300.000 Euro für Aktionsplan zur sexuellen Vielfalt Stadt sollte besser Schul-WCs sanieren

300.000 Euro für Aktionsplan zur sexuellen Vielfalt: Warum nicht lieber Schul-WCs sanieren?
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Ulrich Breulmann

Es ist eine Binsenwahrheit, aber zuweilen scheint es notwendig zu sein, daran zu erinnern: Geld kann man nur einmal ausgeben. Die Stadt Dortmund hat in den vergangenen Jahren so viel Geld ausgegeben, dass sie jetzt auf einem Berg von 351,3 Millionen Euro Schulden sitzt. Besser gesagt: Der Schuldenberg steht ihr bis zum Hals.

In dieser Situation sollten sich die Verantwortlichen im Rathaus – und zwar in der Politik gleichermaßen wie in der Verwaltung – dreimal überlegen, wofür sie das Geld ihrer Bürgerinnen und Bürger ausgeben und wofür nicht. Als Entscheidungshilfe dafür bietet sich eine Prioritätenliste an. Ich wüsste da einige Dinge, die ganz oben stehen müssen.

Dazu zählen beispielsweise die Schaffung von bezahlbaren Wohnungen, die Sanierung ungezählter Schlagloch-Pisten in katastrophalem Zustand, die Renovierung seit Jahrzehnten vor sich hin gammelnder Schulen, Sporthallen, Bäder, Parks und Grünanlagen. Die Beseitigung von Schmuddelecken und Angsträumen in der Stadt, der Ausbau des Radwegenetzes ... Ich bin sicher, jeder, der in dieser Stadt wohnt und arbeitet, könnte die Liste noch deutlich verlängern.

Angesichts so vieler Dinge, die erledigt werden müssten, halte ich die Summen, die die Stadt Dortmund für manche Expertisen, Studien und Beratungen ausgibt, für fragwürdig. Eine überzogene „Gutachterritis“. So finde ich es unangemessen, 300.000 Euro für einen „Aktionsplan zur Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt“ auszugeben oder viele Hunderttausende für ein „organisiertes Stadtgespräch“.

Und auch, wer 11.900 Euro ausgibt, um sich zur Lage auf dem Gas-Weltmarkt beraten zu lassen, verschleudert aus meiner Sicht das Geld von uns allen. Diese Gas-Erkenntnisse kann jeder problem- und kostenlos gewinnen, der ab und an eine Zeitung liest oder die Nachrichten hört und schaut.

Ich sage nicht, dass sexuelle und geschlechtliche Vielfalt kein wichtiges Thema wären, aber ich halte andere Dinge für die deutlich größeren und vordringlicher zu lösenden Probleme in unserer Stadt.

Und wenn ich Geld im Überfluss hätte, wäre so ein „organisiertes Stadtgespräch“ sicher ganz nett, aber Dortmund hat nicht einen einzigen Cent übrig. Am Ende kostet das sicherlich eine Million Euro und mehr. Und das Ganze, um nach x Workshops, Präsentationen und Diskussionen am Ende ein Leitbild zu haben wie „Dortmund, die lebenswerte, die gesunde, die grüne, die sportliche, die was auch immer Stadt?“

Ganz ehrlich: Mir wäre es lieber, wenn für das viele Geld, das wir Gutachtern in die Tasche stecken, Toilettenanlagen in Schulen so renoviert würden, dass unsere Kinder sie auch ohne Ekel-Anfall benutzen können.

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