Organspende
Arno Schreer lebte 30 Jahre mit einem fremden Herzen - ein Rekord
Der 1. Juni ist für Arno Schreer ein besonderer Feiertag. An diesem Tag im Jahr 1992 hat er ein Spenderherz bekommen. Das ist nun 30 Jahre her - ein Rekord. Nun ist er gestorben.
UPDATE: Arno Schreer ist am 29.8. gestorben. Er wurde 64 Jahre alt.
Ursprungstext:
Arno Schreer (64) hat in seinem Leben schon viele sportliche Wettbewerbe gewonnen, aber er hält einen Rekord, der gar nichts mit Sport zu tun hat, dafür umso bemerkenswerter ist: Der Evinger ist der Patient aus dem Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen in Bad Oeynhausen, der am längsten mit einem fremden Herzen lebt: am 1. Juni 2022 genau 30 Jahre lang.
Der Tag sei für ihn wie ein zweiter Geburtstag, sagt er. Und als solchen wird er ihn auch mit Freunden feiern. Fünf bis zehn Jahre seien ihm damals prognostiziert worden.
Arno Schreers Krankengeschichte begann bereits mit 21 Jahren. Damals – sehr ungewöhnlich in diesem Alter – erlitt er einen Herzinfarkt. Ein paar Jahre später fanden die Ärzte die Ursache dafür.
Er litt an einer Krankheit, bei der sich das Herz stetig vergrößert, aber immer leistungsschwächer wird. Heilbar ist das nicht. Für Arno Schreer, der damals leidenschaftlich gern Fußball spielte, gab es nur zwei Alternativen: sterben oder einer Herztransplantation zustimmen. Da fiel die Entscheidung nicht schwer.
Spender ist unbekannt
Und weil er mit einer Lebenserwartung von nur noch einem halben Jahr in die höchste Dringlichkeitsstufe eingeordnet wurde, dauerte es nicht allzu lange, bis er tatsächlich ein Spenderherz zugeteilt bekam. „Ich weiß nicht, wem das Herz vorher gehörte“, sagt er, das sei in Deutschland so geregelt. Er finde das aber schade, er würde der Familie des Spenders gerne danken.
Warum Arno Schreer so lange mit einem fremden Herzen überlebt hat, kann er nicht sagen, aber möglicherweise liege es ja sogar daran, dass er die (übervorsichtigen?) Ratschläge seiner Ärzte nur zum Teil befolgt hat.
Er wollte nach der Operation so schnell wie möglich wieder ein ganz normales Leben führen. Und dazu gehörte damals für den BVB-Dauerkartenbesitzer auch ein Besuch im Stadion – schließlich spielte der BVB nacheinander gegen Schalke und die Bayern. Die Ärzte hatten ihm geraten, größere Menschenansammlungen zu vermeiden. Wegen des Infektionsrisikos. Schreer ignorierte das und ging ins Stadion.
Mehrmals Deutscher Meister
Und er begann, auch selbst wieder Sport zu treiben. Über 30 mal wurde er Deutscher Meister im Schwimmen bei den Meisterschaften der Organtransplantierten. Er fuhr zu internationalen Wettbewerben nach Österreich, Finnland und Norwegen und trainierte bis zu 20 Stunden in der Woche.
Viele internationale Freundschaften sind in dieser Zeit entstanden. Er hat eine Blechkiste, randvoll mit Medaillen und Auszeichnungen. Angeben möchte Arno Schreer damit nicht, sonst würden die Medaillen wohl repräsentativ im Wohnzimmer hängen. Im Grunde erzähle er gar nicht so gerne davon, sagt er.
Arno Schreer hat eine ganze Kiste voller Medaillen, die er für seine sportlichen Erfolge erzielt hat. Eigentlich zeigt er die gar nicht so gerne. © Andreas Schröter
Als erster Herztransplantierter habe er einen Triathlon in Witten mitgemacht und als einziger Transplantierter sei er das 24-Stunden-Radrennen auf dem Nürburgring gefahren. Und bis vor rund 15 Jahren hat er sogar noch Fußball gespielt. Das musste er inzwischen jedoch aufgeben – nicht wegen des Herzens, sondern wegen anderer Malaisen wie Osteoporose, mit denen sich Menschen in seinem Alter eben herumschlagen müssen.
Täglich mehrere Medikamente
Auch wenn es ihm bis heute relativ gut geht, muss der Dortmunder täglich mehrere Medikamente nehmen, damit das fremde Organ nicht abgestoßen wird. Das Immunsystem ist geschwächt und das Krebsrisiko ums 500-Fache erhöht. Er habe auch tatsächlich bereits mit Hautkrebs zu kämpfen gehabt, aber das sei alles zu ertragen, sagt der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann.
Wichtig ist ihm das Thema Organgspende. Schreer möchte noch mehr Menschen animieren, sich einen Organspende-Ausweis zuzulegen und einer Organspende zuzustimmen. Der Rockfan lobt ausdrücklich seine Frau Angelika, die ihn unterstützt, wo sie kann. Apropos Angelika: Sie hat eine Corona-Infektion überstanden. Arno Schreer hat sich nicht angesteckt.
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