Nach Unfall-Schock - Anwohner sauer auf Raser „Es geht um unsere Kinder“

Anwohner beklagen rasende Autofahrer: „Es geht um unsere Kinder“
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Die Schritte machen Julia Rebbe bereits nervös. Ihre Tochter bewegt sich nur ein paar Meter in die Nähe der Fahrbahn des Zinswegs. „Wenn ich dann auch noch ein Auto sehe, kriege ich Panik“, erklärt die Mutter. Denn auf der Straße in Körne-West sausen regelmäßig Pkw, Kleintransporter, aber auch Linienbusse vorbei.

Zwar halten sich an diesem Dienstagnachmittag alle Verkehrsteilnehmer an das Tempolimit von 30 Stundenkilometern. Aber das sei in der Regel nicht immer so, ganz im Gegenteil. Viele bretterten mit 50, 60 km/h, zum Teil auch deutlich schneller über den Asphalt. So schildern es zumindest die Anwohner: „Die geben richtig Gas“, beklagt Heike Böhn. „Wenn die da oben kommen, wird es eine Heizstrecke. Für Kinder ist es dann sehr gefährlich“

Schwerer Unfall war "Schock"

Mit „da oben“ meint sie den Windmühlenweg. Dort geht die Strecke rechts in den Zinsweg über – und damit in die Gerade. Erst Ende August kam es hier zu einem schweren Verkehrsunfall, als ein Autofahrer auf dem Zinsweg in Richtung Osten (Am Zehnthof) plötzlich beschleunigte und mit einem Gegenfahrer zusammenprallte. Der schwere Crash verschreckte auch die Anwohner, wie Böhn berichtet: „Das war ein absoluter Auslöser für uns, der ganze Zinsweg war geschockt.“

Und Julia Rebbe ergänzt: „Dieser Unfall hat uns zu Denken gegeben.“ Trotzdem gehe es damit weiter, dass viele Autofahrer das Gaspedal durchdrücken. Blitzer oder andere Maßnahmen fehlten. Autofahrer finden hier eine gerade Strecke vor, auf der sie Gas geben könnten: „Die Straße verleitet dazu.“

„Es ist eine Rennstrecke“

Morgens oder nachmittags sei es besonders schlimm. Zu dieser Stoßzeit brettern Pendler und Lastwagen über die Straße. Nachts sei es manchmal auch der Fall, dass Motoren aufheulen. Dann toben sich hier Raser aus. „Mittlerweile ist es eine Rennstrecke“, beklagt Böhn.

Rebbe störe dagegen weniger der Lärm. „Ich habe ja Kinder, deswegen ist die Lautstärke in unserer Wohnung deutlicher höher“, scherzt die Mutter. Aber gerade ihre Kleinen seien es ja, um die sie sich sorge: „Es geht hauptsächlich um die Kinder. Wenn die hier herumlaufen, habe ich Angst, dass sie dazwischenkommen.“

Julia Rebbe und Heike Böhn (v.l.n.r. in der Mitte) fordern mit ihren Nachbarn ein Tempolimit und Sicherheit
Julia Rebbe und Heike Böhn (v.l.n.r. in der Mitte) fordern mit ihren Nachbarn ein Tempolimit und Sicherheit © Benjamin Trilling

2010 zog sie mit ihrem Mann nach Körne. Erst später gründeten hier viele Nachbarn Familien, wie Rebbe erzählt: „Seitdem wurden es mehr Kinder in der Nachbarschaft.“ Schlimm sei es schon damals mit der Raserei gewesen. „Aber es ist schlimmer geworden“, betont die Mutter.

Mehr Kinder, mehr Raser

Tempolimit 30? Darauf achteten im Zinsweg nicht alle.
Tempolimit 30? Darauf achteten im Zinsweg nicht alle. © Benjamin Trilling

Gegenüber ihres Wohnblocks liegt eine Schrebergartensiedlung und damit viel Grün. Logisch, dass es hier viele Kinder hinzieht. In unmittelbarer Nähe befinden sich auch eine Grundschule und ein Kindergarten. Und Rebbe sowie Böhn sind bei Weitem nicht die Einzigen, die ein Problem mit dem Verkehrsverhalten am Zinsweg haben.

Wer zu schnell fährt, erkennt diese Hinweise nicht: Schilder im Zinsweg.
Wer zu schnell fährt, erkennt diese Hinweise nicht: Schilder im Zinsweg. © Benjamin Trilling

Klagen von vielen Anwohnern

Gleich mehrere Anwohner verlassen beim Termin mit unserem Reporter ihre Wohnung. Sie wollen ihr Problem schildern. Sie erzählen, dass sie unter einem „Achtung, Kinder!“-Verkehrszeichen ein zusätzliches Schild gehängt haben, es sei ausgehändigt von der Polizei. „Aber ich glaube, darauf achten die nicht“, sagt Rebbe. Mit „die“ meint sie die Raser. Dann fährt wieder ein Wagen vorbei. Diesmal allerdings nicht zu schnell. Und ihre Tochter steht genau neben ihr. In Sicherheit.

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