Für den Express-Lieferdienst Getir ist in Dortmund vorerst Schluss. Nutzer können über die App seit Kurzem keine Lebensmittel mehr bestellen. Die beiden Standorte in der Innenstadt am Ostwall und in Aplerbeck sind geschlossen, wie ein Unternehmenssprecher auf Nachfrage dieser Redaktion bestätigt.
Getir war 2021 in Berlin gestartet und hatte sich danach in zahlreichen deutschen Großstädten breitgemacht - unter anderem in Dortmund. Während der Corona-Pandemie boomte das Lebensmittel-Liefergeschäft.
Inzwischen läuft es für den aus der Türkei stammenden Schnelllieferdienst längst nicht mehr so gut. Er hat sich in diesem Sommer aus mehreren europäischen Ländern wie Spanien, Frankreich und Portugal komplett zurückgezogen. Jetzt wird auch das Geschäft in Deutschland drastisch eingedampft.
Nur noch sechs Städte
Getir gibt nicht nur in Dortmund auf. In 17 von ursprünglich 23 deutschen Städten ist der Lieferdienst nicht mehr verfügbar, wie der Unternehmenssprecher bestätigt. Getir will sich fortan auf Berlin, Hamburg, Frankfurt am Main, München, Düsseldorf und Köln konzentrieren.
Der Sprecher nennt eine „strategische Neuausrichtung“ als Grund für den großangelegten Rückzug. Eine Rückkehr nach Dortmund sei aber nicht ausgeschlossen. Ob Getir mit dem Geschäft in Dortmund zufrieden war, möchte er nicht kommentieren.

Erst im Februar 2022 hatte Getir seinen Standort in Aplerbeck eröffnet. Das Versprechen: Innerhalb von nur zehn Minuten soll die bestellte Lieferung im Hause sein. Das Unternehmen setzt Kuriere auf Fahrrädern oder E-Scootern ein.
Ende des vergangenen Jahres hatte Getir den Konkurrenten Gorillas geschluckt und angekündigt, dessen Filialnetz zu nutzen. Damit ebnete sich das Unternehmen den Weg in deutlich mehr deutsche Großstädte. In Dortmund allerdings hatte sich Gorillas bereits im Sommer 2022 verabschiedet. Getir war sowieso schon da.
Viele Stellen gestrichen
Auf die massive Expansion folgten schnell Negativ-Schlagzeilen. Die Firma soll zwischen 80 und 100 Millionen Dollar monatlich verbrennen, berichtete das „Handelsblatt“ vor knapp zwei Monaten. Vor etwa zwei Wochen bestätigte das Unternehmen, dass 2500 Stellen gestrichen werden. Viele davon entfallen mutmaßlich auf Deutschland. Mit dem großangelegten Rückzug will Getir offenbar den Sparforderungen seiner Investoren nachkommen.
Nach dem Gorillas-Aus war Getir der letzte in Dortmund verbliebene Direkt-Konkurrent von Flink. Das zuletzt genannte Unternehmen hat Rewe im Rücken. Rewe hatte im Sommer 2021 erklärt, exklusiv die Warenversorgung für Flink zu übernehmen. Flink ist laut Unternehmenswebseite in 47 deutschen Städten aktiv.
Außerdem ist in Dortmund der Anbieter Picnic vertreten. An dem Unternehmen ist Edeka beteiligt. Anders als Flink und Getir liefert Picnic jedoch nicht „on demand“, sondern zu bestimmten Uhrzeiten.
Online-Supermarkt geschlossen: Lieferdienst Gorillas in Dortmund am Ende
Nach Gorillas-Aus in Dortmund: Wie steht es um den Hauptkonkurrenten Flink?