Der Dortmunder Weihnachtsmarkt wird in diesem Jahr nicht stattfinden. Im vergangenen Jahr besuchten noch 2,5 Millionen Menschen die Weihnachtsstadt.

© Schaper (Archivbild)

Absage des Weihnachtsmarktes: „Ein Schlag, der uns fast ans Ende bringt“

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Nach der Absage des Dortmunder Weihnachtsmarktes gaben die Schausteller eine emotionale Erklärung zu den Hintergründen ab. Ihre wohl letzten Hoffnungen fassten sie in einen dringlichen Appell.

Dortmund

, 30.10.2020, 17:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Um die Gefühlslage von Patrick Arens zu erkennen, brauchte man kein Experte zu sein. Die Niedergeschlagenheit und Betroffenheit waren ihm anzusehen. „Herzlich Willkommen auf einer der traurigsten Pressekonferenzen, die ich in meiner Zeit als Verbandsvertreter ausrichten musste“, sagte der Hauptorganisator des Dortmunder Weihnachtsmarktes auf einer Pressekonferenz am Freitagmittag (30. Oktober).

Der Grund der Zusammenkunft in den Westfalenhallen: Die Absage des Dortmunder Weihnachtsmarktes, die bereits am Donnerstag (29. Oktober) bekannt wurde. Man merkte Arens an, was der Ausfall des Events für ihn bedeutet. In vielen emotionalen Worten brachte er seine Verfassung zum Ausdruck.

1000 Existenzen stehen auf dem Spiel

Er sprach davon, dass die „Absage ein Schlag ist, der uns Schausteller fast ans Ende bringt.“ Außerdem erwarte er Respekt den Kollegen gegenüber dafür, wie viel Zeit und Arbeit sie bisher in die Planungen gesteckt haben. Schließlich ginge es auch um Arbeitsplätze.

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Der Organisator rechnete vor: 300 Stände hätten auf dem Weihnachtsmarkt Platz gefunden, insgesamt gehe es um 1000 Arbeitsplätze und damit auch um Existenzen. Gerade unter diesen Umständen stören ihn einige Kommentare in den Sozialen Netzwerken, die teilweise höhnisch die Absage begrüßen.

Arens betonte immer wieder, dass ihm die Gesundheit der Menschen am Herzen liege. Man nehme die Krankheit ernst. „Wir haben lange gekämpft, haben Konzepte zusammen mit der Stadt erstellt. Wir hätten alle Vorgaben erfüllt. Auch vom Ordnungsamtsleiter Norbert Dahmen hatten wir eine positive Rückmeldung erhalten, aber am Ende ließ die Entwicklung der letzten Tage keinen anderen Entschluss zu.“

100.000 Euro bisherige Kosten

Auch die Stadt Dortmund bedauert die Absage und teilt mit: „Die veranstaltenden Schausteller um Patrick Arens handeln mit der Absage der Weihnachtsstadt 2020 verantwortungsvoll, da so weniger Anlässe geschaffen werden, sich mit dem Covid19-Erreger anzustecken.“

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Bis zum jetzigen Zeitpunkt hatten die Organisatoren bereits etwa 100.000 Euro in die Erstellung von Konzepten investiert. Eine hohe Summe für ein Event, das nicht stattfinden kann.

Oder ist vielleicht eine Alternative in kleinerem Umfang möglich? Fest steht, ein Riesenrad oder ein Karussell wird es höchstwahrscheinlich nicht geben. „Aktuell sind beide Dinge nicht erlaubt. Man kann momentan nicht guten Gewissens im Blick auf Dezember etwas planen“, sagte Arens.

Arens wünscht sich neuen Denkansatz der Politik

Gibt es Pläne, kurzfristig einige Stände aufzubauen? „Wenn wir eines können, dann ist das bereitstehen. Wir können über Nacht was aufbauen. Aber es muss in die Zeit passen.“

Bereits im Sommer errichteten die Schausteller binnen weniger Wochen den „Pop Up“-Freizeitpark Fundomio vor den Westfalenhallen - als Alternative für die ausgefallenen Volksfeste und geschlossenen Freizeitparks.

Von der Politik erhofft sich Arens einen neuen Denkansatz. Veranstaltungen würden aktuell so behandelt, als seien sie der gefährlichste Ort der Welt, was sie jedoch nicht sind, meinte er. Daher brauche für es das kommende Jahr eine andere Umgangsweise mit der Veranstaltungsbranche.

„Hoffen, dass Versprechen eingehalten wird“

„Es muss für 2021 eine Lösung geben. Sonst geht das Licht bei vielen wirklich aus. Die Branche muss eine Chance haben, Veranstaltungen mit einem Abstands- und Hygienekonzept durchzuführen.“

Mit Blick auf die bisherige Unterstützung der Regierung meint er: „Was wir jetzt über das Jahr verteilt an Hilfsmaßnahmen bekommen haben, war viel zu wenig, um die Veranstalter am Leben zu halten. Daher hoffen wir inständig, dass das Versprechen der Bundesregierung, dass Veranstalter als Entschädigung 75 Prozent erhalten, eingehalten wird.“