Greenwheels-Rückzug

Ärger nach Aus für Carsharing-Anbieter: „Brauchen mehr davon, nicht weniger“

Mit Greenwheels zieht sich ein führendes Carsharing-Unternehmen aus Dortmund zurück. Die Politik ist alarmiert - denn Dortmund steht sowieso schon schlecht da im Vergleich.

Dortmund

, 06.07.2022 / Lesedauer: 3 min

Norbert Post und seine Mitarbeiter wurden von dem bevorstehenden Ausstieg des Dortmunder Carsharing-Anbieters Greenwheels kalt erwischt. Das Architekturbüro mit Sitz an der Arndtstraße im Kaiserstraßen-Viertel ist seit mehr als 25 Jahren Kunde von Greenwheels beziehungsweise des Vorgängers Stadtauto.

„Wir standen damals vor der Entscheidung, ob wir für unser Büro Dienstwagen anschaffen. Wir haben dann komplett auf Carsharing gesetzt“, berichtet Norbert Post. Die meisten der gut 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommen mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln ins Büro und nutzen für dienstliche Termine dann das Leihauto. „Im Durchschnitt wird das täglich für einen halben Tag genutzt“, bilanziert Post.

Ein Greenwheels-Auto an seinem festen Stellplatz in Dortmund. Ende September zieht sich das Unternehmen zurück. © Oliver Volmerich

Die nächste Greenwheels-Station liegt gleich um die Ecke am Heiligen Weg. Doch nicht mehr lange. Denn Greenwheels mit Sitz im Union-Gewerbehof an der Huckarder Straße zieht sich Anfang Oktober aus dem Deutschland-Geschäft zurück. Das deutsch-niederländische Unternehmen konzentriert sich ganz auf den niederländischen Markt.

Der Grund ist konzernintern: Greenwheels gehört inzwischen zur Volkswagen-Gruppe. Und die setzt auf ein neues Geschäftsmodell und einen anderen Anbieter aus dem eigenen Haus. „WeShare“ bietet Carsharing mit Elektroautos nach dem „Free Floating“-Modell, das nicht mehr an feste Stationen gebunden ist - so wie viele große Anbieter. In Dortmund gibt es, anders als in vielen Großstädten wie zum Beispiel Düsseldorf oder Essen, „Free Floating“ allerdings gar nicht.

Hoffen auf Nachfolge-Regelung

Auch Norbert Post ist kein Freund des „Free Floating“-Systems, hält feste Stationen für verlässlicher. „Wir sind immer gut damit gefahren“, stellt er fest. Das Carsharing erspart dem Unternehmen die Anschaffung eigener Autos - und reichlich Parkplätze, die im Kaiserstraßen-Viertel und besonders an der als Fahrradstraße ausgewiesenen Arndtstraße bekanntlich rar sind.

Umso mehr hofft Post, dass sich bald eine Nachfolge für Greenwheels findet. Immerhin hat der Carsharing-Anbieter mit 17 Stationen in Dortmund rund 1600 Kundinnen und Kunden in der Kartei - auch, wenn davon nicht mehr alle aktive Nutzer sind, wie Geschäftsführer Phillip Gronstedt feststellt.

Er berichtet aber auch, dass es aktuell Gespräche mit anderen Anbietern gebe, die Kundinnen und Kunden ein Übernahme-Angebot machen wollen. Bis 30. September sei die Greenwheels-Flotte in Dortmund aber auf jeden Fall nutzbar.

Grüne fordern Konzept ein

Indessen wird der Greenwheels-Abschied auch ein Thema für die Politik. Die Grünen wollen es nach den Sommerferien auf die Tagesordnung der zuständigen Ratsausschüsse bringen.

„Der Rückzug von Greenwheels ist eine schlechte Nachricht. Denn Carsharing ist ein kleiner, aber nicht unwichtiger Teil der notwendigen Verkehrswende für die Erreichung der Klimaziele in Dortmund und bundesweit“, erklärt Grünen-Fraktionssprecherin Ingrid Reuter. „Statt einer Verringerung der Angebote brauchen wir mehr davon.“

Ingrid Reuter erinnert daran, dass die Verwaltung im November 2020 eine Ausweisung von weiteren Stellplätzen für Carsharing-Autos an öffentlichen Straßen und ein stadtweites Carsharing-Konzept angekündigt hat, das bis Ende 2021 der Politik vorgelegt werden sollte. „Das ist bis jetzt nicht passiert“, stellt die Grünen-Politikerin fest.

Vor diesem Hintergrund sollte die Verwaltung nach dem Rückzug von Greenwheels nun schnellstmöglich mit anderen Anbietern in Kontakt treten, um die entstehende Lücke nicht nur zu füllen, sondern das Angebot in Dortmund insgesamt auszuweiten. „Außerdem muss das angekündigte Konzept endlich auf den Tisch“, fordert Ingrid Reuter.

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