Mieter schämen sich seit Jahren für ihr „dreckiges Haus“ Verwalter verspricht erneut Besserung

Mieter schämen sich für ihr Haus: Verwalter verspricht erneut Besserung
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Sie kennen es nicht anders: Noch nie sei hier alles in Ordnung gewesen, berichten die Mieter des Hauses Albingerstraße 10 in Benninghofen. „Man schämt sich, hier zu wohnen. So ein dreckiges Haus gibt es doch in der ganzen Umgebung nicht“, sagt Mieterin Jessica Gaßner – und darin ist sie sich mit Nachbarin Yvonne einig.

Nun aber ist sei auch noch seit zehn Monaten der Aufzug defekt. Und das ist in diesem Haus kein Luxusproblem, sondern existentiell: Jessica Gaßner lebt hier mit ihrem knapp neunjährigen Sohn. John ist auf einen Rollstuhl angewiesen – und der ist 45 Kilogramm schwer, der Junge wiegt 25 Kilo. Sie muss beides in die erste Etage schleppen.

Kinderwagen und Rollstuhl vor einem Aufzug
Vor dem defekten Aufzug stehen Kinderwagen und Johns Rollstuhl. © Britta Linnhoff

Operation verschoben

Marcel Bieber wohnt in der ersten Etage. Er erzählt von den allgemeinen Problemen und von den ganz besonderen seiner Nachbarin Anika Timpe, die seit 2019 hier wohnt. Ihr 15-jähriger Sohn hätte längst an den Beinen operiert werden sollen. Doch sie hätten die OP verschieben müssen, weil der Aufzug defekt ist. In der zweiten Etage wohnt Uwe Marks. Auch er brauche den Fahrstuhl, sagt er. Er sei zu 60 Prozent schwerbehindert, die Treppe herunter brauche er eine halbe Stunde.

Alle Mieterinnen und Mieter sagen übereinstimmend, sie hätten die Schäden und Defekte – es geht außerdem feuchte Wände und Schimmel sowie dreckige Flure und Wasser im Keller – natürlich gemeldet. Aber es sei nichts geschehen. „Viele fragen dann: Warum zieht ihr nicht aus?“, sagt Uwe Marks. Aber eine bezahlbare Wohnung zu finden, sei schwer und einen Umzug bezahlen könne er auch nicht. „Wir wären längst weg, wenn wir eine andere Wohnung fänden“, sagen auch die Frauen.

Albingerstraße 10 in Dortmund-Benninghofen
Auch von außen sieht das Haus wenig gepflegt aus. © Britta Linnhoff

Eigentümerin ist die GOV Immobilien GmbH. Zuständig für die Hausverwaltung ist die VPK Projektmanagement GmbH, namentlich Hans-Joachim Vogt. Er hatte bereits im September 2020 versprochen: Im März 2021 seien die Mängel behoben. Das hat offensichtlich nicht geklappt.

Fast drei Jahre später äußert er sich auf Anfrage erneut positiv: Es gebe, so Vogt, einen Investor, der das Haus Nummer 10 wie auch die Häuser mit den Nummern 14 bis 18b kaufen wolle. Man liege in der „restlichen Kurve“, was die Verhandlungen angehe. Er gehe davon aus, dass man das „im März notariell abwickeln kann – und dass noch in diesem Frühjahr die ersten Handwerker kommen“.

Aufzug defekt
Defekt: Seit zehn Monaten sei der Aufzug außer Betrieb, sagen Mieter. © Britta Linnhoff

Auch er habe großes Interesse daran, dass es mit der Immobilie nun endlich vorangehe. Er spricht von einer „Schieflage“ in den letzten Jahren und sagt: „Ich kann immer nur die Kasse prüfen und gucken, was drin ist.“ Und das war bislang offenbar zu wenig: „Es hat geklemmt an Ecken und Kanten“, erklärt Hans-Joachim Vogt. Es gebe auch Außenstände der Mieter. Und allein der Kostenvoranschlag für die Reparatur des Aufzugs weise eine Summe von 5.500 Euro aus. Und der sei nicht zum ersten Mal kaputt. Aber nun „sieht es wirklich gut aus“.

Außerdem werde das Mittelgrundstück zwischen den Häusern, auf dem ursprünglich mal ein Spielplatz entstehen sollte, möglicherweise bebaut, berichtet Vogt: mit 15 bis 20 Apartments zwischen 50 und 55 Quadratmeter groß.

Wohnungsaufsicht

Doch welche Möglichkeiten haben die Mieter, wenn der Hausverwalter sein Versprechen erneut nicht halten sollte? Beim Mieterverein Dortmund ist die Immobilie bereits bekannt. Markus Roeser, wohnungspolitischer Sprecher, muss nicht lange überlegen bei der Adresse Albingerstraße: „ein Dauerthema seit mehreren Jahren“. Aktuell sei man aber nicht für Mieter des Hauses tätig. „Die sind inzwischen alle ausgezogen“, erklärt Markus Roeser.

Wenn es um mehr als „ästhetische Mängel“ gehe, habe neben dem Mieterverein auch immer die Wohnungsaufsicht der Stadt Dortmund die Möglichkeit, sich das Haus anzuschauen, betont Roeser: „Wenn massive Mängel vorliegen, vor allem bei starker Schädigung der Bausubstanz, und der Eigentümer untätig bleibt, kann das Wohnungsamt eingeschaltet werden.“ Durch das Wohnraumstärkungs-Gesetz des Landes NRW habe das Amt die Möglichkeit, den Vermieter zur Instandsetzung zu verpflichten, so der Experte.

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