine Kombination beider „Sorgenkinder“ vor: Untersucht werden soll der Bau eines zentralen Familienbades, das die Funktionen eines Hallen- und eines Freibades vereint. Dazu wolle man „im Rahmen des Gesamtprojektes Hoeschpark und unter Beachtung der Denkmalschutzaspekte Vorschläge für eine Neunutzung der Flächen und Gebäude des Freibades Stockheide erarbeiten“.
Die Option eines Freizeitbad-Neubaus am Standort Stockheide geht auf einen früheren Vorschlag der CDU-Fraktion zurück. CDU und SPD empfahlen bei der ersten Beratung zum Bäderkonzept im Kultur- und Sportausschuss nun auch, die Machbarkeitsstudie für die Nordstadt-Bäder in Auftrag zu geben.
Politische Beratungen laufen an
Ein Nein kam von den Grünen. Auch wenn im Beschlusstext vom „Erhalt beziehungsweise Ausbau der Wasserflächen des Nordbades und des Freibades Stockheide“ die Rede ist, wünschen sie sich ein klares Bekenntnis für den Erhalt des denkmalgeschützten Freibads.
Und sie favorisieren Sanierung und Erhalt des Nordbads an alter Stelle. Ein Neubau am Hoeschpark sei verkehrstechnisch mit Blick auf die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und die Nähe der Schulen ungünstig, gibt die sportpolitische Sprecherin Barbara Brunsing zu bedenken.
Der Vorschlag der Verwaltung geht jetzt durch Ratsausschüsse und Bezirksvertretungen. Entscheiden über die Beauftragung der Machbarkeitsstudie wird dann der Rat der Stadt am 18. November.
Klar ist, dass noch einige Zeit vergehen wird, bis die Bäderlandschaft im Norden gesichert ist. Für einen Bad-Neubau seien etwa zwei Jahre Bau- und ein Jahr Planungszeit nötig, rechnet die Verwaltung vor. „Mit den notwendigen Entscheidungsprozessen sind das noch vier bis fünf Jahre.“
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