Aldi Nord will den jetzigen Markt und die benachbarte ehemalige Sparkassen-Filiale abreißen und durch einen Neubau ersetzen.

© Beate Dönnewald

Zoff um Aldi-Neubau: Grüne wollen ein Gespräch mit allen Beteiligten

rnBauleitplanung

Der Neubau eines Dortmunder Aldi-Marktes erhitzt weiter die Gemüter. Im Kern geht es um den Verlust von Wohnraum. Aber auch um Bürgerbeteiligung. Die Debatte geht weiter – sachlich wie polemisch.

Marten

, 19.02.2021, 06:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Es geht um die Qualität des Ortskerns, um nachhaltiges Bauen, um Wohnraum, um Einkaufsmöglichkeiten und um Parkflächen. Und es geht um Vertragsverhandlungen, Bürgerbeteiligung und Transparenz.

Die Diskussionen um den Neubau des Aldi-Marktes an der Schulte-Heuthaus-Straße in Dortmund-Marten gehen weiter. Auslöser ist ein Vorwurf von Mitgliedern des Arbeitskreises (AK) „Planen und Bürgerbeteiligung“ im Martener Forum. Sie kritisieren, die im September 2020 in den Bekanntmachungen der Stadt Dortmund veröffentlichte Bürgerbeteiligung erfolge „heimlich, still und leise“.

Vor allem der Bezirksvertretung Lütgendortmund werfen sie vor, sich des Themas seitdem nicht mehr angenommen zu haben. Nachdem der SPD-Stadtbezirk die Vorwürfe scharf zurückgewiesen hat, beziehen nun weitere Politiker Stellung.

„Neubau kann hoffentlich bald beginnen“

„Die Nörgler, Besserwisser und Planungslaien sollten jetzt mit ihren Zusatz-Wünschen und Änderungen aufhören oder wollen sie in Wirklichkeit überhaupt keinen Einzelhändler mehr in Marten haben“, kritisiert der ehemalige CDU-Ratsherr Heinz Neumann. „Das würde wohl nicht zur Aufwertung des Ortsteils beitragen.“

Neumann betont, dass die Auslegung korrekt gewesen sei. Und erst nach Planungsbeginn habe der Rat der Stadt seine Satzung geändert. Die sieht mittlerweile vor, dass die Stadt bei künftigen Neubauten von Discountern den damit einhergehenden Bau von Wohnungen durchsetzen kann – was Neumann jedoch selbst „sehr kritisch“ sieht.

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„Hoffentlich kann es jetzt bald mit dem Neubau beginnen, und damit die städtebauliche Entwicklung gefördert werden“, schreibt der CDU-Politiker.

Grüne wollen Gespräch aller Beteiligten

Die Grünen im Stadtbezirk Lütgendortmund „begrüßen den Aldi-Neubau, jedoch nicht zu jedem Preis“, erklärt Ortsverbands-Sprecher Uwe Müller. „Der knapper werdende Wohnraum in Dortmund erlaubt es nicht, Wohnungen zugunsten eines Discounters zu vernichten. Die Reduzierung des Flächenverbrauchs erfordert ein Wohngeschoss über der Ladenfläche.“

Beim Neubau des Aldi-Marktes schließen sich die Grünen den Forderungen der Umweltverbände in deren Stellungnahme zur Bauleitplanung an. Die Bauweise solle klimaneutral sein, eine Tiefgarage die versiegelte Parkfläche ersetzen, die Energieversorgung gänzlich durch erneuerbare Energien erfolgen.

Mit Blick auf die „Unstimmigkeiten zwischen Politik und Vertretern des Martener Forums“ schlägt Uwe Müller ein gemeinsames Gespräch zwischen allen Beteiligten vor. „Die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger ist für uns ein wichtiges Standbein in der politischen Gestaltung.“

Arbeitskreismitglieder kontern Polemik

Reinhard Gallen vom AK „Planen und Bürgerbeteiligung“ widerspricht indes einer Polemik des SPD-Stadtbezirks. Er komme sehr gut damit klar, nach vier Jahrezehnten nicht mehr selbst in der Bezirksvertretung zu sitzen. Er sorge sich allerdings, dass Marten als zweitgrößter Vorort im Stadtbezirk in der BV unterrepräsentiert sei.

„Als mündiger Bürger nehme ich mir die Martener Themen vor“, schreibt er an diese Redaktion. „Von einem mündigen Bürger darf man erwarten, dass er mal den Mund auftut und unangenehme Dinge anspricht.“ Anders als beim Neubau des Aldi sei der Umbau des Dükers am Bärenbruch nach dessen Veröffentlichung in den Dortmunder Bekanntmachungen Thema in der Bezirksvertretung gewesen.

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Auch AK-Mitglied Joachim Schmittgen bezieht erneut Stellung. Für ihn zählt das Argument der Satzungsänderung nach Planungsbeginn nicht. „Die Frage, wann der Investor seinen Bauantrag gestellt hat, ist für die Zustimmung zu dem Vorhaben bezogenen Bebauungsplan unerheblich, weil diese Zustimmung erst noch bevorsteht“, schreibt er.

„Die SPD wird also Farbe bekennen müssen, wie ernst es ihr bei dem Ratsbeschluss war, Bauvorhaben von Discountern nur mit Wohnbebauung zuzustimmen.“