Zehntausende bei Anti-rechts-Demo Liebe Dortmunder, bildet euch nicht zu viel darauf ein!

Danke, Dortmund! Aber das reicht noch lange nicht!
Lesezeit
Danke, Dortmund! Aber das reicht noch lange nicht!

Was für ein Erfolg - oder etwa nicht? Nicht 1000, nicht 15.000, nicht 20.000, sondern 30.000 Menschen versammeln sich rund um den Dortmunder Hauptbahnhof, um zu zeigen: mit uns nicht! Wir sind die überwiegende Mehrheit - und wir schweigen nicht mehr!

Wir halten es nicht mehr aus, wir bleiben nicht mehr stumm, wenn die Rassisten unsere Nachbarn, Freunde, Arbeits- und Vereinskollegen, wenn sie einfach alle, die nicht in ihr enges rechtsextremes Weltbild passen, aus Deutschland jagen wollen. Wenn Demokratie, wenn unsere Freiheit bedroht sind.

Ein wichtiges, wichtiges Zeichen - ohne Frage. Aber nichts, auf das wir uns viel einbilden sollten, liebe Dortmunderinnen und Dortmunder!

Sie hocken in ihren Löchern

Da geht es noch nicht einmal um die Zahl an sich - nicht darum, dass Frankfurt 35.000 schaffte, Köln mehr als 60.000. Nein, hier geht es ja nicht um den Wettkampf. Der Kampf für die freiheitliche Grundordnung ist ja keine Bundesliga-Tabelle. Das hier ist kein Spiel!

Aber glauben Sie denn ernsthaft, dass irgendwo die menschenverachtenden Rassisten verschwinden, weil sie denken: „Ach, Mist, wenn da Hunderttausende in Deutschland auf die Straße gehen, dann suchen wir uns lieber ein anderes Hobby“? Die Feinde der Demokratie hocken weiter in ihren Löchern, wähnen sich weiter in den Startlöchern, mit aller Gewalt ein Viertes Reich zu erkämpfen.

Wofür demonstrieren Sie sonst so?

Löcher in Thüringen, Löcher in Dortmund, Löcher überall im Land. Selbst wenn sich extreme Organisationen verbieten lassen, Rassismus verschwindet dadurch nicht. Nein: Die Mehrheit darf nicht mehr schweigen, heute nicht, nächste Woche nicht, in einem Monat nicht, überhaupt nicht mehr.

Und da kommen wir zu meiner Sorge: Wer demonstriert denn noch für Umweltschutz oder für den Frieden in der Ukraine? Fast scheint es, als hätte die Mehrheit der Gesellschaft immer nur ein Thema, dem sie sich widmen kann. Und wer kann mir denn heute glaubhaft versichern, dass auch im Sommer 2024 oder im Januar 2025 noch Zehntausende da sind, wenn sich die Rassisten aus ihren Löchern trauen?

Überzeugen Sie mich später!

Versuchen Sie bitte jetzt nicht, etwas zu versprechen! Überzeugen Sie mich bitte im Sommer 2024, im Januar 2025, immer und immer wieder aufs Neue. Seien Sie da, auch in Zukunft! Und bringen Sie gerne noch mehr Menschen mit als am Samstag! Falls wir Dortmunder dann doch irgendwann mal vor Köln liegen sollten - na ja, ein bisschen freuen würde mich das ja auch. Ich bin ja Westfale...

Und als Dortmunder lassen Sie mich Ihnen den entscheidenden Satz eben noch mitgeben, den ich am Samstag auf einem der vielen selbstgemalten Demo-Plakate gesehen habe: „Entscheidend is anne Wahlurne!“

Teilnehmerzahl bei Demo gegen rechts sprengt alle Erwartungen: Oberbürgermeister Westphal fordert Af

30.000 Menschen setzen Zeichen gegen Rechts: Das war lange überfällig, Dortmund!

Riesen-Demo gegen rechts in Dortmund: 30.000 Menschen auf der Straße - der Live-Ticker zum Nachlesen