Der April macht bekanntlich, was er will – und dazu zählt jetzt anscheinend auch: Oktober sein. Zumindest wenn es nach Jasmin Sahin geht, der Betreiberin des Festi Ramazan. Die hat für ihr Fastenbrechenfest so viel Multikulti-Neuerung versprochen, dass es nun ein „muslimisches Oktoberfest“ sein soll. Weckt hohe Erwartungen, mit denen es sich doch gleich mal suchen lässt: Was gibt es dieses Jahr für außergewöhnliche Gerichte? Ist vielleicht sogar das ein oder andere für Vegetarier dabei?
Der erste Blick zumindest zeigt: Fleisch. Kebab, Cevapcici (aus Bosnien, das ist dann wohl einer dieser internationalen Stände), Schaschlik. Der Oktoberfest-Vergleich ist natürlich schon deshalb ziemlich schief, weil sich hier niemand vor lauter Bier auf den Grünstreifen am Parkplatz erleichtert, so muslimisch ist es dann doch. Aber: Greifarmautomaten und Luftballonstände sorgen für ein erstaunliches Kirmesflair zwischen den ganzen Gerichten.

Es gibt Burger, Döner (klar) oder Hotdogs – auch mit Sucuk, einer typisch türkischen Wurst. Und manches, was auf den ersten Blick wie das siebzehnte Fleischgericht wirkt, ist plötzlich vegan. Und damit auf jeden Fall außergewöhnlich. „Fleisch dürfen wir seit einigen Jahren nicht mehr verkaufen, weil das zu lange lagern würde“, sagt Standbetreiberin Yasemin Demivel. „Deshalb machen wir jetzt nur noch vegan.“ Das sei aber echt beliebt mittlerweile. Und zu ihrem Gericht passt es auch.
Vegan ist beliebt geworden
Demivel stellt zusammen mit ihrem Mann Cig Köfte her, eine hackfleischartige Paste. Die könne man entweder aus Rindfleisch erzeugen, sagt sie – oder aus Bulgur, einem Weizenerzeugnis. Das würden sie unter anderem mit Walnüssen vermischen und mit 21 Gewürzen verfeiern. Die Paste kommt dann in ein Wrap, zusammen mit Salat, frischem Zitronensaft und Soßen. „Für einen Euro extra kommen da auch noch Chips rein – das schmeckt am besten“, sagt Demivel.

Und es schmeckt: ziemlich bunt gemischt. Sauer von der Zitrone, scharf von Chili in Soße und Salat, bitter durch manche andere Teile des Salats, umami durch das Bulgur-Cig-Köfte. Und die knusprigen Chipsstückchen geben schon durch ihre Konsistenz noch einmal eine ganz eigene Richtung in das Gericht. Insgesamt wirklich überraschend lecker!
Zauberzutat Bulgur
Auch mit Bulgur arbeitet die Familie Sagirkaya ein paar Stände weiter. Und doch schmeckt es hier ganz anders. Sie machen Icli Köfte – diesmal wird aus dem Bulgur nicht ein Fleischersatz für die Füllung hergestellt, sondern das Bulgur wird gefüllt. Icli Köfte sind klassisch türkische Bulgurklöße. Die gibt es bei Familie Sagirkaya nicht nur mit Fleisch, sondern auch mit Kartoffel gefüllt. Dazu bieten sie verschiedene Joghurtsoßen, mit Minze, Möhre oder Roter Beete. „Die gehören da klassisch gar nicht zu, aber meine Mutter hat die gemacht, weil die wirklich lecker sind“, erzählt der Sohn der Familie.
Außergewöhnliche Desserts

Die Icli Köfte schmecken tatsächlich nicht ansatzweise wie die Cig Köfte, aber auch total lecker. Diesmal weniger geschmacksexplosiv, dafür passt die Kartoffelfüllung perfekt zum leicht knackigen Bulgur außenrum. Und der außergewöhnliche Geschmack kommt dann durch die hausgemachten Joghurtsoßen: Joghurt-Minze schmeckt richtig erfrischend, und keine wie die andere.
Es wird Zeit für Nachspeisen. Hier gibt es ein paar – durchaus internationale – Klassiker: Churros, Waffeln, Eis. Und natürlich wieder das ein oder andere außergewöhnliche. Baumstriezel zum Beispiel. Der ein oder andere könnte sie schon vom Weihnachtsmarkt kennen, ansonsten sind sie eine durchaus außergewöhnliche Erscheinung: über Holzrollen gewickelt röstet Hefeteig auf einem Grill, der anschließend in Zimt, Zucker oder Nüssen als Topping gerollt wird.
Hefeteig über Holz geröstet
„Baumstriezel kommen ursprünglich aus dem Osmanischen Reich“, sagt Verkäufer Hüseyin Duman. Mittlerweile seien sie vor allem in Ungarn und teilweise Mazedonien populär. Geschmacklich vergleichbar sind sie – in Kombination mit Zimt – vor allem mit Zimtschnecken oder gerösteten Franzbrötchen. Auch lecker, aber geschmacklich weniger spannend als ihre Erscheinung.
Und dann gibt es noch, nicht weit von den Baumstriezeln entfernt, ein ganz spezielles Dessert: Künefe. Das seien geröstete und mit Sirup übergerossene Teigfäden mit Mozzarella, erklärt Standbetreiber Fuat Sönmez. Serviert werden die Fäden als runder Faden zum Beispiel mit Erdbeeren und Sahne. Und, ganz wichtig: warm! Als ein Kunde die Künefe mit nach Hause nehmen will, will Sönmez ihn erst gar nicht gehen lassen: „Kalt schmeckt das nicht mehr!“ Und er hat recht. Es schmeckt warm echt am besten. Super süß und kunsprig ist der waffelartige Fädenfladen – richtig lecker.

Wie viele Kalorien man da jetzt so gegessen hat, will man lieber gar nicht so genau wissen … und wird die meisten Gäste wohl auch nicht interessieren. Denn das Festi Ramazan scheint auch in diese Jahr noch vorwiegend eine Ramadan-Veranstaltung zu sein für Moslems, die nach Sonnenuntergang fastenbrechen wollen.

Das zeigt sich an den nach wie vor sehr überwiegend türkischen Gerichten. Das zeigt sich aber auch schon am Showprogramm, das einem während des Essens in unfassbarer Lautstärke im Zelt geboten wird: Wenn dort nicht gerade ein international verständlicher Feuerspucker auftritt, gibt es viel Redeprogramm. Es scheint Comedy zu sein, was genau, wird aber nicht erkennbar – denn es ist nur türkisch. Da müssen sich die, die des Türkischen nicht mächtig sind, wohl doch ganz aufs Essen beschränken.

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