Bus- und Bahnfahren wird auch im nächsten Jahr wieder teurer. © Dieter Menne

Bus und Bahn

Ärger über höhere VRR-Preise und Absage an 365-Euro-Ticket

Alle Jahre wieder kündigt der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr eine Erhöhung der Ticketpreise an. Betroffen von der neuen Preisrunde sind vor allem Inhaber von Monatstickets. Das sorgt für Ärger.

Dortmund

, 27.09.2019 / Lesedauer: 3 min

Fast 40 Euro kostet ab 1. Januar 2020 ein Sozialticket in der Preisstufe A, das Geringverdienern ermöglich soll, kostengünstig Bus und Bahn zu nutzen. Von kostengünstig kann bei dem dann gültigen Preis von 39,35 Euro (statt bislang 38,65 Euro) schon lange keine Rede mehr sein, findet die Fraktion Die Linke&Piraten im Rat.

„Immer weniger arme Menschen können sich ein Sozialticket für fast 40 Euro im Monat leisten“, sagt Christian Gebel, der die Dortmunder Fraktion Linke&Piraten in der VRR-Verbandsversammlung vertritt und gegen die Preiserhöhung gestimmt hat. Nur noch 10,8 Prozent aller Anspruchsberechtigten abonnierten ein Sozialticket. Vor zwei Jahren seien es immerhin noch 12,3 Prozent gewesen.

Auch das Sozialticket wird ab 1.1.2020 wieder teurer. © Dieter Menne

„Gerade in Zeiten der Klimakrise, in der die Menschen immer wieder aufgefordert werden, auf den öffentlichen Nahverkehr umzusteigen, ist das ein fatales Zeichen“, findet Gebel. „Eine Erhöhung der Ticketpreise passt gar nicht in die Zeit. Das gilt auch für die normalen Tickets.“

Gebel sieht vor allem Bund und Land gefordert, sich stärker an den Kosten des öffentlichen Nahverkehrs zu beteiligen.

Anstieg um 1,8 Prozent

Insgesamt steigen die Preise im VRR-Gebiet zum 1. Januar 2020 um 1,8 Prozent, wobei sich die Erhöhung sehr unterschiedlich auf die verschiedenen Ticket-Kategorien verteilt. Während sich Einzeltickets nicht verteuern, kostet etwa das Vierer-Ticket für Erwachsene in Dortmund künftig 10,70 statt 10,50 Euro.

Teurer werden vor allem die Monatstickets. Das Ticket 1000 verteuert sich etwa von 77,35 auf 79,20, das Ticket 2000 von 87,15 auf 89,25 Euro.

Das VRR-weit gültige Bärenticket für Senioren kostet künftig monatlich 91,35 statt 88,70 Euro, das Schokoticket für Schüler in der Selbstzahler-Variante 37,35 statt 36,70 Euro. Der VRR begründet die nach eigener Einschätzung „moderate Preissteigerung“ mit dem gestiegenen Aufwand für den Nahverkehr.

Finanzielle Hilfen nötig

Einig ist sich VRR-Vorstand José Luis Castrillo mit den Linken und Piraten immerhin in der Einschätzung, dass der weiter steigende Aufwand für den ÖPNV nicht mehr allein von den Nutzern getragen werden kann.

„Um auch in Zukunft einen attraktiven Nahverkehr mit einem großen Leistungsangebot zu gewährleisten, benötigen die Verkehrsunternehmen neben der Nutzerfinanzierung weitere Finanzmittel. Unsere Partnerkommunen, Land und Bund müssen gemeinsam die Finanzierung des ÖPNV nachhaltig ausbauen“, erklärt Castrillo. Auch für das Sozialticket-Angebot sei der VRR zwingend auf die weitere finanzielle Unterstützung des Landes angewiesen.

Eine klare Absage erteilt der VRR unter den aktuellen Rahmenbedingungen der Forderung nach einem 365-Tage-Ticket für 365 Euro. Dies würde Einnahmenverluste für den VRR in Höhe von rund 250 Millionen Euro innerhalb einer Stadt bedeuten, bei verbundweiter Gültigkeit sogar um die 450 Millionen Euro. Nicht zuletzt würde es bei eventuell betroffenen Verkehrsunternehmen

auch zu Kapazitätsengpässen führen. Dann drohe das System zu kollabieren, so der VRR-Chef.

Mehrkosten für die Stadt Dortmund

Auch die Dortmunder CDU weist in Sachen 365-Euro-Ticket auf eine Modellrechnung des VRR hin. Aus der gehe hervor, dass die Stadt Dortmund im Falle der Ticketeinführung jährliche Ausgleichszahlungen in Höhe von mindestens 26,273 Millionen Euro an den Verkehrsbund leisten müsste. Dazu kämen weitere Investitionskosten in Millionenhöhe, erklärt CDU-Ratsherr Uwe Waßmann.

Zudem sei Zeit nötig.

In Wien, wo das 365-Euro-Ticket eingeführt wurde, habe man zuvor die Infrastruktur über zehn Jahre lang extensiv ausgebaut, erklärt Wassmann. In Dortmund stelle sich wiederum die Frage, in welchem Maße die ÖPNV-Kapazitäten und Infrastrukturen überhaupt noch weiter ausbaufähig seien.

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