
© Thomas Thiel
Dortmunder Arzt kritisiert Corona-Teststelle: „Wie ein Flüchtlingslager“
Reiserückkehrer-Tests
Ein Arzt aus Dortmund ist unzufrieden mit der Corona-Teststelle am Klinikum-Nord. Ihr tristes Erscheinungsbild schreckt Test-Willige ab, meint er – wenn sie die Teststelle überhaupt fänden.
Zum ersten Mal seit 40 Jahren war Thomas Schätzler kürzlich für einen ganzen Monat im Urlaub. Der frisch pensionierte Allgemeinmediziner, der bis zum Sommer mehr als ein Vierteljahrhundert eine Praxis an der Kleppingstraße gehabt hatte, genoss mit Freunden und Familie die Zeit in einem abgeschiedenen Ferienhaus inmitten von Weinbergen in Südfrankreich.
Einziger Schönheitsfehler: Die Urlaubsregion ist Corona-Risikogebiet. Also ließ sich der 70-jährige Dortmunder nach seiner Rückkehr auf das neuartige Coronavirus testen. Der Test fiel negativ aus – trotzdem blieb beim Arzt ein ungutes Gefühl zurück.
Der Grund dafür ist die Corona-Teststelle am Klinikum-Nord, wo Schätzler den Test machte. Dort können sich seit Anfang August alle Dortmunder Reiserückkehrer kostenlos testen lassen.
An dem Ablauf des Tests an sich hat Schätzler überhaupt nichts auszusetzen („Die Kollegen waren kompetent und freundlich“), dafür aber an dem Erscheinungsbild der Teststelle umso mehr.

„Wie in einem Auffanglager“ fühlte sich Thomas Schätzler während seines Corona-Tests in der Teststelle am Klinikum-Nord. © Thomas Schätzler
„Man hat hier seitens der Stadt Dortmund ein Flüchtlings- und Aufnahmelager-Szenario inszeniert, aus welcher Motivation auch immer“, kritisiert er. Der triste Baustellenzaun rund um das Gelände, das schäbige Warte-Zelt, der Test-Container – „das sieht aus wie eine Baustelle“, findet Schätzler, „es wirkt alles wie ein Notbehelf“. Und dass es nur zwei Dixie-Toiletten für die Testpersonen gebe, sei auch aus infektiologischer Sicht problematisch.
Außerdem sei es gar nicht so einfach, die Teststelle überhaupt zu finden. Hinweisschilder fehlten. „Selbst das Big Tipi ist besser ausgeschildert“, sagt Schätzler. Auch andere Reiserückkehrer berichten, dass sie erst einmal einige Zeit über das Klinikgelände geirrt seien, bis sie die etwas abgelegene Teststelle gefunden hätten.

Die Warteschlange vor dem Container, in dem die Corona-Tests gemacht werden. © Thomas Thiel
Schätzlers Befürchtung: „So lassen sich viele potenziell Infizierte aus Risikogebieten nicht testen, weil das Ambiente eher abschreckend wirkt.“
Spricht man Mitarbeiter der Teststelle vor Ort auf die Kritikpunkte an, erntet man Unverständnis. Zitiert werden will hier niemand, doch hinter vorgehaltener Hand ist die Reaktion eindeutig: Der Herr solle sich mal nicht so anstellen.
Klar, es sei eine „funktionelle Teststelle“, die aus der Not geboren sei, doch sei man froh, dass man überhaupt eine passende Fläche gefunden habe, heißt es aus dem Umfeld der Teststelle.
Stadt Dortmund hat viele positive Rückmeldungen zur Corona-Teststelle
Ähnlich liest sich die Stellungnahme der Stadt zu der Kritik, in deren Auftrag die Teststelle betrieben wird: „Die Teststelle am Klinikum Nord ist so installiert worden, dass sie schnell und reibungslos ihre Funktion erfüllen kann“, schreibt Stadtsprecherin Anke Widow auf Anfrage unserer Redaktion.
Auch habe man keine Kenntnis von anderen Beschwerden zum Erscheinungsbild. „Im Gegenteil: Die Betroffenen begrüßen dieses für sie kostenlose Testangebot.“ Seit die Teststelle ihren Dienst aufgenommen hat, haben sich dort 8.100 Menschen testen lassen.
Corona-Teststelle am Klinikum wird etwas umgebaut
Noch bis mindestens Ende Oktober wird die Teststelle geöffnet sein. Ob sich dort auch danach Reiserückkehrer testen lassen können, hänge von „zukünftigen Vorgaben und Bestimmungen von Landes- und Bundesseite ab“, schreibt die Stadt.
Dass die Teststelle für den Fall der Fälle dafür gewappnet ist, dafür sorgt die Stadt derweil schon einmal: „Mit dem Blick auf die bevorstehenden kälteren Temperaturen soll der Wartebereich für Personen zum Beispiel durch eine Überdachung entsprechend ausgestattet werden.“
Vielleicht schwächt das dann auch den von Schätzler kritisierten Baustellen-Charme ein wenig ab.
1984 geboren, schreibe ich mich seit 2009 durch die verschiedenen Redaktionen von Lensing Media. Seit 2013 bin ich in der Lokalredaktion Dortmund, was meiner Vorliebe zu Schwarzgelb entgegenkommt. Daneben pflege ich meine Schwächen für Stadtgeschichte (einmal Historiker, immer Historiker), schöne Texte und Tresengespräche.
