Es ist Dortmunds wohl absurdeste Umleitung: Schwerlaster, die von der A45 kommend das Gewerbegebiet Westfaliastraße mit zahlreichen großen Logistikfirmen ansteuern, müssen einen 1,4 Kilometer langen Umweg über die Brücke am Alten Hafenamt fahren und dort wenden, um über die Gegenfahrbahn zur Westfaliastraße zu kommen. Umgekehrt geht es genauso, wenn man von der Westfaliastraße zur Autobahn 45 will. Ändern könnte das eine direkte Abfahrt von der Schnellstraße OWIIIa mit der Hafenbrücke auf die Westfaliastraße.
Und die ist auch schon länger geplant. Ein Vollanschluss der Westfaliastraße könnte große Entlastung bringen, hieß es schon 2012 in einem Gutachten. 2020 bescheinigte eine Machbarkeitsstudie erneut den Wert der direkten Anbindung und empfahl eine Auf- und Abfahrtsrampe parallel zur Hafenbrücke mit Ampelanschluss an die Westfaliastraße.
Auch in der Politik fanden die Überlegungen großen Anklang, man störte sich eher an der angekündigten langen Planungsdauer und drückte aufs Tempo. Der Zeitdruck kam wenig später auch von anderer Seite. Denn auf dem früheren Güterbahnhof Westfaliastraße, über die die Zufahrt angelegt werden muss, entsteht ein neues ICE-Betriebswerk der Bahn.
Kosten bei 37,5 Millionen Euro
Voraussichtlich Ende 2024 soll Baubeginn sein, Mitte 2027 soll das Betriebswerk in Betrieb gehen. Und wenn der Betrieb erst einmal läuft, wäre ein Bau von Stützen für eine Auffahrtsbrücke über den Gleisen nicht mehr möglich. Bahn und Stadt stimmten sich deshalb eng ab, um beide Vorhaben unter einen Hut zu bringen. Die Stadt beauftragte ein externes Büro, um die Planungen für den Anschluss an die Westfaliastraße voranzutreiben.
Die liegt jetzt in Grundzügen vor. Danach sollen parallel zur Hafenbrücke auf beiden Seiten jeweils ein 120 Meter langer Damm und eine rund 200 Meter lange Brückenkonstruktion für die Auf- und Abfahrt entstehen. Und es gibt auch eine aktuelle Kostenschätzung. Ging man bei den bisherigen Gutachten noch von Kosten von 14 bis 17 Millionen Euro aus, ist jetzt von 37,5 Millionen Euro die Rede - wobei 75 Prozent durch Fördermittel gedeckt werden sollen.

Doch genau das sorgt jetzt für Probleme: Das Land hat den städtischen Planern signalisiert, dass die Aussicht auf eine Förderung „aktuell sehr gering“ sei. Die Mittel im Bereich des kommunalen Straßenbaus seien „derzeit eng bemessen“.
Und die Stadt macht sich mit ebenfalls für eine Förderung angemeldeten anderen Bauvorhaben selbst Konkurrenz. Dabei geht es unter anderem um den nötigen Neubau der Brücke Franziusstraße ganz im Norden des alten Güterbahnhof-Geländes. Sie ist nicht nur baulich marode, sondern steht mit einer Stütze auch der neuen Gleiszufahrt zum ICE-Werk im Weg.

Aufgeben will die Stadt die Pläne aber nicht. In seiner November-Sitzung soll der Rat der Stadt beschließen, den Bau des Vollanschlusses der Westfaliastraße vorbehaltlich einer Förderung durch das Land weiterzuverfolgen - und gewissermaßen in Vorleistung zu gehen. Um das Problem zu lösen, später nicht den Betrieb des ICE-Werks lahmzulegen, soll die Unterbauten der Zufahrtsbrücken mit Stützen aus Stahlbeton im Bereich der Gleise vorzeitig gebaut werden. 3,58 Millionen Euro sollen dazu vom Rat freigegeben werden, die dann später in die Gesamtfinanzierung mit Förderung einfließen sollen.
Eine Aussage über eine baldige Förderung sei frühestens nach der Aufstellung des Förderprogramms durch das Land voraussichtlich Anfang 2025 möglich, teilt die Verwaltung mit. Optimistisch wird die Lage dabei nicht eingeschätzt: „Derzeit ist von hier aus nicht absehbar, wann sich die Fördermittelsituation insgesamt wieder zugunsten der Stadt Dortmund entspannen wird“, heißt es in der Vorlage für die Politik. Das Warten auf den Anschluss der Westfaliastraße an die OWIIIa geht also weiter.
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