Einem Professor missfielen die Flyer, die „Ghosts of Writers“ im Hörsaal auslegte. Denn die Dortmunder Agentur wirbt nicht nur mit Coaches, die bei Prüfungen beraten oder Schreibprozesse begleiten. Zu den Angeboten gehört eben auch, den Kunden qualifizierte Ghostwriter zur Seite zu stellen.
„Ghostwriting gab es schon immer“, sagt Geschäftsführer Michael Maag. Und zählt die Bereiche auf: Politik, Wirtschaft, Verlagswesen. Doch an den Hochschulen? „Es ist nichts Schlimmes, aber im akademischen Bereich nicht gerne gesehen“ so Maag, studierter Jurist und selbst jahrelang als Ghostwriter tätig. Obwohl diese Disziplin im akademischen Kontext nicht den besten Ruf genießt, sei die Nachfrage groß unter den Studierenden.
Von Anglistik bis Zahnmedizin
„Sie kommen häufig zu uns, weil sie eine Arbeit schreiben müssen, aber viel um die Ohren haben“, erzählt Maag. Wenden sie sich etwa wegen Haus- oder Abschlussarbeiten an die Agentur, dann wird den Kunden ein fachspezifischer Autor vermittelt. „Von Anglistik bis Zahnmedizin ist alles vertreten“, garantiert Maag. „Und wir suchen immer die besten Autoren für unsere Kunden aus.“
Im Vorfeld erhalten Kunden die Möglichkeit, mit den Autoren ein Online-Meeting zu vereinbaren. Der in Auftrag gegebene Text sei am Ende zwar abgabereif, das Produkt sei aber eine Mustervorlage, wie sie bei „Ghosts of Writers“ unisono betonen: „Von uns erhalten die Kunden nur eine Mustervorlage“, so Alina Schweitzer, ebenso Geschäftsführerin. „Den Rest müssen sie selbst machen.“
Studierende können sich daher an der Mustervorlage orientieren, einen eigenen Stil und eigene Worte müssten sie indes selbst hinzufügen. „Wir wollen niemanden das Studieren abnehmen“, ergänzt Maag. „Aber wir wollen auch nicht, dass wer das Studium abbricht.“
Und die Schreibbegleitung sowie die Mustervorlagen halfen vielen dabei, gute Noten zu erhalten. Die Kunden seien entsprechend zufrieden mit den Angeboten, so Maag: „Unsere letzten Arbeiten wurden alle zwischen 1,0 und 2,0 bewertet“, verrät Maag.
Probleme mit ChatGPT
Erst im Juli 2022 gründete sich das Dortmunder Unternehmen. Bis Ende des Jahres war die Geschäftsführung damit beschäftigt, Autoren für die Auftragsarbeiten zu finden. Gerade auf qualifizierte Schreibkräfte wurde viel Wert gelegt, so Maag: „Wir arbeiten nur mit guten Autoren zusammen.“ Diese müssten zumindest einen akademischen Abschluss vorweisen.

Doch warum braucht es in Zeiten von ChatGPT überhaupt noch Ghostwriter? „Diese Frage höre ich am häufigsten“, sagt Maag, der aber um die großen Nachteile dieser Chatbots aus künstlicher Intelligenz weiß: „Es wiederholt sich immer und das Wissen ist nicht so ausgereift wie bei einem Ghostwriter.“
Ghostwriting: wachsender Markt
So reproduzierten sich nicht nur ganze Sätze in ihrer Struktur, es fehlten bei ChatGPT auch weitere Kenntnisse, die für Forschungsarbeiten essenziell seien. Maag wählt ein Beispiel aus der Sozialwissenschaft: „ChatGPT kann nicht analysieren, wie der Alltag in einem Kinderheim abläuft.“

Der erste Hype um diese KI sei aktuell abgeebbt – zumindest in seiner eigenen Branche: „Ghostwriting ist ein Bereich, der weiterwachsen wird.“ Und das hätten sie bereits vor drei Jahren gespürt, wie Schweitzer ergänzt: „Hätten wir das Unternehmen während Corona gegründet, hätte es richtig geboomt.“ Doch auch aktuell gibt es für die Agentur noch ausreichend Zeit und eine große Nachfrage, um durchzustarten. Trotz kritischer Professoren.
Ghosts of Writers – Agentur für akademisches Ghostwriting. Montags bis sonntags von 9 Uhr bis 19 Uhr erreichbar unter 0231 13094523 oder 0176 81002873. Alle weiteren Infos unter: www.ghosts-of-writers.de
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