Bislang hatten die Dortmunder Stadtwerke (DSW21) 27 Firmen unter Vertrag, die als größere Abo-Kunden für insgesamt mehrere Tausend Mitarbeiter verbilligte Tickets für Bus und Bahn bestellt haben. Seit 1. Mai sind auf einen Schlag 17 Firmen dazugekommen. „Und es sind bereits weitere an uns herangetreten“, berichtet Andrea Engelke, Leiterin von Marketing und Kundenmanagement bei DSW21.
Der Grund dafür ist das neue 49 Euro-Ticket, das seit 1. Mai deutschlandweit in allen Bussen und Bahnen des ÖPNV genutzt werden kann. Der Clou dabei: Für Beschäftigte kann es als Jobticket nochmal billiger werden. Voraussetzung: Ihr Arbeitgeber muss sich bereit erklären, 25 Prozent Zuschuss auf das Ticket zu zahlen. Auf diesen Zuschuss kommen dann nochmal 5 Prozent Rabatt, die von Land und Bund gewährt werden. Beschäftigte zahlen dann nur noch 34,30 Euro. Personaldezernent Christian Uhr spricht „von einem Baustein, mit dem die Stadt Dortmund ihre Attraktivitität als Arbeitgeberin weiter erhöht.“ Und die neben Angeboten wie Fahrradleasing und E-Dienstwagen damit weitere Schritte in richtung in Richtung Klimaschutz und Verkehrswende unternehme.

Einer der Großkunden von DSW21 ist die Dortmunder Stadtverwaltung. Sie hat (Stand Ende September 2022) inklusive des Theaters alles in allem gut 14.500 Beschäftigte. Gut 1.500 von ihnen haben nach Angaben der Stadt bislang ein verbilligtes Ticket aus dem Großkundenabo bestellt. Das dürfte sich ändern: Die Stadt bietet ihren nun Beschäftigten an, aufs Jobticket auszuweichen und die Fahrkarte mit 25 Prozent zu bezuschussen. Die Zustimmung des Rates am Donnerstag (11.Mai) gilt als sicher.
Mehrkosten für den Haushalt
Wieviel Beschäftigte sich tatsächlich aufs Jobticket stürzen, ist offen. Die Verwaltung rechnet damit, dass sich die Nachfrage um 150 Prozent erhöht – also eineinhalb mal so viel wie bisher. Das wären dann gut 3.700. Die Stadt hat auch gleich die zusätzlichen Kosten ausgerechnet, die sich daraus ergeben. Das Jobticket soll ab Anfang Juli nutzbar sein. Das erste Halbjahr 2023 ist dann vorbei – für die Stadt fallen im laufenden Jahr Mehrkosten von knapp 280.000 Euro an. In 2024 und für die Folgejahre steigt die Summe auf knapp 560.000 Euro, die der Kämmerer zusätzlich im Stadthaushalt bereitlegen muss.
Dabei macht die Stadt noch eine ganz andere Rechnung auf: Wie teuer wäre es eigentlich, wenn sie fast allen Beschäftigten ein 49 Euro-Ticket zur Verfügung stehen würde – völlig kostenlos, zum Nulltarif also? Eine Forderung, die mit Blick auf die Verkehrswende und die angstrebte Klimaneutralität immer mal wieder erhoben wird: In dem Fall wäre der Kämmerer mit gut 5 Millionen Euro pro Jahr dabei.
Jobtickets für Beamte werden daraus nicht finanziert. Die knapp 3.300 Beamten der Stadtverwaltung können sich das 49 Euro-Ticket natürlich aus eigener Tasche zulegen. Nur darf es von der Stadtverwaltung nicht bezuschusst und rabattiert werden – dem steht das Besoldungsrecht entgegen.

Mit 34,30 Euro pro Monat ist das Jobticket deutlich preiswerter als alle Fahrkarten, die es bislang über das Großkundenabo gab. Zum Vergleich: Beschäftigte der Stadtverwaltung, die etwa ein Ticket 2000-Abo (Preisstufe A3) bezogen, zahlten 73,42 Euro pro Monat – heruntersubventioniert von 83,43 Euro. Kommt hinzu: Den entsprechenden Rabatt gab’s bislang für Arbeitgeber, die wenigstens 30 Tickets bei DSW21 bestellten. Das ist jetzt anders: Auch kleine Betriebe können nun das Jobticket bestellen. „Wir haben jetzt tatsächlich einen Firmenvertrag über ein einziges Ticket“, sagt Andrea Engelke von DSW21.
DSW-Beschäftigte zahlen76 Cent
„Auch wir spüren derzeit eine steigende Nachfrage im Unternehmen“, sagt DEW21-Sprecherin Jana-Larissa Marx. Ohnehin sind bereits rund 600 von rund 1000 DEW21-Beschäftigten mit dem „alten“ Firmenticket aus dem Großkundenabo unterwegs. Diese Fahrkarten würden wie bei der Stadt nun automatisch auf 49 Euro-Tickets bzw. auf Jobtickets umgestellt, sagt Marx. Es sei denn, jemand widerspricht und möchte bei seinem bisherigen Ticket bleiben.
Auch die EDG will das ihren Beschäftigten anbieten. „Die Nachfrage lässt sich aktuell noch nicht beziffern“, sagt Sprecher Matthias Kienitz. Sie könnte aber kommen, zumindest punktuell: EDG-Mitarbeiter, die per Auto zur Arbeit fahren, konnten ihren Wagen jahrelang bequem und kostenlos am naheliegenden P+R-Parkplatz abstellen. Damit ist es vorbei: Wer dort parkt und nicht mit Bus und Bahn weiterfährt, muss seit Einbau der Schranke 50 Cent Parkgebühr pro Stunde zahlen – da könnte das „Jobticket“ zur echten Alternative werden.
Besonders schmackhaft ist das Ticket für die insgesamt 2.100 Mitarbeiter von DSW21: Sie bekommen das Jobticket von ihrem Arbeitgeber quasi „geschenkt“. Abgesehen von ihrem Anteil an der Umsatzsteuer: 76 Cent monatlich.
Ausführliche Informationen zum 49 Euro- und zum Jobticket gibt es im Netz unter www.bus-und-bahn.de/deutschlandticket
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