Seit mehr als vier Jahrzehnten wird an der Palmweide 60 an Autos geschraubt. Die Wenda & Heusinger GmbH ist ein Familienunternehmen: Am 1. Juni 1979 öffneten Robert Wenda und Dietmar Heusinger erstmals die Tore ihres Kfz-Meisterbetriebs und erfüllten sich damit einen Traum.
Heute zählt das Unternehmen nach eigenen Angaben 4.500 Stammkunden. Im Büro arbeiten drei Generationen Tisch an Tisch. Dietmar Heusinger ist inzwischen gestorben, sein Mitfirmengründer Robert Wenda geht bald in Rente. Der Plan war: Nicole Heusinger (42), die Nichte Wendas und Tochter Dietmar Heusingers, sollte das Unternehmen übernehmen. Dann kam der 6. Oktober 2022 – und damit die Nachricht, dass der Pachtvertrag nicht verlängert wird.
Böse Überraschung
Nicole Heusinger zeigt sich davon völlig überrascht. Im Vorfeld sei davon nie die Rede gewesen. Man hätte doch reden können, sagt die 42-jährige Groß- und Einzelhandelskauffrau – zum Beispiel über eine Erhöhung der Pacht. Nun ist guter Rat teuer. Der Vertrag läuft noch bis Ende 2023. Wie und ob es danach weitergehen kann, sei noch völlig offen. Man wisse auch nicht, ob das Grundstück möglicherweise schon verkauft worden sei. Die Eigentümer waren für unsere Redaktion telefonisch nicht erreichbar.
Nicole Heusinger sagt, sie habe sich inzwischen schon ein anderes Grundstück angeschaut. Ob das tatsächlich infrage kommt, sei noch nicht klar. „Ich weiß auch nicht, ob ich das überhaupt möchte.“ An anderer Stelle etwas völlig neu aufzubauen, sei nochmal eine ganz andere Herausforderung. „Hier habe ich alles, was ich brauche.“

Aufgeben kommt für die 42-Jährige aber erst einmal nicht infrage: Der Familienbetrieb werde mit „Herz und Seele“ geführt: „Wir behandeln die Autos unserer Kunden so wie unsere eigenen“, sagt sie. Und so hat sie Flyer gedruckt, die Homepage entsprechend aktualisiert, eine WhatsApp-Gruppe gegründet.
Nur Stunden nachdem die Nachricht sich in Barop verbreitete, habe es die ersten Rückmeldungen gegeben. Viele Nachrichten sind auf dem Handy von Nicole Heusinger eingegangen: „Eure Werkstatt gehört zu mir, seit ich meinen ersten Polo hatte“, schreibt ein Kunde, und ein anderer: „Was mich mit Euch verbindet? Die drei Autos in meinem Leben.“ Eine andere Kundin fragt: „Wo sollen wir dann mit unserem Schätzchen hin?“
Man kennt sich
Man kennt sich über die Jahre. Es kommen Kinder und Enkel der ersten Kunden. „Manche legen einfach den Schlüssel hin und sagen: ‚Ruf an, wenn ihr fertig seid, ich muss los‘“, berichtet Nicole Heusinger, die jetzt ihre Kundinnen und Kunden gebeten hat, Fotos von sich und ihren Autos zu schicken; zu schreiben, was sie über die Schließung denken.
Inzwischen hat Nicole Heusinger mit Bezirksbürgermeister Nils Berning und örtlichen Politikern Kontakt aufgenommen. Auch die Wirtschaftsförderung sei schon vor Ort gewesen. Rund 1.500 Quadratmeter nutzt die freie Autowerkstatt hier an der Palmweide, direkt gegenüber der traditionsreichen Margarethenkapelle. Gearbeitet wird in den Räumen eines alten Bauernhofs, der 1905 gebaut wurde und die Weltkriege überstand.
Von einem Ende des Handwerksbetriebs wären zwei Teilzeitkräfte im Büro und acht Mitarbeiter in der Werkstatt betroffen. Über einen Mangel an Arbeit könne man sich wahrlich nicht beklagen, sagt Nicole Heusinger. Sie hofft, dass das hier noch ein bisschen so weiter so gehen kann.
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