
© Andreas Schröter
Asselner Friseurmeister: „Staatliche Hilfen fließen zu zähflüssig“
Coronavirus in Dortmund
Der Friseurmeister Markus Brylka hat im Sozialen Netzwerk Facebook auf seine Situation im Lockdown aufmerksam gemacht. Sein Kritikpunkt: „Die staatlichen Hilfen fließen zu zähflüssig.“
Markus Brylka ist ein Friseurmeister, dessen Salon seit ziemlich genau 50 Jahren am Asselner Hellweg 98 besteht. „Von den Kaufleuten in Asseln sind wir diejenigen, die am längsten dabei sind“, sagt er. Freude über das Jubiläum will in diesen Lockdown-Tagen bei dem 50-Jährigen, der den Salon 2007 von seinem Vater übernommen hat, jedoch nicht so recht aufkommen.
Was ihm missfällt, sind die zähflüssigen Auszahlungen der staatlichen Hilfen. Von den angekündigten November-Hilfen habe er noch keinen Cent gesehen, die Dezember-Hilfe habe er noch gar nicht beantragen können.
Markus Brylka macht auf seine Situation aufmerksam
Im Sozialen Netzwerk Facebook ist Brylka zuletzt dadurch aufgefallen, dass er ein Foto der gesamten Belegschaft veröffentlicht hat - verbunden mit dem Text: „Wir machen AUF ... merksam auf unsere Situation im Friseurhandwerk.“ Weiter heißt es: „Liebe Regierung, auch wir brauchen eine angemessene Entschädigung, um zu überleben und Arbeitsplätze zu sichern.“ Onlinehandel sei in dieser Branche eben nicht möglich. Er distanziere sich aber deutlich von Corona-Leugnern, Maskenverweigerern oder der rechten Szene.

Der Salon von Friseurmeister Brylka gehört zu den ältesten Geschäften im Ortskern von Asseln. © Andreas Schröter
Für diese Veröffentlichung habe er sehr viel Zuspruch erhalten, sagt Brylka, und das sei doch immerhin etwas, das ihn zuversichtlich stimme, obwohl die Situation an den Nerven zerre: Er selbst komme nur zurecht, weil er ein wenig Geld gespart habe, das nun immer weniger werde. Sein sechsköpfiges Team habe er in Kurzarbeit geschickt. Schwarzarbeit komme für ihn nicht infrage, und er sei auch sicher, dass das für den Rest des Teams gelte.

Das hat Markus Brylka neulich bei Facebook veröffentlicht. © Brylka
Brylka nutzt die Zeit, um seinen Salon etwas zu renovieren. Ein Freund hilft ihm dabei. Die beiden streichen die Wände, hängen neue Bilder auf und verändern etwas an der Deko. „Daran sehen Sie“, sagt er, „dass ich fest an die Zukunft meines Geschäfts glaube.“ Allerdings: Selbst wenn sein Salon nach dem Lockdown mit Terminanfragen überhäuft werde, könne er ja nur eine bestimmte Anzahl von Kunden bewältigen. Und wenn dann weiterhin die Corona-Schutzregeln gelten, müsse er wieder jeden zweiten Frisierstuhl leer lassen - wie schon in der Zeit zwischen den beiden Lockdowns. Weil das aber im Sommer war, konnten die Kunden bequem auf Stühlen auf dem modernen Platz hinter dem Salon im Freien warten - etwas, das nun kaum möglich wäre.
Vor der Corona-Krise sei er sehr zufrieden gewesen mit dem Umsatz - und das, obwohl es in Asseln noch sieben oder acht andere Friseure gibt. Sein Salon lebe von Stammkunden: „Manche, die früher als Kinder zu uns kamen, schicken jetzt ihre eigenen Kinder“, sagt Brylka. Im gefalle die Arbeit besonders in einem Ort wie Asseln: „Alles ist nicht so anonym wie vielleicht in der City.“
Ich fahre täglich durch den Dortmunder Nordosten und besuche Menschen, die etwas Interessantes zu erzählen haben. Ich bin seit 1991 bei den RN. Vorher habe ich Publizistik, Germanistik und Politik studiert. Ich bin verheiratet und habe drei Töchter.
