Angela Zanirati stirbt mit nur 44 Jahren Fünf- und Achtjähriger verlieren ihre alleinerziehende Mutter

Angela Zanirati stirbt mit nur 44 Jahren: Fünf- und Achtjähriger verlieren ihre alleinerziehende Mutter
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Mit Rückenschmerzen an Silvester fing es bei Angela Zanirati an. Aber eigentlich war es da schon zu spät. Die Schmerzen sind Symptome eines bösartigen Lungentumors, der bereits im Körper der 44-Jährigen gestreut hat. Das weiß die Dortmunderin zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht. Sie geht zum Arzt, der gibt ihr Spritzen gegen eine vermutete Muskelverspannung.

Wirklich besser wird es danach nicht. Wie sollen die Spritzen auch gegen einen Tumor helfen? Aber Angela Zanirati ist keine, die klagt und eine, die keine Ärzte mag, erinnern sich ihre Freundinnen. Eine von ihnen muss sie am 13. Februar regelrecht dazu zwingen, ins Krankenhaus zu gehen, als sie sieht, wie abgemagert Angela Zanirati ist und wie geschwollen die Lymphknoten am Hals sind.

Es wird ein kurzer Klinik-Aufenthalt. Die Ärzte versuchen es noch mit einer Operation und beginnen eine Chemo-Therapie. Es hilft nichts mehr. Nach sechs Tagen im Krankenhaus stirbt Angela Zanirati am 19. Februar mit 44 Jahren.

Nicht greifbar für die Söhne

Die alleinerziehende Mutter hinterlässt zwei Kinder im Alter von fünf und acht Jahren, die nun ohne ihre Mutter auskommen müssen. Wirklich greifbar sei das für die beiden Jungen noch nicht, sagen die Freundinnen der Mutter. Der ältere verstehe noch eher, dass er seine Mutter nicht mehr sehen werde.

Der Vater des jüngsten Sohns, der zuletzt in den Niederlanden lebte, kümmert sich nun um die Kinder. In der Vergangenheit sei er nicht immer zuverlässig gewesen, aber er wolle sich bemühen, sagt Anna Holtwick. Sie ist eine Freundin von Angela Zanirati.

Die Dortmunderin Angela Zanirati hält eine Sonnenblume in die Kamera. Hinter ihr sind weitere Sonnenblumen zu sehen.
Angela Zanirati war gerne im Garten. Mit einer Freundin hat sie einen Kleingarten in der Nordstadt gepachtet. © privat

Gemeinsam mit weiteren Freundinnen will sie den Vater unterstützen. „Wir sind froh, dass die Kinder zusammenbleiben können“, sagt Anna Holtwick. Auch für das Jugendamt sei das vorrangig gewesen. Die Behörde stellt dem Vater eine Familienhilfe an die Seite. Die Freundinnen erleben die Mitarbeiter als sehr engagiert.

Schicksalsgemeinschaft aus Alleinerziehenden

„Sie sind fast wie meine Kinder. Ich werde alles dafür tun, dass sie in guten Händen sind“, hatte eine andere Freundin Angela Zanirati am Sterbebett versprochen. Sie möchte namentlich nicht genannt werden. Sie hat Schwierigkeiten mit ihrer Familie und ist ebenfalls alleinerziehend. Angela Zanirati kennt die Mutter aus der Nachbarschaft in der Nordstadt.

Auf einem Spielplatz haben sich beide kennengelernt, als ihre Kinder zusammen gespielt haben. Es kommen noch zwei andere Frauen dazu, die alleinerziehend sind. Die Mütter werden so etwas wie eine Schicksalsgemeinschaft. Sie unterstützen sich, passen auf gegenseitig auf die Kinder auf, die alle ungefähr in einem Alter sind und sich gut verstehen.

In der teils anonymen Nordstadt bilden sie ihr eigenes kleines Netzwerk. Sie fahren gemeinsam in die Türkei und pachten einen Kleingarten in der Nordstadt. Angela Zanirati sei gerne draußen gewesen. Blumen habe sie geliebt, sagt Anna Holtwick.

Viele Schicksalsschläge

Ihre Kinder hätten immer im Vordergrund gestanden, aber auch für ihre Freundinnen sei sie immer da gewesen, sagt die andere Freundin. „Angela hat sich immer zuerst um andere gekümmert und dann um andere.“ Das sagt auch ein Nachbar, der vorbeikommt und die Verstorbene kannte und eine Freundin, die unbedingt noch am Telefon etwas über sie sagen möchte. Dabei habe Angela Zanirati es selbst nicht leicht im Leben gehabt und einige Schicksalsschläge erlitten.

Außer ihren Kindern, ihren Freunden und dem Hund, den sie geliebt habe, hatte sie niemanden mehr. Was mit dem Vater von Angela Zanirati war, weiß keine der Freundinnen so genau. Aber ihre Mutter sei früh gestorben. Sie sei deshalb bei ihrer Oma aufgewachsen. In Dortmund-Lütgendortmund wurde Angela Zanirati groß.

Angela Zanirati sitzt an einem Tisch und lächelt. Vor ihr stehen Geschenke.
Angela Zanirati war für andere da. Das sagen Menschen, die sie gut kannten. © privat

„Über ihre Oma hat sie viel geredet. Sie war alles für sie“, sagt die Freundin, die anonym bleiben will. Doch auch sie starb vor einigen Jahren. Angela Zanirati kümmerte sich dann um ihren pflegebedürftigen Stiefvater. Von Männern sei sie ansonsten enttäuscht gewesen. Sie habe einfach zu viele schlechte Erfahrungen gemacht. Es ist kein Bilderbuchleben. Aber welches Leben ist das schon? Am Ende hinterlässt sie Menschen, die ihr nahe standen und positiv auf den Menschen Angela Zanirati zurückblicken. „Wir haben Angela immer bewundert, wie sie all die Prüfungen, die ihr das Leben gab, gemeistert hat“, sagt Anna Holtwick.

Freundinnen wollen würdige Beerdigung

Weinen können die Freundinnen nicht mehr, sagen sie. Das hätten sie schon sehr viel getan. Wahrscheinlich werden die Tränen am Montag (4.3.) bei der Beerdigung auf dem Nordfriedhof erneut fließen. Um 13 Uhr wird Angela Zanirati beerdigt. Alle seien willkommen, sagt Anna Holtwick. Bis dahin und auch danach sei aber noch einiges zu tun.

Die Freundinnen haben auf der Plattform Gofundme ein Crowdfunding eingerichtet. Geld für eine Beerdigung hatte die Verstorbene nicht, aber ihre Freundinnen wollen nicht, dass sie anonym bestattet wird. „Sie war ein Herzensmensch. Ihre Kinder sollen ihre Mutter gut in Erinnerung behalten. Sie soll einen würdigen Abschied bekommen“, sagt die Freundin, die anonym bleiben möchte.

Die Beerdigung werde hart, aber es müsse weitergehen. „Wir müssen stark sein, auch für ihre Kinder.“ Der achtjährige Sohn frage schon, wann er wieder nach Hause dürfe. „Wir bemühen uns, dass sie weiter in der Wohnung bleiben können“, sagt die Freundin. Auch danach will sie mit den Kindern in den Urlaub fahren. Mit ihrer eigenen Mutter können sie es nicht mehr.

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