Marina Heinrici (l.) ist die Enkelin einer 94-Jährigen, die am Coronavirus erkrankt ist und im Awo-Seniorenzentrum Kirchlinde lebt. Die Angehörige kritisiert, dass die Heimleitung sie nicht ausreichend informiere. „Nur die Presse informiert uns“, sagt Heinrici im Gespräch mit RN-Reporterin Freddy Schneider (r.). © Tobias Weckenbrock
Coronavirus im Awo-Heim
Angehörige einer Corona-Infizierten: „Nur die Presse informiert uns“
Marina Heinrici ist die Enkelin einer 94-jährigen Seniorenheim-Bewohnerin, die am Coronavirus erkrankt ist. Sie kritisiert die Heimleitung und äußert einen ganz klaren Wunsch.
Die Großmutter von Marina Heinrici ist am Coronavirus erkrankt. Die 94-Jährige lebt im Kirchlinder Awo-Seniorenheim. Derzeit gelten 73 Bewohner und 31 Mitarbeiter des Awo-Seniorenheims als Corona-positiv. Ein Bewohner ist am vergangenen Freitag (22. Januar) am Virus gestorben.
Ihre Oma habe „zum Glück nur leichte Symptome“, sagt Marina Heinrici. Sie telefoniere täglich mit ihrer Oma und weiß darum so gut darüber Bescheid, wie es ihr geht.
Die 94-Jährige besitzt ein Handy, mit dem sie ihre Familie auf dem Laufenden hält. „Hätte sie einen Festnetzanschluss, wäre ich mir nicht so sicher, ob wir uns sprechen könnten“, sagt Heinrici.
Psyche der 94-Jährigen leidet
Marina Heinrici ist um ihre Großmutter besorgt. Denn die Psyche der alten Dame leide extrem, seitdem sie nicht mehr in ihrer gewohnten Umgebung ist. „Sie ist auf die Corona-Station verlegt worden“, berichtet die Enkelin. „Sie sagt: ‚Das ist das, was ich mir unter Gefängnis vorstelle.‘“
Im Awo-Seniorenzentrum an der Bockenfelder Straße in Kirchlinde ist es zu einem Corona-Ausbruch gekommen. © Tobias Weckenbrock
Laut einer Awo-Sprecherin seien die Umzüge der Erkrankten unvermeidlich gewesen. So könne das Heim die Versorgung der Bewohner sichern.
Enkelin zeigt Verständnis
Dass das Heim Maßnahmen ergriffen hat, um die Bewohner und auch die Mitarbeiter zu schützen, sei für Marina Heinrici verständlich. Das wolle sie auch nicht kritisieren.
Nur versteht sie nicht, warum während der Quarantäne ihrer Oma auf der Corona-Station jemand anders in ihrem gemieteten Heimzimmer leben darf.
„Wir wurden darüber nicht informiert“, sagt Heinrici. Und weder ihre Großmutter noch ein Familienmitglied sei um Erlaubnis gefragt worden. Dass wir in einer Krisen-Zeit, einer Pandemie, leben, die ungewöhnliche Maßnahmen erfordert, sei für die Angehörige klar. „Aber die mangelnde Kommunikation stört mich. Nur die Presse informiert uns.“
Marina Heinrici kritisiert die Heimleitung des Awo-Seniorenzentrums in Kirchlinde. © Tobias Weckenbrock
Dazu sagt Awo-Pressesprecherin Katrin Mormann: „Sowohl die Bewohner als auch die Angehörigen werden in einem Schreiben der Heimleitung regelmäßig informiert, und dies schon seit Beginn der Pandemie im März 2019.“
Das kann Heinrici so nicht bestätigen.
Im Schaukasten vor dem Seniorenheim in Kirchlinde hängen Informationen vom vergangenen Jahr aus. © Freddy Schneider
Zudem ist sich Heinrici sicher, dass sich ihre Oma in ihrem eigenen Zimmer besser erholen würde. „Jetzt liegt sie nur in ihrem Bett herum, will nicht fernsehen, nichts lesen, nichts“, sagt Heinrici. Derzeit gebe es keine Besuche, die Oma esse allein auf ihrem Zimmer.
Dass die Großmutter in Kürze umziehen darf, bleibt vorerst noch ein Wunsch. Denn: „Aus Infektionsschutzgründen sind ‚Umzüge‘ innerhalb der Einrichtung untersagt. Alle Maßnahmen werden in enger Abstimmung mit den Behörden durchgeführt“, beteuert Awo-Sprecherin Mormann.
„Wenn am kommenden Freitag (29.1.) im Laufe des Tages die Testergebnisse der Donnerstag-Testungen eingehen, wird es in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt zu einer Neubewertung der Situation kommen“, schreibt sie der Redaktion.
Prinzipiell mit dem Heim zufrieden.
Generell sei sie kein Mensch, der viel herummeckere, sagt Marina Heinrici von sich selbst. Ihr sei wichtig, nicht als Meckernde herüberkommt. Prinzipiell seien sie und ihre Großmutter nämlich zufrieden mit dem Seniorenheim.
„Aber hier geht es um meine Oma.“ Da könne sie nicht die Füße stillhalten. Ihrer Großmutter sei nicht so wohl dabei, dass ihre Enkelin mit unserer Redaktion gesprochen hat. Sie hat Angst, dass die Heimleitung sauer auf sie sein könnte. Aber anders käme die Familie nicht an Informationen heran.
Diese Angst möchte ihr die Enkelin nehmen. „So weit wird es nicht kommen. Ich darf ja meine persönliche Meinung äußern. Nun kann ich nur hoffen, dass der Test morgen gute Nachrichten bringt. Ich hoffe, meine Oma darf dann wieder in ihr eigenes Zimmer“, sagt Heinrici.
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