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Als Box-Champion Klitschko sich in Dortmund mit Schach-Star Kramnik duellierte
Dortmunder Schachtage
Als Bürgermeister der im Krieg umkämpften ukrainischen Hauptstadt Kiew ist Vitali Klitschko zurzeit in den Medien präsent. Vor 20 Jahren trat er in Dortmund zu einem ungewöhnlichen Schach-Duell an.
Es war ein Bild, das um die Welt ging und ein ungewöhnliches Duell zweier unterschiedlicher Champions: Im Kongresszentrum der Westfalenhallen saßen sich Box-Weltmeister Vitali Klitschko und Schach-Weltmeister Vladimir Kramnik am Schachbrett gegenüber.
Hintergrund waren zwei Termine in den Westfalenhallen. Kramnik war am 20. Juli 2002 Gast einer Pressekonferenz zu den Dortmunder Schachtage. Bei denen wurde in einem hochkarätigen Kandidatenturnier ein Herausforderer für den nächsten WM-Titelkampf gesucht.
Zugleich wurde am Abend in der Westfalenhalle geboxt. Vitali Klitschko hatte seinen für den 20. Juli geplanten Schwergewichtskampf um die internationale WBA-Meisterschaft gegen den Amerikaner Larry Donald wegen eines Bandscheibenvorfalls zwar absagen müssen, war aber Gast der an dem Abend in der großen Halle stattfindenden Europameisterschaft im Schwergewicht.
In langer Freundschaft verbunden
Die Blitzschach-Partie inmitten von Kameras endete offiziell Remis. „Es wurden natürlich nur ein paar Züge gespielt“, erinnert sich der Dortmunder Carsten Hensel, lange Zeit Manager von Kramnik, an den Abend. „Wir mussten noch am selben Abend ins ZDF-Sportstudio nach Mainz.“
Es war aber auch nicht die letzte Schachpartie der beiden ungleichen Weltmeister. „Beide sind bis heute befreundet“, weiß Carsten Hensel. Auch wenn sich die Rollen der beiden deutlich veränderten: Vitali Klitschko, der den im Juli ausgefallenen WM-Kampf gegen Larry Donald am 23. November in der Westfalenhalle nachholte und durch Technischen KO in der zehnten Runde gewann, ist seit 2014 Bürgermeister von Kiew und damit aktuell einer der obersten Verteidiger der ukrainischen Hauptstadt gegen die russischen Angriffe.
Wieder Weltmeister-Duell bei Schachtagen
Kramnik, der inzwischen in der Schweiz lebt, ist weiter als Schachspieler aktiv und dabei Dortmund noch immer eng verbunden. Bei den Dortmunder Schachtagen 2021 trat er zu einem viel beachteten Duell der Ex-Weltmeister gegen Viswanathan Anand an, der ihm 2007 den WM-Titel streitig gemacht hatte. Anand gewann den Wettkampf über vier Runden mit 2,5 : 1,5.

Schon 2021 kam es in der Westfalenhalle zum Wiedersehen der Ex-Weltmeister Wladimir Kramnik und Viswanathan Anand. © Veranstalterr/arbeitsblende.de
In diesem Jahr kommt es zu einer Revanche. Beim NC World Masters im Rahmen der 49. Internationalen Dortmunder Schachtage treffen Kramnik und Viswanathan Anand bei einem doppelrundigen Turnier auf zwei weitere starke Großmeister: den Sieger des NC Sparkassen Online Opens 2021 Krishnan Sasikiran aus Indien und den Deutschen Daniel Fridman. Das Turnier wird nach dem erfolgreichen Auftakt im letzten Jahr erneut mit der von Kramnik protegierten innovativen Schachvariante „No-Castling Chess“ ohne Rochade gespielt.
Außerdem messen sich bei der Sparkassen-Chess-Trophy vom 16. bis 24. Juli deutsche Topspieler mit internationalen Großmeistern beim Deutschland Grand Prix. Bei den offenen Sparkassen Open A- und B-Turnieren hat jeder Schachbegeisterte die Chance, selbst teilzunehmen. Dazu kommen Sportland NRW Jugend Cups und schon im Vorfeld die Sparkassen NC Online Open.
„Unser Ziel ist es, den Teilnahmerekord aus dem Jahre 1992 mit 541 Spielerinnen und Spielern zu brechen“, erklärt Carsten Hensel, der jetzt Veranstaltungsleiter der Internationalen Dortmunder Schachtage ist. In diesem Jahr ist die Teilnahme von 600 Schachspielern das Ziel.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
