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Angst um Kita und Neubaugebiet: Dortmunder fürchtet Schadstoffe im Boden
Neue Wohnungen
Ein Anwohner sorgt sich um ein Neubaugebiet: Der Boden könnte verseucht sein. 24 Wohnungen werden an einer kleinen Straße in Dortmund gebaut, daneben steht sogar eine Kita.
Ein Engpass auf dem Wohnungsmarkt hat die Stadt Dortmund gezwungen, zu handeln. 2017 beauftragte sie deshalb ihre Tochter, die „Dortmunder Stadtentwicklungsgesellschaft“ (DSG), mit der Planung von 200 öffentlich geförderten Wohnungen.
Bereits 2016 hatte die Stadt knapp 40 Millionen Euro in gut 500 solcher Wohnungen investiert. Doch das reichte noch lange nicht aus. Die zusätzlichen Wohnungen entstehen jetzt mithilfe von Landes-Fördermitteln in Hombruch, Huckarde und Wambel.
Bereits Ende 2018 sollten drei Häuser mit 24 Zwei- bis Vierraum-Wohnungen an der Fuchteystraße in Huckarde fertig sein. Doch die Bauarbeiten verzögerten sich, die Mehrfamilienhäuser sind bis heute nicht fertiggestellt.
„Nach einem intensiven Planungsprozess und einer europaweiten Ausschreibungsphase ist der Auftrag zur schlüsselfertigen Erstellung der drei Mehrfamilienhäuser im September 2018 vergeben worden“, begründet Stadt Pressesprecher Christian Schön die Verzögerung. Im August 2020 sollen die Wohnungen bezugsfertig sein.
Anwohner fürchtet verseuchten Boden
Ein knappes Dreivierteljahr vor Fertigstellung der Häuser meldet sich jetzt ein Anwohner zu Wort, der seinen Namen nicht nennen möchte. „Wohnraum benötigen wir in Huckarde ganz dringend“, sagt er. Allerdings treibe ihn eine Sorge um: „Der Boden, auf dem gebaut wird, könnte kontaminiert sein.“
Schließlich habe die Kokerei Hansa, die sich ganz in der Nähe des Neubaugebietes befindet, das jetzige Baugrundstück, das lange Zeit brach lag, in den 50er-Jahren als Ablagefläche für Kokerei-Abfall verwendet.
Ammoniak, Schwefel, Teer – diese und andere Abfallprodukte entstanden zu Betriebszeiten auf Hansa. Denn die Produktion von Koks und Gas ist keine saubere. Und die Stoffe, die dabei entstehen, sind nicht ungefährlich, wenn sie in den Boden gelangen.
Der Boden versauert
Ammoniak sorgt im Boden für eine Versauerung und Nährstoffüberversorgung. So greift es laut Umweltbundesamt in die Artenvielfalt ein und kann die Vegetation schädigen.

An der Fuchteystraße entstehen drei neue Häuser mit 24 Wohnungen. © Carolin West
Schwefel kann laut Umweltbundesamt der Bodenfruchtbarkeit schaden und ebenfalls eine Versauerung verursachen. Teer ist insbesondere dann gefährlich, wenn die darin enthaltenen Stoffe durch den Boden in Gewässer und Grundwasser gelangen.
Sollten sich diese und andere Schadstoffe tatsächlich im Boden des Neubaugebiets befinden, hätte das also nicht nur Konsequenzen für die Bewohner der neuen Sozialwohnungen, sondern auch für andere Anwohner rundherum.
Wurden Bodenproben genommen?
Ob die Kokerei Hansa tatsächlich Abfallprodukte auf dem ehemaligen Brachland abgeladen hat, konnte die RAG-Montan Immobilien bis Redaktionsschluss dieses Textes am 6. Januar nicht bestätigen. Eine Anfrage läuft.
„Mich würde mal interessieren, ob vor dem Bau Bodenproben genommen wurden“, sagt der Anwohner. Seine Sorge gelte auch der angrenzenden Kita „Abenteuerland“, die 2014 eröffnet wurde. Für Kinder, die am und mit dem Boden spielen, sei ein verseuchter Boden eine Gefahr.
„Im Zuge der Planungsphase wurde ein umfangreiches Bodengutachten erstellt“, sagt Christian Schön. Der Boden mit Bauschuttanteilen zeigte dabei leicht erhöhte Schadstoffgehalte, die es bei der sensiblen Folgenutzung zu berücksichtigen galt.
Daraufhin seien 1,8 Meter des schadstoffhaltigen Bodens abgetragen und gegen „ausschließlich unbelasteten natürlichen Boden“ ausgetauscht worden.
„Die Maßnahme wird durch einen Bodengutachter begleitet und mit dem Umweltamt der Stadt Dortmund abgestimmt“, so Schön.
Redakteurin, davor Studium der angewandten Sprachwissenschaften in Dortmund und Bochum. Sportbegeistert und vor allem tänzerisch unterwegs.
