Brücke ist möglicherweise gar nicht einmal das korrekte Wort für diesen Übergang von der Straße Am Ostpark zur Straße Lange Reihe. Dort führt die Straße über die bei vielen Dortmundern als „Bananenradweg“ bekannten Spazier-, Sport- und Fahrradstrecke in Richtung Hörde.
Hier sind bei jedem Wetter Menschen unterwegs. Vielen von ihnen fällt dabei seit einigen Wochen ein zunächst unscheinbares Schild auf, das mindestens seit Weihnachten an einem Zaun auf der Brücke angebracht ist. Es gleicht einem Straßenschild, wie es im Handel erhältlich ist.
Neuer Name für kleine Brücke
Die kleine Brücke scheint auf einmal einen Namen zu haben. „Wemmserbrücke“ steht auf dem blauen Blech. Was soll das bedeuten? Und wer steckt dahinter? Wir begeben uns auf Spurensuche:
Erste Nachfrage, und schon steht fest: Das städtische Tiefbauamt weiß schon einmal nicht, wer der Urheber des Schildes ist. Offiziell durch die Verwaltung angebracht worden ist es jedenfalls nicht.
Zur Bedeutung (oder vielmehr: zu möglichen Bedeutungen) gibt es dafür umso mehr zu sagen. Wer aus dem Dortmund oder dem Ruhrgebiet kommt, für den dürfte der Begriff „Wemmser“ nicht ganz fremd klingen.
Dabei lässt die erste Suche nach der Bedeutung des Begriffs die Schamhaften unter uns erröten. Das Wort sei ein Synonym für den Geschlechtsakt oder auch Selbstbefriedigung, heißt es in mehreren Sprachforschungsforen im Internet. Im Duden steht das Wort nicht.
Assoziationen zum Wort
„Wemmsen“ wird im Pott auch als Bezeichnung für „prügeln“ oder „schlagen“ verwendet. Der „Wemmser“ (oder „Wemser“) gilt als jemand, der keiner Auseinandersetzung aus dem Weg geht.
Das alles sind eher überschaubar angenehme Assoziationen für eine viel befahrene Innenstadt-Brücke.
Allerdings hat „Wemmser“ auch als Bezeichnung für „harmlose“ Dinge Verbreitung. Der Gebrauch kann sich regional stark unterscheiden.
Es wird im Ruhrgebiet etwa häufig auch als Synonym für „Kumpel“ verwenden („alten Wemmser“). Zu hören ist es auch als Bezeichnung für außergewöhnlich große Personen oder Objekte. In der Fußballsprache taucht „wemmsen“ gelegentlich ebenfalls auf.
Es finden sich außerdem eine T-Shirt-Reihe mit dem Slogan „Alter Wemser“ sowie ein Podcast, in dem das Wort auftaucht, sowie die Formulierung „einen in die Kaschemme wemmsen“ als Entsprechung von „sich betrinken“.
Nicht für die Ewigkeit?
So oder so: Es liegt die Vermutung nahe, dass mit dem Schild eine Gruppe mutmaßlich jüngerer Erwachsener einem Ort regelmäßiger Treffen eine Art Denkmal setzen wollen.
Es wird wohl nicht für die Ewigkeit sein. Stadtsprecherin Alexandra Schürmann sagt: „Üblicherweise werden solche nicht-angemeldeten Anbringungen entfernt, wenn sie bei Routinekontrollen, durch Zufall oder Hinweise auffallen.“
Das wiederum könnte man auch bedauerlich finden. Das Schild stört jedenfalls niemanden. Es sorgt bei den Vorbeikommenden zumindest für ein bisschen Hirntraining. Und wenn es nur die Frage ist: „Wer oder was ist denn ein Wemmser?“.
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