Appelrath Cüpper in Dortmund vor dem Aus? „Marke gehört zur Vielfalt in einer Handelsstadt“

Appelrath Cüpper vor dem Aus: „Gehört zur Vielfalt in einer Handelsstadt“
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Der Mietvertrag des traditionsreichen Modehauses Appelrath Cüpper am Westenhellweg soll nicht verlängert werden. Mit der Schuh-Kette Deichmann gibt es schon einen potenziellen Nachmieter.

Im Geschäft sorgt diese Nachricht am Freitag (16.6.) für eine etwas sonderbare Atmosphäre.

Äußerlich alles wie immer

Auf den drei Etagen des auf Damenmode spezialisierten Hauses ist scheinbar alles wie immer. Das bedeutet: Viel Auswahl mit sichtbarem Akzent auf sommerliche Blumenmuster. Viele Kundinnen sehen sich hier nach hochwertigeren Marken um. Freundinnen sind hier zusammen unterwegs, andere haben ihren Ehemann im Schlepptau.

Sie treffen auf freundliche Mitarbeiterinnen, die sich Zeit für Fragen nehmen. Alles sieht hier nach einem Laden aus, der mindestens ordentlich läuft. Dennoch ist die Zukunft ungewiss.

Fragen zur Situation beantwortet das Personal zurückhaltend bis gar nicht. Die Geschäftsführung in Dortmund wollte sich am Freitag ebenfalls nicht äußern.

Unter den Kundinnen im Geschäft ist die Schließung nur selten Thema. Viele haben es noch gar nicht mitbekommen.

Wenn, dann sind Worte wie die einer regelmäßigen Besucherin zu hören. „Das kann ich mir gar nicht vorstellen, dass es das hier nicht mehr geben soll.“

Überraschte Kern-Kundschaft

Bei der Kern-Kundschaft von Appelrath Cüpper, die tendenziell eher in einem Alter über 50 ist, hat die Nachricht durchaus Wirkung erzielt.

Das berichtet auch Tobias Heitmann, Vorsitzender der Händlergemeinschaft Cityring. In der Parkakademie im Westfalenpark habe er zuletzt mit mehreren Dortmunderinnen und Dortmundern über die Lage in der City gesprochen. „Viele waren sehr überrascht, weil sie dort gerne eingekauft haben“, sagt Heitmann.

Insgesamt kommt die Entwicklung aus seiner Sicht aber nicht überraschend, nachdem das Unternehmen bereits 2021 ein Insolvenzverfahren durchlaufen hatte. Heitmann äußert auch Verständnis für den Vermieter, der mit Deichmann offenbar eher auf ein Unternehmen mit mutmaßlich stabilerer Zukunft setzt.

Thomas Schäfer, Geschäftsführer für Dortmund im Handelsverband NRW, betrachtet das mögliche Aus in Dortmund mit Sorge. „Eine solche traditionsreiche Marke aus dem gehobeneren Segment gehört zur Vielfalt in einer Handelsstadt“, sagt er.

Modehäuser mit Problemen

Schäfer hat die Hoffnung, dass sich ein neues Ladenlokal für Appelrath Cüpper findet. Insgesamt bildet sich an diesem Fall aber auch ein generelles Problem im stationären Einzelhandel ab.

„Die Branchen, die im Online-Handel stark repräsentiert sind, sind die Branchen, die innenstadtrelevant sind“, sagt er. Das betreffe Modehäuser in besonderer Weise. Selbst diejenigen, die eigentlich keine digital sozialisierte Zielgruppe haben.

Dass es voraussichtlich keinen dauerhaften Leerstand an dieser zentralen Stelle auf dem Westenhellweg geben wird, bewerten sowohl Thomas Schäfer als auch Tobias Heitmann positiv. Beide verweisen aber auch die wahrscheinliche Umbauphase, die auf einen Mieterwechsel folgen würde.

Nächste Baustelle in der City

Diese würde dem Westenhellweg die nächste Baustellen-Kulisse verpassen. „Es ist viel in Bewegung. Aber wird sind gerade in der Durchhaltephase“, sagt Cityring-Chef Tobias Heitmann. Umso wichtiger sei deshalb gerade jetzt die Tatsache, dass Karstadt erhalten bleibe.

Aktuell laufen große Umbauten am Ex-Mayersche/Esprit-Gebäude direkt gegenüber von Karstadt. Mit den Standorten von Galeria Kaufhof und Conrad sind aktuell oder mittelfristig zwei weitere Großimmobilien neu zu gestalten.

„Da müssen wir jetzt durch“, sagt Handelsverband-Geschäftsführer Schäfer. Es gebe für den Handel durchaus auch positive Signale. „Die Frequenzen stimmen, es sind viele Menschen in der Stadt. Das heißt allerdings nicht immer, dass es Kunden sind, die auch etwas kaufen.“

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