
© Karsten Wickern
Auf der Suche nach Europa im Herzen von Dortmund: Schüler stellen Film-Clip vor
Droste-Hülshoff-Realschule
Nicht erst seit dem Brexit-Tohuwabohu ist das Thema Europa in aller Munde. Grund genug für Realschüler, sich damit auseinanderzusetzen. Resultat: Ein Clip mit einer besonderen Sichtweise.
Es ist immer etwas Besonderes, wenn in der Aula der Droste-Hülshoff-Realschule das Licht gedimmt wird. Die Vorfreude der Schülerinnen und Schüler ist deutlich zu spüren, einige rutschen auf ihren Sitzen hin und her. Die Leinwand beginnt zu flackern, der Ton läuft und es wird still, da die Kinder konzentriert betrachten, was ihre Mitschüler gemeinsam mit Regisseur Cem Arslan und einer Kooperation mit dem Jugendring Dortmund auf die Beine gestellt haben.
Die Vorführung des Video-Clips „Europa in Dortmund“, sorgt für großen Applaus bei den Kindern und Jugendlichen. Insbesondere wenn ihre Mitschüler oder Lehrer auf der Leinwand erscheinen, ist die Begeisterung groß. Viele der Schüler haben beim Videodreh mitgemacht, die meisten zum ersten Mal und - was fast alle überraschte, ist - wie viel Arbeit in so einem relativ kurzen Clip steckt.
Video
Europa in Dortmund
Der Regisseur schätzt die Arbeit mit Kindern sehr
Für den Regisseur Cem Arslan war es nicht das erste Mal, dass er gemeinsam mit Kindern ein Filmprojekt realisiert hat. Der studierte Künstler ist ein Profi auf seinem Gebiet und hat einen hohen Anspruch. Bis eine Szene nach seinen Vorstellungen im Kasten saß, brauchte es daher oft mehrere Versuche. „Natürlich bin ich aber nicht so anspruchsvoll, als wenn ich mit Profis zusammenarbeite“, sagte er dazu. Die Kinder seien aber geduldig gewesen, so Arslan.
So gaben viele der jungen Schauspieler an, froh zu sein, dass sie etwas darüber erfahren haben, wie ein Film entsteht. Anders herum konnte Arslan und auch die Zuschauer etwas von ihnen lernen: die eigene Sichtweise von Kindern auf das Zusammenleben verschiedener Kulturen. Diese ist das prägende Element des Film-Clips, ein Wechsel der Perspektive, ohne den Zeigefinger zu erheben.

Schüler der Droste-Hülshoff-Realschule sind überrascht, wie viel Arbeit es bedeutet einen kleinen Film zu drehen. Unter Applaus wurde das Ergebnis des Drehs am Montag vorgeführt. © Carsten Sander
Die Tonalität des Clips wird durch die hinterlegte Musik, aber im Besonderen vor allem durch die Erzählerstimme geprägt. So berichtet Ali, der dem Erzähler hier seine Stimme verlieh, dass das „schon sehr schwer war“. So musste er in einer anderen Stimmlage sprechen, als er es normalerweise tut. Es habe einige Übung gebraucht, aber es habe ihm Spaß gemacht.
Der Videoclip überrascht mit außergewöhnlichen Sichtweisen
Neben der Sichtweise von Kindern auf Europa überrascht auch eine andere, ungewöhnliche Perspektive: In einer Einstellung wird der Friedensplatz von oben gezeigt. Dieser Anblick ist den meisten Dortmundern sicherlich neu und ihn zu ermöglichen war nicht einfach. Da es am Drehtag sehr windig war, verlangte es viel Können vom Drohnenpiloten ab, die Szene aufzunehmen. Zudem bedurfte es einer behördlichen Genehmigung.

Mit viel Begeisterung bemalen Schüler Umzugskartons mit blauer Farbe, die zu einer Europaflagge zusammengebaut wurden. © Karsten Wickern
Neben Aufnahmen verschiedener Szenen aus dem Dortmunder Stadtgebiet und den schauspielerischen Leistungen der Schüler sind auch einige Lehrer in dem Clip zu sehen. Etwas zähneknirschend musste zum Beispiel Wiebke Menke überzeugt werden, eine unbeliebte Rolle zu übernehmen. Die Lehrerin verkörpert die Frau, die mit Vorurteilen gegenüber Ausländern behaftet ist. Ihren Schülern gegenüber betont Menke: „Das ist keinesfalls meine persönliche Einstellung. Das möchte ich noch einmal klar machen“.
Das nächste Filmprojekt wird bereits geplant
Dass die Dreharbeiten den Kinder Freude bereitete, zeigt auch, dass die meisten Schüler beim nächsten Projekt gleich wieder mitmachen möchten. Das freut besonders Johannes Schaffeldt vom Jugendring Dortmund, der federführend bei dem Projekt war. Die Kooperation mit der Droste-Hülhoff-Realschule bestehe seit 2015 und habe viele spannende Ergebnisse hervorgebracht.

Geduldig lässt sich Amar für seinen Auftritt blau anmalen. Nicht ohne zurückzumalen. © Jugendring Dortmund
Sowohl Cem Arslan als auch die engagierten Lehrer um Elke Podany werden dann wieder dabei sein. Vermutlich auch Amar, der blau bepinselt eine zentrale Rolle in der Europaflagge einnahm. Der Arbeitstitel des neuen Projekts hört noch auf den Namen „Die Gedanken sind frei“.
Jahrgang 1979. Kind der Metropole Ruhr. Seit 2017 für Sie im Dortmunder Westen vor Ort. Nah an den Menschen und immer neugierig.
