Angriffe auf Innenstadt-Kneipe in Dortmund Bar „ist jetzt ein Sicherheitstrakt“

Angriffe auf Kneipe im Unionviertel: Bar „ist jetzt ein Sicherheitstrakt“
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Die Kneipe „Missin‘ Link“ öffnet erst abends. Aber auch tagsüber wird im Vorbeigehen schon deutlich, dass hier nicht alles so ist wie sonst. Eine große Holzplatte verdeckt ein Fenster, ein paar Schritte weiter sind große Löcher in gebrochenen Scheiben zu sehen.

Viermal innerhalb von 10 Tagen sei man angegriffen worden, sagt Kim Nguyen. Am 7. November (Montag) hätten Zeugen früh morgens zwischen 4 und 5 Uhr Lärm gehört, Scheiben wurden zerstört, im Laden und davor auf dem Gehweg seien zwei rote Ziegelsteine gefunden worden.

Kurz nachdem alles repariert worden war, dann der zweite Schock: Am Mittwoch (16.11.) sind wieder am frühen Morgen die Scheiben zerstört worden, diesmal ohne reingeworfene Steine. Zwei weitere Beschädigungen folgten. „Wir haben mit niemandem Ärger. Es gibt keine Bedrohung und kein Bekennerschreiben“, sagt Kims Mann Hau Nguyen: „Wir sind ratlos und fassungslos.“

Die Kunden mögen sich nicht wundern, hat das Paar in den Sozialen Medien schon geschrieben: „Das ML ist jetzt ein Sicherheitstrakt inklusive Scheibenschutz und Videoüberwachung im Außenbereich.“ Letztere diene ausschließlich der Objektbewachung. „Wir werden uns den Angriffen nicht beugen und sind weiterhin zu den gewohnten Zeiten für euch da.“

Zerstörte Scheiben am Missin' Link in Dortmund
Zerstörte Scheiben sind an der Langen Straße im Unionviertel zu sehen. © Kevin Kindel

Die Polizei Dortmund bestätigt, dass Ermittlungen zur Kneipe an der Ecke Lange Straße und Sternstraße in der westlichen Innenstadt laufen. Es gebe Zeugenaussagen, die „eine politisch motivierte Straftat mit Bezug zum Rechtsextremismus“ nicht erkennen ließen, so Sprecher Peter Bandermann auf Anfrage.

Nach einem ähnlichen Angriff aufs nicht weit entfernte Taranta Babu ist dort so ein Verdacht aufgekommen. Ein Tatverdächtiger ist ganz in der Nähe dieses Tatorts im Klinikviertel festgenommen worden. „Unser Staatsschutz ermittelt weiterhin“, sagt Bandermann zu diesem Fall: „Weitere Details können wir jedoch aus dem laufenden Ermittlungsverfahren heraus nicht nennen.“

Politisch neutraler Betrieb

Kim Nguyen vom Missin‘ Link betont, dass man sich als politisch neutral verstehe. „Bei uns sind alle Menschen willkommen, die keine verfassungswidrige und menschenverachtende Gesinnung pflegen“, so Nguyen: „Wir machen keine Politik.“ Auf einen Rollladen ist vor einiger Zeit das Wort „Antifa“ gesprüht worden, wie es an jedem Haus im Unionviertel passieren könnte.

Man wolle keine Mutmaßungen zu möglichen Tätern anstellen und überlasse die Ermittlungsarbeit der Polizei, die in alle Richtungen ermittle: „Uns bleibt nichts anderes übrig, als abzuwarten, dass diese feigen Taten aufgeklärt werden.“

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