Jan Opländer und Heike Bettermann trommeln für Ausbildungsplätze.

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Ausbildungsstellen in Dortmund: Es gibt noch viele Chancen – auch kurzfristig

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Trotz Corona ist Dortmunds Ausbildungsmarkt stabil geblieben. Es gibt noch viele offene Stellen. Arbeitsagentur-Chefin Heike Bettermann richtet einen flammenden Appell an Schulabgänger.

Dortmund

, 29.07.2021, 17:03 Uhr / Lesedauer: 2 min

Tom Sickau kann die Diskussion um die sogenannten „Corona-Jahrgänge“ relativ gelassen verfolgen. Der 17-Jährige gehört zu jenen Schulabgängern, die 2019 wenige Monate vor Ausbruch der Coronapandemie eine Ausbildungsstelle ergattert hatten. Der junge Mann ist auf dem Weg, technischer Systemplaner zu werden. Nach dem Realschulabschluss hat er sich beim Dortmunder Unternehmen Louis Opländer Heizungs- und Klimatechnik beworben. Mit Erfolg. „In Kürze starte ich ins dritte Lehrjahr“, erzählt Sickau.

Für Geschäftsführer Jan Opländer ist es nahezu selbstverständlich geworden, Ausbildungsplätze anzubieten. „Die Unternehmen stehen in der Verantwortung“, findet Opländer mit Blick auf den allseits dikutierten Fachkräftemangel.

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Die Louis Opländer Heizungs- und Klimatechnik kommt auf insgesamt 23 Auszubildende. Acht von ihnen starten mit Beginn des neuen Ausbildungsjahres am 2. August. Ein weiterer Neuling hat sogar bereits einen Vertrag für 2022 unterschrieben. Gut so, findet Opländer: „Es kann nicht sein, dass Unternehmen jungen Leuten keine Ausbildung anbieten und anschließend die Fachkräfte aus anderen Betrieben abwerben.“

Arbeitsagentur-Chefin kam mit Bewerbungsmappen

Heike Bettermann, Chefin der Dortmunder Arbeitsagentur, nickte eifrig. Sie hatte das am Phoenix-See angesiedelte Unternehmen am Donnerstag (29.7.) besucht - und überreichte Geschäftsführer Opländer bei der Gelegenheit vier weitere Bewerbungsmappen. Das Interesse scheint ungebrochen.

Tom Sickau (17) lässt sich bei Louis Opländer zum technischen Systemplaner ausbilden.

Tom Sickau (17) lässt sich bei Louis Opländer zum technischen Systemplaner ausbilden. © Beushausen

Selbst in Zeiten von Corona. 278 Bewerbungen zählt der Heizungs- und Lüftungsbauer im laufenden Jahr – und kommt damit auf fast die gleiche Bewerberzahl wie zuvor. Heike Bettermann wundert das nicht. Corona hin, Corona her: „Der Dortmunder Ausbildungsmarkt ist nicht eingebrochen“, stellte die Arbeitsagentur-Chefin fest. Aktuell seien noch 1257 Ausbildungsstellen unbesetzt. Auf der anderen Seite seien 1016 junge Menschen auf der Suche.

Auch das Gesamtbild unterstreicht, was Bettermann mehrfach betonte: So viel habe sich auf dem Ausbildungsmarkt gar nicht verändert. Seit Oktober 2020 haben sich 3521 junge Menschen bei der Berufsberatung gemeldet – gerade 51 weniger als 2019. Gleichzeitig ist auch die Zahl der offenen Ausbildungsstellen nahezu konstant geblieben: 3604 waren es im Herbst 2020; das sind 31 mehr als 2019.

Bewerbungen trudeln diesmal später bei Unternehmen ein

In einem anderen Punkt aber macht sich die Coronapandemie dann doch bemerkbar: „Viele Bewerber schicken ihre Unterlagen deutlich später ab“, sagt Heike Bettermann. Reduzierte Kontakte, ausgefallene Ausbildunsgmessen: Schulabgänger, die noch keinen Plan für ihr späteres Berufsleben hatten, mussten auf viele Hilfs- und Beratungsangebote zur Berufsorientierung in der üblichen Form verzichten.

Für Heike Bettermann dennoch kein Grund, die Flinte ins Korn zu werfen. Selbst, wenn die bisherigen Schreiben erfolglos waren. „Die Bewerbungsfrist endet nicht am 1. August“, stellte Bettermann klar – und verband das mit dem eindringlichen Appell an Schulabgänger, sich weiterhin zu bewerben. Der Markt bietet immer noch viele Chancen, sagte die Arbeitsmarkt-Expertin. Beispielsweise als Verkäuferin bzw. Verkäufer im Einzelhandel.

Auch der Gesundheitsbereich meldet hohen Bedarf an Nachwuchskräften. Vor allem in der Pflege. Gleiches gilt für Fachkräfte in der Lagerlogistik sowie in den Berufen Schutz und Sicherheit. Kleiner Pferdefuß dabei: Die Angebote stehen bei Bewerbern schon traditionell nicht allzu hoch im Kurs. Auch für Tom Sickau, dem Auszubildenden bei Louis Opländer Heizungs- und Klimatechnik, kämen die Jobs eher nicht infrage. „Nach Ausbildungsende würde ich gern hier im Unternehmen bleiben.“

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