
© Gregor Beushausen
Vollbremsung: EDG beschließt Ende der Altkleidersammlung in Dortmund
Container-Abbau
Durch die Schwemme an Billigtextilien ist der Markt für die Altkleiderverwertung zusammengebrochen. Die Lager sind voll. Die EDG zieht jetzt die Konsequenzen – und das schneller als gedacht.
Der Berg aussortierter Kleidung wächst und wächst. Billig-Hersteller und Textildiscounter fluten den Kleidermarkt seit Langem. Doch die Halbwertzeit der Waren ist meist gering, oft genug landen Billig-Blusen, Hemden und Hosen nach kurzer Zeit in der Altkleidersammlung. Oder in der grauen Restmülltonne.
Dabei führt die Billig- und Wegwerf-Mentalität nicht nur zu einer regelrechten Textilschwemme. Hinzu kommt, dass ein Großteil des Materials aus Kunststoffen besteht und eine generell mindere Qualität besitzt.
Vieles ist für die Sortierer gar nicht mehr abzusetzen und landet am Ende des Tages zu hohen Kosten in der Müllverbrennung. Das läuft dem Ziel der Kreislaufwirtschaft diametral entgegen.
Bis Ende März 2021 sind Container abgebaut
Angesichts dieser Gemengelage geht die Entsorgung Dortmund (EDG) nun in die Vollbremsung – und kündigt das Ende der Altkleidersammlung in Dortmund an.
Was EDG-Sprecher Matthias Kienitz auf Anfrage auch bestätigt: „Es macht keinen Sinn mehr, der Markt ist zusammengebrochen. Wir halten keine Infrastruktur für eine Sammlung aufrecht, die kaum noch Chancen auf Verwertung hat.“
Das Aus für die in den 90er Jahren gestartete Altkleidersammlung hatte sich bereits angedeutet. Nur nicht so schnell: Noch im September wollte die EDG Schritt für Schritt vorgehen und erst einmal 45 Altkleidercontainer abziehen.
Das ist Schnee von gestern: Jetzt hat sich die EDG-Tochter Doga entschieden, alle noch vorhandenen 331 Container bereits bis Ende März 2021 abzubauen oder sie für die Altkleidersammlung zu schließen. 93 Container sind bereits abgezogen. „Wo notwendig, werden wir einen Teil der Container künftig für die Papier- und Kartonagensammlung zur Verfügung stellen“, kündigt Kienitz an.
Annahme künftig auf den Recyclinghöfen
Rund 2300 Tonnen Textilien sind 2020 in den Dortmunder Altkleidercontainern gelandet. Das sind statistisch betrachtet rund vier Kilogramm pro Einwohner. Und nun? Wohin bald mit der ausrangierten Kleidung?
Für gut erhaltene und brauchbare Stücke sind etwa Sozialkaufhäuser dankbare Abnehmer. „Alle anderen Teile können die Bürger bei uns auf den Recyclinghöfen anliefern“, sagt Kienitz. Dort wird das Material gesammelt und später in die Müllverbrennung geschickt.
Bislang hatte die EDG auf Kooperationsbasis auch für gemeinnützige Vereine und Verbände wie Awo und Caritas gesammelt. Das werde zwar künftig wegfallen, sagt Kienitz. Die Organisationen sollen durch das Ende der Altkleidersammlung aber keinen Nachteil haben. „Sie werden nicht schlechter gestellt als vorher“, so der EDG-Sprecher.
Jahrgang 1961, Dortmunder. Nach dem Jura-Studium an der Bochumer Ruhr-Uni fliegender Wechsel in den Journalismus. Berichtet seit mehr als 20 Jahren über das Geschehen in Dortmunds Politik, Verwaltung und Kommunalwirtschaft.