Am 10. Februar ging es endlich los: Mit fünf Monaten Verspätung startete der Ausbau der Straße Langenacker in Dortmund-Oestrich. Keine drei Tage später begann der Ärger der Anwohner. Er hält bis heute an.
Der Lagenacker wird die zentrale Anbindung des Gewerbe- und Logistikzentrums „Segro Park Dortmund“ an die Autobahnen 42 und 45. Allein knapp 4000 Fahrten von Lastzügen täglich soll die Straße einmal aufnehmen, wenn alle Logistikhallen im Segro Park in Betrieb sind. Dafür wird der Straßenraum erweitert. Im Bereich der Kreuzung Königshalt entsteht eine zusätzliche Abbiegespur.
Gut zehn Monate werden allein die Bauarbeiten am Langenacker inklusive des Kreuzungsbereichs und des Anschlusses an die Levi-Baum-Straße dauern. Letztere ist die innere Erschließungsstraße des Segro Parks Dortmund. Ihr Bau erfolgt parallel.
30 Lastzüge am Vormittag
Für die Anwohner der Kreuzlohsiedlung in Dortmund und der Oestricher Straße in Castrop-Rauxel bedeuten die Bauarbeiten Umwege. Die offizielle Umleitung führt über Dortmund-Mengede. Ortskundige fahren einen etwas kürzeren Schleichweg durch den Castrop-Rauxeler Stadtteil Dingen.
Die Umwege könnten die Anwohner wohl verschmerzen, würde sich der Langenacker in den Bereichen von Baustelle und Kreuzlohsiedlung nicht zu einer Zone entwickeln, in der alle Regeln offenbar außer Kraft sind und eine transparente Kommunikation keine Rolle spielt. Die Bewohner der Siedlung haben die Nase voll.
Vor allem der Baustellenverkehr zur künftigen Levi-Baum-Straße hat sie auf die Palme gebracht. Muldenkipper mit Schotter und Erdreich fuhren durch die verkehrsberuhigte Siedlung – durchaus 30 an einem Vormittag. Der Straßenbelag des Langenackers ist in der Siedlung ohnehin in einem desolaten Zustand. Seit Oktober 2024 gilt deswegen Tempo 10.

„Spricht man die Fahrer darauf an, dass hier ein Durchfahrtsverbot für Lkw über 7,5 Tonnen besteht, drohen sie und fragen, ob man schon einmal einen Wagenheber gefressen hat“, berichtet ein Anwohner. Dass der Baustellenverkehr durch die Siedlung rollt, hängt offenbar mit einem anderen Umstand zusammen.
Auf dem Langenacker sollte eigentlich die nordöstliche Fahrspur frei bleiben, während die südwestliche ausgekoffert und verbreitert wird. Das Dortmunder Straßenbauunternehmen Gehrken hat jedoch die gesamte Fahrspur entfernt. Somit fehlt die Baustellenzufahrt.
Die Praxis entspricht offensichtlich nicht der Baustellen-Anordnung, wie eine Stellungnahme des Gütersloher Unternehmens Hagedorn zeigt. Hagendorn entwickelt die ehemalige Kraftwerksfläche und geht mit den Straßenbaumaßnahmen in Vorleistung. „Es ist keine sichtbare Fahrspur vorhanden, generell ist es aber möglich, die Zufahrt zum Baugebiet und zur Planstraße über die Baustelle Langenacker sicherzustellen“, schreibt Sprecherin Judith Roderfeld.
Ebenso müsse der Bauschutt vom Ausbau des Langenackers über die Straße Königshalt und die A45 abtransportiert werden, erklärt Stadtsprecherin Alexandra Schürmann. Die ausführende Baufirma wurde darauf durch die Stadt Dortmund erneut hingewiesen. Die Anwohner beobachteten, dass Lastzüge mit jenem Schutt durch die Siedlung fuhren.

Damit ist nun wahrscheinlich Schluss. „Der Schwerlastverkehr ist in der verkehrsberuhigten Zone unverzüglich einzustellen – dafür setzen wir uns mit Nachdruck ein“, schreibt Hagedorn-Sprecherin Judith Roderfeld. „Uns ist bewusst, dass dies eine erhebliche Belastung für die Anwohner darstellt, und wir nehmen deren Sorgen sehr ernst.“
Anwohner Jörg Sandmeier berichtet derweil, dass die Stadt Dortmund den Langenacker in Höhe der Kreuzloh-Verkehrsinsel unumfahrbar gesperrt habe – und nicht Hagedorn. Das Ergebnis zählt: „eine gute Nachricht“, erklärt Sandmeier.
Für zusätzliche Verwirrung sorgte in diesem Bereich des Langenackers eine mutmaßlich zweite Baustelle. Der Ausbau soll laut Plan zwischen Autobahnbrücke und Kreuzung Königshalt/Autobahnauffahrt erfolgen. Baustellenbaken standen indes im Bereich zwischen Autobahn und Siedlungsbebauung. Der Ausbau des Langenackers an der Einmündung der künftigen Levi-Bau-Straße ist laut Bauplanung erst zu einem späteren Bereich vorgesehen.
Baustelle für Kanalanschluss
Nachdem das Tiefbauamt sich nach Beschwerden der Anwohner ein Bild gemacht hatte, baten Andreas Birkholz und Jörg Sandmeier die Mengeder Bezirksvertreter um Unterstützung. Eine zweite Baustelle gebe es nicht, erklärte Bezirksbürgermeister Axel Kunstmann in der BV-Sitzung, nachdem er mit der Stadtverwaltung gesprochen habe.
Ein vermeintliches wie vermeidbares Verwirrspiel. „Im Bereich der Verkehrsinsel Am Kreuzloh bis Autobahnbrücke wird perspektivisch der Kanalanschluss für die Levi-Baum-Straße gebaut“, schreibt Stadtsprecherin Alexandra Schürmann. „Dies geschieht während der bestehenden Sperrung.“
Derweil scheinen manche Autofahrer Sperrbaken, Verbotsschilder und auch der ausgekofferte Oberbau der Straße nicht die Bohne zu stören. Sie folgen keiner Umleitung oder Schleichweg, sondern umfahren Sperren und hoppeln über die Schotterpiste durch den Baustellenbereich.

Weiteres Ärgernis: Vom Beginn der Bauarbeiten erfuhren die Anwohner durch Berichte unserer Redaktion. Zuvor war ihnen zugesichert worden, per Postwurfsendung Details zu den Baumaßnahmen und Einschränkungen zu erfahren. Die Stadt Dortmund verweist auf den Bauträger und die bauausführende Firma.
Das sieht Hagedorn anders. Die Information erfolge über die Stadt. „Es gab allerdings, davon unabhängig, ein Informationsschreiben von der Firma Gehrken Straßen- und Tiefbau zu den Maßnahmen, das bereits verteilt wurde“, teilt Hagedorn-Sprecherin Judith Roderfeld mit. Dieses – so berichten Anwohner – hätten allerdings nur einzelne Haushalte bekommen.