
Klaus Bartsch ist empört: „Das ist bewusste Irreführung.“ Seine Frau hat auf dem Action-Parkplatz in Holzen ein Knöllchen kassiert, obwohl sie die Parkscheibe hinter die Windschutzscheibe gelegt hatte. © Irina Höfken
Abzocke auf dem Action-Parkplatz? Klaus Bartsch vermutet „bewusste Irreführung“
Knöllchen
Familie Bartsch kassierte ein Knöllchen auf dem Action-Parkplatz in Holzen, obwohl sie die Parkscheibe eingelegt hatte. Ein Unding, findet Klaus Bartsch. Die Betreiberfirma reagiert.
„Hier darf ich nicht parken? Hier parke ich doch immer.“ Die Fahrerin, die gerade aus ihrem parkenden Auto ausgestiegen ist, guckt Klaus Bartsch ungläubig an.
Er erklärt ihr, was er gegenüber unserer Redaktion auch schon erklärt hat: Seine Frau habe vor wenigen Tagen an genau der Stelle auf dem Kundenparkplatz von Action in Holzen am Heideweg ein Knöllchen kassiert, obwohl sie die Parkscheibe ordnungsgemäß aufs Armaturenbrett ihres Autos gelegt hatte. So wie es auf dem Schild des Parkplatzbetreibers „Fair Parken“ steht. Die zwei Stunden hatte sie auch nicht überzogen.

Der gelbe Fiat (l.) steht in einer „ausgewiesenen Parkbucht“, die anderen beiden Autos stehen in der „Strafzone“. © Irina Höfken
„Bewusste Irreführung“: Trotz Parkscheibe gibt‘s ein Knöllchen
Trotzdem klemmte das Knöllchen nach dem Einkauf bei Action unter dem Scheibenwischer. Sie möge die Strafe von 24,90 Euro überweisen. Was die Autofahrerin an diesem Morgen und die Frau von Klaus Bartsch gemein haben: Sie haben nicht erkannt, dass es sich auf der Fläche nicht um „ausgewiesene Parkbuchten“ handelt.
Diese Fläche, so wie die Fahrbahn auch, besteht aus roten Pflastersteinen. Die Parkplätze, auf denen man stehen darf, sind auf grauem Grund. „Danke, dass Sie mir das sagen. Ich parke sofort um“, sagt die Autofahrerin und steigt wieder ein.
„Das ist bewusste Irreführung, um Strafgelder zu kassieren“, sagt Klaus Bartsch empört. Zähneknirschend habe er den Strafbetrag aber überwiesen. In den allgemeinen Geschäftsbedingungen, die auf einem Schild ein paar Meter weiter an der Einfahrt des Parkplatzes zu lesen sind, stehe das auch. Darauf habe ihn „Fair Parken“ hingewiesen, als er sich beschwert hat.
Kundin Elvira Tertel: „Abzocke“
„Aber wer liest die denn?“, fragt er. „Ich nicht“, sagt Elvira Tertel, die ebenfalls gerade aus ihrem parkenden Auto steigt. Sie kommt öfter zu der Action-Filiale, um dort einzukaufen. Die Geschäftsbedingungen des Parkplatzes habe sie aber noch nie gelesen.
Jetzt steht sie davor und sagt: „Kann ich auch nicht, da muss ich mich schon sehr anstrengen.“ Sie schaut gegen sie Sonne auf die kleinen Buchstaben. Unter Punkt 3.2 ist zu lesen: „Darüber hinaus verpflichtet sich der Nutzer, sein Fahrzeug ausschließlich in hierfür vorgesehenen und ausgewiesenen Parkbuchten abzustellen [...].“

An der Einfahrt des Parkplatzes steht ein Schild mit den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (l.) und ein paar Meter weiter hinter der roten Fläche weist das Schild von Fair Parken darauf hin, dass die Parkscheibe eingelegt werden muss und eine Parkdauer von zwei Stunden nicht überschritten werden darf (r.). © Irina Höfken
Elvira Tertel ist fassungslos, dass auf der roten Fläche vor dem Schild nicht geparkt werden darf. „Das ist ja raffiniert gemacht und irritierend, weil das Schild dort steht. Das ist Abzocke.“

Elvira Tertel ist fassungslos, dass man vor dem Schild auf der roten Fläche nicht parken darf. © Irina Höfken
Aus Kulanz werden Strafen unter einer Bedingung storniert
„Und ich dachte schon, ich bin doof“, sagt Klaus Bartsch. Sichtlich erleichtert, dass auch andere die Parksituation verwirrend finden. Wenige Minuten später steigt Patrick Güthoff aus seinem Auto aus. Auch er parkt auf der besagten roten Fläche.
„Ich kaufe ganz oft hier ein und ich habe immer hier geparkt.“ Er kommt aus Schwerte, um in Holzen in der Action-Filiale einzukaufen. Ein Knöllchen hat er dort noch nie bekommen. Tatsächlich aber seine Frau. Die habe den Kassenbon eingeschickt und das Ticket dann nicht bezahlen müssen, obwohl diese zwar ordnungsgemäß in der Parkbucht geparkt, aber ihre Parkscheibe vergessen hatte.
„Fälle dieser Art, in welchen Kunden des Action-Marktes uns einen Einkaufsnachweis haben zukommen lassen, werden zudem grundsätzlich aus Kulanz storniert“, sagt auch Sabine Klaas, Sprecherin von Fair Parken.
Fair Parken reagiert auf die Vorwürfe
Sie erklärt die Lage: „Der von Ihnen angesprochene Bereich dient als Rangierfläche für Lkw bei Warenanlieferungen und darf daher nicht beparkt werden. Zudem blockieren hier abgestellte Pkw die rechts von der besagten Rangierfläche befindlichen Stellplätze.“
Aber sie räumt auch ein: „Die Platzierung des Schildes ist jedoch in der Tat unglücklich gewählt.“ Und deswegen werde Fair Parken reagieren: Das Schild werde kurzfristig gegen ein Halteverbotsschild ausgetauscht.
Das Strafgeld werden die Bartschs wohl nicht zurückbekommen, denn den Kassenbon hatte seine Frau wegen des kleinen Warenwerts des Einkaufs nicht behalten. Aber dafür haben sie weiteren Action-Kunden vor dem Knöllchen bewahrt. Sprecherin Sabine Klaas: „Wir bedanken uns für Ihren Hinweis.“
„Hömma, hasse dat schon gehört?“ So (oder so ähnlich) beginnen die besten Geschichten aus dem Pott, wo ich zu Hause bin. Es gibt nichts Besseres, als diese aufzuspüren und dann in Text, Bild und Video festzuhalten.
