Dominik Serfling ließ sich nicht viel Zeit: Wenige Tage nach der Ratssitzung traf sich der Geschäftsführer von d-port21, der Entwicklungsgesellschaft fürs neue Speicherstraßenquartier am Hafen, mit einem Gesprächspartner von Agravis. Der wusste bereits, welche Botschaft Serfling im Gepäck hatte: Sowohl das 39 Meter hohe Agravis-Silo an der Speicherstraße als auch der Flachbau mit den Verkaufsräumen sollen nun doch nicht abgerissen werden, bestätigte Serfling seinem Gegenüber.
Eine Ratsmehrheit aus SPD und Grünen hatte sich zuvor entschieden, dem Vorschlag der Verwaltung nicht zu folgen: Die wollte den gesamten Komplex abräumen lassen. Und für die freiwerdende Fläche Investoren suchen, die dort Neubauten hochziehen. Alles andere, hieß es mit Blick auf die diversen Gebäudeschäden, sei wirtschaftlich kaum darstellbar.
Hintergrund: Das Grundstück gehört der Stadt, die Aufbauten Agravis. Nun zieht sich das Agrarhandelsunternehmen aus dem Dortmunder Hafen zurück. Ende 2025 läuft der Vertrag aus. Die Vereinbarungen sehen vor, dass Agravis bis Ende 2024 zu informieren war, was die Stadt will. Abreißen oder stehenlassen? Die Ratsentscheidung hat nun den Effekt, dass sich Agravis die Abrisskosten für das Gebäudeensemble sparen kann – im Gegenzug wird die Stadt 2026 neuer Eigentümer des Silos und des bisherigen Verkaufsgebäudes. Und dann?
Investorensuche ab Februar
D-port21-Geschäftsführer Serfling hat einen klaren Plan: „Im Februar 2025 möchten wir gern ein Interessenbekundungsverfahren starten“, sagt Serfling. Dabei haben potenzielle Investoren Gelegenheit, ihre Ideen und Konzepte einzureichen, was sich im Siloturm und im Verkaufsgebäude künftig tun soll. Im ersten Schritt werden Einsendungen wie üblich gesichtet und gesiebt.
Am Ende sollen „zwei oder drei Investoren übrig bleiben, mit denen wir intensiver verhandeln“, sagt Serfling. „Am besten noch vor der Sommerpause 2025.“ Wichtig sei unter anderem, dass ein Investor (oder ein Investorenduo) dann eine konkrete Finanzierungszusage der Banken vorlegen könne, so Serfling.

Agravis indes wartet nicht erst das Jahresende ab, sondern will das Feld am Hafen bereits bis zum kommenden Sommer hin geräumt haben. Ganz so sang- und klanglos verabschieden kann sich der Agrarhändler aber nicht: Vor dem Rückzug sei beispielsweise zu prüfen, ob und welche Bauteile aus Gebäuden herausgenommen werden müssen, sagt Serfling. Zudem gebe es zwei kleinere Anbauten, die genau wie die in den Boden eingelassene Lkw-Waage von Agravis zu entfernen seien. Da Agravis nach aktuellem Stand bis Ende 2025 Eigentümer bleibe, werde man auch über „Sicherungsmaßnahmen für die Zugänge“ reden müssen, sagt Serfling.
Lichtspiele am Siloturm?
Alternativ sieht der Manager von d-port21 aber auch Chancen für eine Zwischenlösung. Eine Variante, die bereits OB Westphal hinter verschlossenen Türen im Ratsausschuss ins Gespräch gebracht hatte – ohne sich allerdings konkret zu äußern. „Eine solche Zwischenlösung könnte beispielsweise sein, den jetzigen Verkaufsraum für eine bestimmte Zeit als Pop-Up-Gastronomie zu nutzen“, sagt Serfling. Denkbar sei auch eine Nutzung im Erdgeschoss des Silos. Darüber hinaus gebe es Gedankenspiele, den Siloturm mit einem Banner oder möglicherweise mit Lichteffekten in Szene zu setzen.
Welcher Investor auch immer am Ende den Zuschlag erhält: Er wird einen langen Atem haben müssen. Das Dortmunder Büro Scheffler Helbich Architekten hatte in einer Machbarkeitsstudie vorgerechnet, dass der bloße Erhalt und Umbau beider Gebäude wirtschaftlich nicht zu stemmen sei. Die beste Option seien ein Abriss und Neubauten.