
Angela Dicke wird am Sonntag (18. September) offiziell in den Ruhestand gehen. Der Gemeinde wird sie aber erhalten bleiben. © Britta Linnhoff
Angela Dicke (65) geht in den Ruhestand – aber: „Pfarrerin bleibt man ja“
Entpflichtung
Sonntags findet man Angela Dicke für gewöhnlich in der Lutherkirche. In Barop ist sie Pfarrerin. Der Sonntag am 18. September aber wird für die 65-Jährige ein ganz spezieller sein.
Seit 39 Jahren ist Angela Dicke im Dienst. Sie ist Pfarrerin. Seit 2010 ist sie das in Barop. Die Lutherkirche am Lehnertweg ist ihr „Zuhause“. Sonntags ist sie hier. Auch diesen einen Sonntag im September. Der 18. September ist allerdings ein besonderer für die 65-Jährige und die Gemeinde: Angela Dicke geht offiziell in den Ruhestand.
Die stellvertretende Superintendentin Leonie Grüning wird kommen, zu ihrer „Entpflichtung“, wie es in der evangelischen Kirche heißt. Sie wird offiziell von ihren Aufgaben als Pfarrerin entbunden; das heißt aber nicht, dass man Angela Dicke hier in der Lutherkirche nicht auch künftig irgendwann antreffen kann – auch im Talar an der Kanzel.
„Liebe zu meinem Beruf und meiner Gemeinde“
„Ich habe eine Liebe zur meinem Beruf und meiner Gemeinde“, sagt sie. Nach 39 Jahren empfindet sie, „absolut den richtigen Beruf für mich gewählt zu haben“. Sie habe Freude am „Sinn vermitteln“ und empfinde die Möglichkeit, „hauptberuflich über die Dinge des Lebens nachzudenken“, als absolutes Privileg.

Auch künftig möchte Angela Dicke die Kirchenfporte aufschließen, um zum Beispiel zu Kirchenführungen einzuladen. © Britta Linnhoff
Nun also dieser Sonntag, der einen Schlussstrich unter das Adjektiv „hauptberuflich“ zieht. Wie geht es ihr damit? „Ambivalente Gefühle“, sagt Dicke. Die Corona-Zeit habe Kraft gekostet. Trotz aller Bemühungen sei viel verloren gegangen, die Kirche gerate immer mehr an den Rand der Gesellschaft.
Aber sie werde weiter aktiv sein. Pfarrerin bleibe man ja auch nach der Entpflichtung, erklärt die 65-Jährige. Erst mal aber will sie sich ein bisschen zurückziehen, „zur Ruhe kommen“: Ein Buch lesen, einfach so, ohne einen Plan, was man daraus verwerten könne, einfach das machen, wenn es gemacht werden müsse, und nicht dann, wenn man dafür Zeit habe. Oder eben einfach nichts tun, den Garten genießen, Konzerthaus oder Schauspiel auch an Wochenenden, die sonst immer verplant waren.
Weitermachen letztlich keine Option
Darauf freut sie sich. Dennoch: „Ich hätte gerne noch ein bisschen weitergemacht“, berichtet die 65-Jährige. Sie hätte einen entsprechenden Antrag stellen können: Nur wäre das einhergegangenen mit einer neuen Aufgabe, irgendwo in einer anderen Gemeinde, da wo der Bedarf besonders groß ist. Sie hätte ihre Kindheitsgemeinde wieder verlassen müssen; etwas, das jetzt für sie nicht mehr infrage kam.
Im Laufe ihres Berufslebens verschlug es Angela Dicke nach Bochum. Dort wohnte sie damals auch. Danach, 2001, ging es nach Hörde in die Gemeinde, die Familie kehrte nach Dortmund zurück. Seit 2010 ist sie nun ihrer Heimatgemeinde tätig, wo sie ohnehin seit vielen Jahren viele kennt, „meine Kindheitsgemeinde“, sagt Dicke. 16 Jahre (von 2003 bis 2019) lang hat sie nebenbei am Helene-Lange-Gymnasium Religion unterrichtet, „das war eine tolle Zeit“, erinnert sie sich.
Heute wohnt die Familie nebenan. Ihre drei Enkelkinder (8 und 4 Jahre sowie acht Monate) sind nah bei ihr. Ihr Mann Hans-Walter ist stellvertretender Vorsitzender des Presbyteriums. Beide wird die Gemeinde also weiter sonntags in der Kirche treffen.
Dass ausgerechnet jetzt zum Ruhestand auch Führerschein und Personalausweis abgelaufen sind, wie Angela Dicke festgestellt hat, quittiert sie mit einem Lachen: „Ist das ein Zeichen?“ So oder so, es beginnt ein neuer Lebensabschnitt und die Gefühle der 65-Jährigen für den bevorstehenden Sonntagsgottesdienst sind ambivalent.
Wer dabei sein möchte: Der Gottesdienst beginnt um 11.15 Uhr in der Lutherkirche. Anschließend beginnt ein Empfang im Gemeindehaus; eine Anmeldung ist nicht nötig.
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