
Aus dem Spirit wird das Nummer Neun - so sieht es dort aktuell aus
Disko-Umbau
Im Juni hat das Spirit endgültig dicht gemacht. Nun hat die Legende des Dortmunder Nachtlebens einen neuen Besitzer. Und der krempelt alles um. Zwei Spirit-Relikte werden jedoch überleben.
Über der Tür von Nummer 9 hängt ein neues Schild. „Nummer Neun“ steht drauf und gibt nicht nur dem Haus an der Helle seinen Namen sondern auch der Disko, die am 1. September (Samstag) dort eröffnen soll.
Vor ein paar Monaten war das Nummer Neun noch das Spirit, eine Legende des Dortmunder Nachtlebens im Herzen des Brückstraßenviertels. Drei Mal die Woche gab es hier Rock und Metal auf die Ohren, mehr als 30 Jahre lang, bis am 30. Juni die Pforten geschlossen wurden.
Ein Jahr zuvor drohte bereits die Zahlungsunfähigkeit. Die Besucher waren ausgeblieben, die Einnahmen fehlten, die Rücklagen waren aufgebraucht. Trotzdem wurde die Disko gerettet. Vergeblich, wie sich später herausstellte.
Der neue Name soll dem Spirit im wörtlichen Sinn einen neuen Geist einhauchen. Optisch und musikalisch. Wir durften uns vor der großen Neueröffnung dort umsehen.
Aktuell ist das Nummer Neun noch eine Baustelle
Im Nummer Neun bleibt nicht viel vom alten Spirit. Das sieht man schon jetzt, obwohl der Club noch eine einzige Baustelle ist. „Mit einem Besitzerwechsel muss auch der Laden neu werden“, sagt Besitzer Milan Müther. Den Eingangsbereich will der 24-Jährige erneuern, ebenso wie die Toiletten. Die dunkelroten Wände weichen einem kühlen Grau, Zeichnungen und Graffiti von Totenköpfen und Whiskyflaschen verschwinden, auch die bunte Farbe an der Außenfassade muss weg. Die wird schwarz gestrichen und zusätzlich mit dem Logo des Nummer Neun versehen.
Das Nummer Neun soll ruhiger und kühler wirken, um Platz zu machen für mehr Lichteffekte an der Wand. Neben einem neuen DJ-Pult nebst Anlage will Müther eine Lichtshow namens Projektionsmapping installieren. Dabei beleuchtet ein Beamer ein fest installiertes Motiv an der Wand mit verschiedenen Effekten, während der Rest der Disko im Dunklen bleibt.
Im Nummer Neun bleiben Tresen und Kicker aus dem Spirit
Das, was vom alten Spirit bleibt, ist der Tresen – und die Kicker. Auch die Toilette, die während der Renovierungsarbeiten vor einem Jahr hinter der Bar gefunden wurde, soll erhalten bleiben, als Abstellraum wahrscheinlich. „Ich habe aber auch überlegt, eine Schaufensterpuppe auf die Toilettenschüssel zu setzen und den Raum mit Plexiglas zu verkleiden“, sagt Müther. „Das wäre ein lustiges Relikt aus alter Zeit.“
Ein Relikt bleiben auch die Öffnungszeiten des alten Spirit. Mittwochs, freitags und samstags soll dort weiterhin gefeiert werden. „Mittwochs könnte besonders attraktiv für Studenten sein“, sagt Müther. Das sagt er gerade mit Blick auf das „Base Camp“, das als Wohnanlage für Studenten an der Kampstraße entstehen soll. „Das sind von hier aus nur fünf Minuten Fußweg.“
Nicht nur Studenten will Müthe ansprechen, auch Elektrofans. Richtig gelesen: Aus dem früheren Metal- soll ein Elektroschuppen werden. Mittwochs vor Beginn der Veranstaltung sind außerdem verschiedene kulturelle Veranstaltungen geplant, am 12. September zum Beispiel ein Poetryslam. „Langfristig soll das hier ein Szeneladen werden“, sagt Müther. Ein Szeneladen unter dem Motto „Komm lass uns eine Nummer schieben!“. Wie teuer das wird, steht nicht fest. Müther kalkuliert noch die Preise für Eintritt und Getränke.
Viktoria Degner, Jahrgang 1995, geboren und aufgewachsen in Dortmund. Studierte Journalistik und Politikwissenschaften sowie European Culture and Economy in Dortmund und Bochum. Volontierte bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen (HNA). Praktika und freie Mitarbeiten u.a. bei den Ruhr Nachrichten, SAT. 1 und dem SPIEGEL. Seit März 2024 als Redakteurin zurück in der Lokalredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Themen: Geschichte und Stadtgesellschaft.