Bezirksbürgermeister Friedrich Fuß war schon vor ihrer Beschädigung kein Freund der Anti-Obdachlosen-Bank im Kreuzviertel. Eine Woche nach diesem Foto montierten Unbekannte die Mittellehnen der Bank ab.

Bezirksbürgermeister Friedrich Fuß war schon vor ihrer Beschädigung kein Freund der Anti-Obdachlosen-Bank im Kreuzviertel. Eine Woche nach diesem Foto montierten Unbekannte die Mittellehnen der Bank ab. © Thomas Thiel (Archivbild)

Beschädigte Anti-Obdachlosen-Bank: Bezirksbürgermeister hat neuen Vorschlag

rnUmstrittene Sitzgelegenheit

Dortmunds erste Anti-Obdachlosen-Bank erfüllt nicht mehr ihren Zweck: Unbekannte haben ihre Mittel-Armlehnen abmontiert. Was passiert nun mit der Bank? Der Bezirksbürgermeister hat eine Idee.

Dortmund

, 29.09.2022, 17:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Friedrich Fuß war am Donnerstagvormittag ein gefragter Mann. Ständig klingelte das Telefon des Bezirksbürgermeisters von Dortmunds Innenstadt-West. Die Anrufe hatten nur ein Thema: die Anti-Obdachlosen-Bank im Kreuzviertel. Unbekannte hatten (mutmaßlich in der Nacht zu Donnerstag) die Mittel-Armlehnen der Bank abmontiert.

Verärgert über die „Sachbeschädigung“, wie er den Vorfall „als Bezirksbürgermeister“ nennt, wirkt Fuß im Gespräch mit unserer Redaktion jedoch nicht - eher ein wenig erleichtert. „Als Privatmensch“ habe er sich bei dem Gedanken ertappt, dass da jemand ein Problem gelöst habe, gibt er ehrlich zu.

Dieses Problem hatte die Bezirksvertretung Innenstadt-West, in der Fuß eines von 18 Mitgliedern ist, ausgelöst: Das Stadtteil-Parlament hatte im April die Beschwerde einer Anwohnerin über Müll und Lärm an die Stadtverwaltung weitergeleitet mit der Bitte, die dortige Bank mit einer Mittellehne zu versehen, damit auf ihr keine Obdachlosen mehr schlafen können.

Dieser Bitte kam das Tiefbauamt Mitte September nach. Es baute am Standort an der Sonnenstraße eine neue Bank ein, ein Modell mit zwei Mittel-Armlehnen, die eigentlich Senioren beim Hinsetzen und Aufstehen helfen sollten.

Die Anti-Obdachlosen-Bank im Kreuzviertel am Donnerstag (29.9.). Am Morgen war bekannt geworden, dass jemand die Mittelarmlehnen abmontiert hat, welche ein Liegen auf der Bank verhindert hatten.

Die Anti-Obdachlosen-Bank im Kreuzviertel am Donnerstag (29.9.). Am Morgen war bekannt geworden, dass jemand die Mittelarmlehnen abmontiert hat, welche ein Liegen auf der Bank verhindert hatten. © Thomas Thiel

Doch dann entwickelte sich das routinemäßige Eingehen auf einen Anwohner-Wunsch nach einem Bericht unserer Redaktion zu einem ausgewachsenen Politikum: Mitglieder der Nachbarschaftsinitiative „Jeder Straße ihre Sitzbank“ nannten die neue Bank „menschenverachtend“. Plötzlich wurden die Bezirksvertretung und Fuß in den Sozialen Medien als obdachlosenfeindlich kritisiert. „Dabei“, sagt Fuß im Gespräch, „war das ja gar nicht so gemeint!“

Jetzt lesen

Doch wie geht es nun weiter mit der Bank? Werden die Armlehnen ersetzt? Dazu gebe es noch keine Entscheidung, heißt es auf Anfrage von der Stadt. Das Tiefbauamt müsse sich die Sache vor Ort erst einmal anschauen.

Von Seiten der Stadtteil-Politik wird das Tiefbauamt wohl keinen Druck kriegen, ist Fuß überzeugt: „Ich glaube nicht, dass wir [die Bezirksvertretung] die Bank reparieren lassen werden.“

Jetzt lesen

Im Gegenteil: Der Bezirksbürgermeister will die „Guerilla-Aktion“, wie er die Entfernung der Mittellehnen nennt, dafür nutzen, die missverstandene Entscheidung komplett zu korrigieren: „Ich werde in der nächsten Sitzung der Bezirksvertretung vorschlagen, die alte Bank da wieder hinzusetzen.“

Denn auf der jetzt Mittellehnen-freien Bank könne man immer noch nicht gut übernachten, wegen ihrer abgerundeten Sitzfläche.

Lesen Sie jetzt