
© Oliver Schaper
Alte Bergbau-Flächen in Dortmund haben noch Zukunfts-Potenzial
Abschied vom Bergbau
Das Ende des Bergbaus in Dortmund vor mehr als 30 Jahren hat auch Platz für Strukturwandel geschaffen. Auf alten Zechenarealen sind neue Arbeitsplätze entstanden. Noch gibt es freie Flächen.
„Ausverkauft“, meldete vor zwei Jahren die inzwischen aufgelöste Projekt-Gesellschaft Minister Stein. Alle Grundstücke im Gewerbepark rund um den historischen Hammerkopfturm in Eving waren vermarktet – fast genau 30 Jahre nach Schließung der letzten Dortmunder Zeche.
Der Gewerbepark Minister Stein ist ein gutes Beispiel dafür, dass auf Bergbauflächen Strukturwandel stattfinden kann und neue Arbeitsplätze entstehen können. Rund 1200 Arbeitsplätze sind es im Gewerbepark Minister Stein.

Rund um den denkmalgeschützten Hammerkopfturm der Zeche Minister Stein in Eving ist ein moderner Gewerbepark entstanden. © Oskar Neubauer
Ähnlich erfolgreich verlief die Vermarktung der Flächen der früheren Zeche Hansa in Huckarde, wo mit Hilfe von NRW-Urban als Entwickler ebenfalls ein moderner und sogar städtebaulich anspruchsvollerer Gewerbepark entstanden ist. Hier sind nur noch wenige Grundstücke frei.
Im Gewerbepark Gneisenau in Derne entsteht zurzeit eine weitere riesige Halle für einen Dienstleister, der nebenan bereits ein Logistikzentrum betreibt. Rund um historische Gebäude und Fördertürme der Zeche Gneisenau, die als Denkmäler erhalten geblieben sind, hat sich ein Stadtteilzentrum mit Park, neuem Gewerbe und Wohnen entwickelt.
„Die beiden Wohngebiete sind nahezu komplett vermarktet. Im Gewerbegebiet Gneisenau wird noch über Flächen mit potenziellen Erwerbern verhandelt“, meldete Frank Schwarz als Sprecher der RAG Montan Immobilien GmbH auf Anfrage.
Erweiterungsflächen in direkter Nachbarschaft
Wenn auch hier alles ausverkauft ist, besteht sogar noch eine Erweiterungsmöglichkeit: Gleich nebenan warten zwei weitere Industriebrachen, darunter das Gelände der früheren RAG-Zentralwerkstatt, das ebenfalls der RAG Montan Immobilien gehört, auf eine Nachfolgenutzung – zusammen noch einmal rund 10 Hektar Gewerbefläche. Die Dortmunder Wirtschaftsförderer sind bereits auf Investorensuche.
Fertig hergerichtet ist bereits eine 40.000 Quadratmeter große Industriegebiets-Fläche am Gewerbepark Fürst Hardenberg in Lindenhorst, für die noch ein Nutzer gesucht wird. Hier stehe man in Verhandlungen, berichtet Schwarz.

Die Kokerei Hansa spielt beim Strukturwandel im Dortmunder Norden eine große Rolle. © Oskar Neubauer
Erweiterungspotenzial gibt es auch noch in Huckarde: Nördlich der Kokerei Hansa, die als Industriedenkmal weiter hergerichtet wird und eine große Rolle bei der Internationalen Gartenausstellung 2027 spielen soll, wollen Stadtplaner und Wirtschaftsförderer einen „Energie-Campus“ schaffen. Er soll ein Technologiepark für Unternehmen werden, die im weitesten Sinne etwas mit dem Thema Energie zu tun haben.
„Energie-Campus“ als Vision
Erste Visionen, wie der Gewerbepark aussehen könnte, hat man bereits erarbeiten lassen. Die Aufstellung eines Bebauungsplanes ist beschlossen. 2019 soll ein Verkehrsgutachten erarbeitet werden, berichtet Wirtschaftsförderungs-Sprecher Robert Litschke. Der Energie-Campus wäre auch ein wichtiger Baustein im Rahmen des städtischen „Nordwärts-Projekts“, mit dem der Strukturwandel im Norden der Stadt weiter angeschoben werden soll.

Nördlich der Kokerei Hansa (unten li.) soll an der Huckarde Allee ein neues Gewerbegebiet entstehen. Die Wirtschaftsförderer denken an einen „Energie-Campus“. © Gerber Architekten
Die größte Zukunftsfläche liegt dabei noch im Dornröschenschlaf. Immerhin 28,4 Hektar groß – also etwas größer als der Phoenix-See – ist das Areal der früheren Kokerei Kaiserstuhl auf dem Gelände der Westfalenhütte. Der Rahmenplan für die Westfalenhütte sieht hier weitere Logistikbetriebe vor, aber auch eine Industrienutzung wäre denkbar. Noch denkt man bei RAG Montan Immobilien aber nicht konkret an eine Vermarktung. „Die Fläche befindet sich in Insellage und hat keine eigene Erschließungsmöglichkeit“, erklärt Unternehmenssprecher Schwarz.
Warten auf die Hoeschallee
Voraussetzung für die Vermarktung sei der Bau der Hoeschallee als neue Straße über das Westfalenhütten-Gelände. Bei der Stadt ging man zuletzt von einer Fertigstellung der „Nordspange“ zwischen Brackeler Straße und Bornstraße frühestens Ende 2024 aus. Alte Bergbauflächen haben in Dortmund also auch in einigen Jahren noch Zukunftspotenzial.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
