Ergotherapeutin Patricia Patz ärgert sich: „Vom Vermieter kommt nichts.“

© Natascha Jaschinski

Aus dem Hahn kam gelbliches Wasser: Mieter leiden auf Baustelle in Dortmund

rnBauarbeiten

Ein Kaufhaus im Dortmunder Westen wird umgebaut. Drei Mieter sind während der Bauarbeiten im Gebäude verblieben. Eine Ergotherapie-Praxis berichtet nun, wie schwierig es ist, dort noch zu arbeiten.

Lütgendortmund

, 11.11.2021, 17:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Für Patricia Patz war das Limit jetzt erreicht. Monatelang schon hat sich die Ergotherapeutin arrangiert mit allem, was während der Umbauarbeiten des ehemaligen Konze-Hauses in Lütgendortmund passiert ist, sagt sie. Mit all den Widrigkeiten, die sie als Mieterin mit ihrer Ergotherapie-Praxis Patz & Grotemeyer dort erfahren musste. Doch als sie nun unsere Berichterstattung dazu las, dass bei den Bauarbeiten ein Telefonkabel gekappt worden war, musste sie sich bei uns melden, sagt sie.

Jetzt lesen

Denn: Der Investor des Kaufhaus-Umbaus hat uns gegenüber erklärt: Mieter, die während eines so großen Umbaus im Haus bleiben wollen, „müssten mit Unannehmlichkeiten rechnen“. Dieser Satz war es, der das Fass zum Überlaufen brachte. „Das hat mich so geärgert“, sagt Patz. Denn für das, was die Therapeutin schildert, ist das Wort „Unannehmlichkeiten“ wohl zu harmlos. Das Arbeiten in dem Haus muss seit Monaten ein Arbeiten am Limit sein. Und geht an die Substanz und Existenz.

Aus den Wasserhähnen kommt gelbliches Wasser

Dass die Ergotherapie-Praxis und auch die beiden anderen Mieter – ein Steuerberaterbüro und der Textildiscounter Kik – derzeit wegen des gekappten Kabels ohne Telefon und Internet sind, ist nur der jüngste Missstand einer Reihe älterer: Wochenlang, so Patz, gab es in ihrer Praxis, die sie gemeinsam mit einer weiteren Ergotherapeutin betreibt, kein Trinkwasser. Es sei zwar Wasser aus den Leitungen gekommen, aber das sei „richtig gelblich“ gewesen und habe allenfalls zum Händewaschen und für die Toilettenspülung gereicht.

Jetzt lesen

Auch die Heizung ist zwischenzeitlich ausgefallen, erzählt Patz. Mittlerweile funktioniert sie wieder. Der Aufzug allerdings nicht. Er musste ausgebaut werden, ein Ersatz ist nicht in Sicht. Es bleibt derzeit nur die Treppe in den zweiten Stock. Für manche der Ergotherapie-Patienten ein zu großes Hindernis, wie Patz sagt. Hinzu kämen die Baustellengeräusche. „Wir arbeiten hier auch mit Angstpatienten und Kindern, denen ist das mitunter zu laut“, so die Praxis-Mitbesitzerin.

Hier war mal der Aufzug, der vom Erdgeschoss hoch in die oberen Etagen führte, so auch zur Ergotherapie-Praxis.

Hier war mal der Aufzug, der vom Erdgeschoss hoch in die oberen Etagen führte, so auch zur Ergotherapie-Praxis. © Natascha Jaschinski

Verdienstausfall von bis zu 25 Prozent

Alle Missstände zusammen haben laut Patz bereits zu „massiven Verdienstausfällen“ geführt. Gerade das Festnetztelefon fehle sehr: „Viele Patienten kommen direkt aus dem Krankenhaus zu uns, wenn sie uns nicht in der Praxis erreichen, dann versuchen sie es in einer anderen.“ Patz schätzt, dass zuletzt bis zu 25 Prozent der normalen Einnahmen weggefallen sind.

Was sie über die konkreten Missstände hinaus aufreibe, sei das Verhalten des Vermieters, also des Investors Pinno: „Von ihm kommt nichts“, sagt sie. Bemühungen, die Situation zu verbessern, gingen gegen Null. Es wäre ja möglich, über Gespräche zu Lösungen kommen, doch sie liefen immer wieder ins Leere. Patz: „Dem Investor geht es nur um Profit.“

Jetzt lesen
Mieterin: Wir wären auch umgezogen

Dabei gibt es einen laufenden Mietvertrag bis Ende 2022 und diesem nach habe der Vermieter auch Pflichten, so Patz. Ganz zu Beginn der Bauarbeiten habe man auch vorgeschlagen, gar nicht auf der Baustelle zu bleiben, wenn der Vermieter andere Räumlichkeiten finde und für die Umzugskosten aufkomme. Patz: „Doch auf diesen Vorschlag hat Herr Pinno nicht reagiert.“

Quer durch die Baustelle geht es zur Ergotherapie-Praxis.

Quer durch die Baustelle geht es zur Ergotherapie-Praxis. © Natascha Jaschinski

Mittlerweile habe man die Kaltmiete gekürzt. Ansonsten heiße es: durchhalten. „Wir sind jetzt in dieser Situation gefangen“, so Patz. Zum Glück gebe es noch einen Hausmeister, der immer wieder notdürftig repariert. „Ohne ihn wären wir aufgeschmissen.“ Ganz klar sei für sie aber: Mit Ablauf des jetzigen Mietvertrags ist Schluss. Wie es für die Praxis, die seit mehr als 15 Jahren in dem ehemaligen Konze-Haus ist, dann weitergeht, könne sie noch nicht sagen. Aber: „Es ist keine Option, mit so einem Vermieter noch mal einen neuen Vertrag zu schließen.“

Wir haben den Investor am Donnerstag um Stellungnahme gebeten, aber bisher keine Antwort erhalten (Stand: 11.11., 17 Uhr).

Umsatzeinbeinbußen auch bei Kik

  • Auch der Textildiscounter Kik leidet eigenen Angaben nach unter dem Umbau der ehemaligen Konze-Immobilie.
  • Auf Anfrage heißt es aus der Pressestelle: „Leider sorgen die Abbrucharbeiten und die laute Geräuschkulisse dafür, dass weniger Kunden als zuvor die Filiale besuchen.“
  • Dies wirke sich auf den Umsatz aus. Kik werde aber an der Immobilie festhalten. Mit dem Umbau werde der Laden zudem vergrößert.