Die Mohren-Apotheke in Körne. © Sarah Rauch
Rassismus
Aktivisten fordern Umbenennung der Dortmunder „Mohren-Apotheke“
Ist der Name „Mohren-Apotheke“ diskriminierend? Politische Aktivisten aus Dortmund fordern die Inhaberin auf, ihn zu ändern. Die Betreiberin wehrt sich gegen Rassismus-Vorwürfe.
In Berlin haben es Demonstranten zuletzt geschafft: Die Berliner Verkehrsbetriebe werden die U-Bahn-Haltestelle „Mohrenstraße“ umbennen, weil das Wort „Mohr“ diskriminierend ist für Menschen mit dunkler Hautfarbe.
Doch nicht nur in der Hauptstadt diskutieren Menschen über den Begriff. In Dortmund fordern Aktivisten die Umbenennung der „Mohren-Apotheke“ in Körne.
„Der Ausdruck Mohr wurde früher benutzt, um Leute mit afrikanischem Aussehen zu erniedrigen“, erklärt William Dountio, Mitorganisator der „Silent Protest“-Demonstrationen gegen Rassismus in Dortmund.
Es waren Mitglieder der afrikanischen Community in Dortmund, die den Kontakt zu der Apotheke aufgenommen haben. Sie fordern, sowohl den Namen der Apotheke als auch das Logo zu ändern.
Dountio: „Ehrlich gesagt, das tut weh“
Jugendliche, die die Apotheke sahen, hätten ihn bereits auf den Namen angesprochen, sagt Dountio. „Wenn wir miteinander leben, dann wollen wir doch Begriffe vermeiden, die andere verletzen“, findet der 32-Jährige.
Gegen Rassismus-Vorwürfe wehrt sich die Apotheken-Inhaberin Janina Struck heftig. Sie halte die „Silent Protest“-Demonstrationen in Dortmund für richtig und „beachtenswert“. Doch der Name ihrer Apotheke habe keinen rassistischen Hintergrund.
„Er bezieht sich auf die Heilkünste, die die Mauren aus Nordafrika hierher gebracht haben“, sagt Struck. Aus dem Name „Mauren“ sei in Deutschland fälschlicherweise Mohr geworden.
William Dountio sagt, ihm sei klar, dass einige Deutsche Begriffe wie Mohr und auch Darstellungen nicht als rassistisch ansehen. „Ich sehe das so: Wenn man etwas macht oder sagt, das jemanden verletzt, dann kann man das auch gut meinen - und trotzdem jemanden damit verletzten.“
Er habe eine ähnliches Gespräch kürzlich mit einer älteren Dame gehabt, die ihn konsequent mit dem „N-Wort“ bezeichnen wollte.
William Dountio ist Mitorganisator der "Silent Protest" Demonstrationen. © privat
Auch das Logo der Apotheke kritisiert Dountio: Es zeige eine dunkelhäutige Person in stereotypischer Darstellung. „Ehrlich gesagt, das tut weh. Solche Bilder, das sind einfach schlechte und negative Darstellungen einer bestimmten Menschengruppe.“
Diskussionsrunde soll eventuelle Lösungen aufzeigen
Dountio zufolge suchen die Aktivisten auch den Kontakt zur Stadt Dortmund: Sie hoffen, zusammen mit der Stadt eine öffentliche Diskussionsrunde veranstalten zu können, zu der dann auch die Betreiberin der Apotheke eingeladen werden soll.
„Wir wollen nichts erzwingen. Wir wollen einfach mit der Betreiberin in eine Unterhaltung kommen und gucken, ob wir auf einen gemeinsamen Nenner kommen“, sagt Dountio.
Apotheke in Körne hat den Namen seit 90 Jahren
Auch die Inhaberin der Apotheke sagt, sie sei zu Gesprächen gerne bereit. Den Namen habe die Körner Apotheke bereits seit 90 Jahren, sie selbst sei erst seit 2017 alleinige Inhaberin.
Ihr sei durchaus bewusst, dass die kolonialistische Abbildung auf dem Logo „die People of Colour falsch darstellt“. Doch eine Änderung würde für sie auch größere finanzielle Folgen haben: Als junge Unternehmerin habe sie aber auch nicht das Geld, den Namen und das Logo „so übers Knie“ zu ändern.
„Es gibt genug schöne afrikanische Namen und Bilder“
Dountio sagt, es sei gar nicht der afrikanische Bezug der Apotheke, der ihn störe. Wenn die Apotheke gerne weiterhin im Namen und im Logo an die afrikanischen Heilkünste erinnern wolle, könnte sie dies gerne tun.
Doch das ändere nichts daran, dass das aktuelle Logo und der aktuelle Name erniedrigend seien. „Es gibt genug schöne afrikanische Namen und genug Bilder von schönen afrikanischen Menschen. Aber so - nee, das geht echt nicht, ehrlich.“
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