Bis vor rund 8 Jahren war das Sexkino „Studio X“ hinterm Burgtor in der Dortmunder Nordstadt ein Höhepunkt für erotisch interessierte Singles und Paare. Vollausgestattet mit Porno-Zeitschriften, Kino-Saal und privaten Kabinen ging es hier jahrelang heiß her, bis das Kino im Jahr 2017 schließen musste.
Mittlerweile wird das leerstehende Gebäude immer wieder von Lost-Place-Jägern aufgesucht, die die dunklen Gänge, fleckigen Böden und das heruntergekommene Inventar fotografieren. Ein Rundgang durch das alte Sexkino zeigte: Das ist schon lange kein Ort mehr für sinnliche Fantasien.

Modernes Wohnen statt Sexkino
Auch die letzten Reste des einstigen Sexkinos werden bald verschwinden. Henning Wietzorke, operativer Geschäftsführer der Linim Service GmbH, gab auf Anfrage der Redaktion den 1. Juli als Abrissdatum an. Dann geht es nicht nur dem „Studio X“ an den Kragen, sondern allen Gebäuden auf dem Grundstück an der Münsterstraße, dem Freiherr vom Stein Platz und der Leopoldstraße.
Mit der Linim Gruppe als Investor soll ein neues Quartier entstehen. Von einem „Kahlschlag“ spricht Wietzorke, der der berüchtigten Gegend neues Leben einhauchen will. „Ich habe selbst jahrelang in der Dortmunder Innenstadt gelebt, ich weiß, welchen unglücklichen Ruf diese Ecke hat.“

Ganz gerechtfertigt findet er diesen nicht. Er sehe hier besonders viel Potential: „Eigentlich hat die Nordstadt die schönste innerstädtische Architektur in ganz Dortmund.“
Das Grundstück soll in ein Quartier mit einem 17-stöckigen Hochhaus verwandelt werden. Nach außen hin mit nachhaltiger Architektur, nach innen soll ein privater Innenhof mit Begrünung entstehen.
Damit wolle man an bereits vorhandene Architektur in der Nordstadt anknüpfen und diese hervorheben. Das Projekt solle anstatt der unheimlichen Burgtor-Unterführung „ein echtes Tor zur Nordstadt“ schaffen.
Statt Gammel-Immobilien soll so bis Ende 2026 ein Quartier mit einem großen Nahversorger, Bäcker, Gewerbe, betreutes und klassisches Wohnen entstehen. 2026 soll außerdem die Polizeiwache Nord einziehen. Um das Sexkino werde er sicher nicht trauern, sagt Henning Wietzorke. Jahrelang stand es sinnbildlich für die heruntergekommene Gegend hinter dem Dortmunder Hauptbahnhof.
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendjemand das Kino erhalten möchte.“ Ohnehin passe es nicht ins neue Konzept, das auf eine hochwertige und urbane Atmosphäre setzen wolle. „Außerdem sollte so etwas nicht in unserer Innenstadt sein“, so der Dortmunder.
Im Sommer müssen also alte Stammgäste und Lost-Place-Jäger von einem Ort Abschied nehmen, in dem auch nach der Schließung noch Abenteuer erlebt wurden.
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