Die Zahl der Krankenhauseinweisungen ist in Dortmund in den vergangenen Wochen wieder gestiegen - aktuell werden 20 Patientinnen und Patienten stationär behandelt.

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20 Covid-Patienten in Dortmunder Krankenhäusern: Sind es nur Ungeimpfte?

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Die Zahl der Covid-19-Patienten in den Dortmunder Krankenhäusern nimmt wieder zu. Was sind das für Patienten? Und wie bedeutsam ist die Zahl der Krankenhauseinweisungen für die Infektionslage?

Dortmund

, 13.08.2021, 11:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

In der Debatte um die Aussagekraft von Inzidenzwerten angesichts einer fortschreitenden Impfquote rückt die Zahl der Corona-Patienten in den Krankenhäusern zunehmend in den Fokus.

Wie viele Covid-19-Infizierte erkranken also so schwer, dass sie im Krankenhaus stationär behandelt werden müssen? Dies soll, so fordern immer mehr Politiker und Wissenschaftler, bei der Bewertung des Infektionsgeschehens künftig mit eine Rolle spielen.

Lange Zeit gab es auf den Covid-19-Stationen der beiden Dortmunder Schwerpunkt-Krankenhäuser, also im Klinikum Dortmund und im Brackeler Knappschaftskrankenhaus, keine oder nur sehr wenige Patienten. In den vergangenen Wochen allerdings ist die Zahl gestiegen – von vier auf derzeit 20 Patientinnen und Patienten. Wer sind diese Menschen?

Hospitalisierung: „Fehlende Immunisierung ist wesentlicher Grund“

„Bei unseren Patienten handelt es sich um überwiegend junge Menschen, Nicht-Geimpfte und Reiserückkehrer“, sagt Susanne Janecke, Sprecherin des Klinikums Westfalen, zu dem das Knappschaftskrankenhaus in Brackel gehört.

Am Klinikum Dortmund äußert man sich „aus Datenschutzgründen“ gar nicht zu den aktuellen Covid-Patienten. Auch beim St.-Johannes-Hospital will man „medizinische Details zu unseren Patienten“ nicht nach außen geben. Alle verweisen ans städtische Gesundheitsamt.

Dort wird auch sofort der Datenschutz ins Feld geführt. Allerdings, so heißt es überraschend zu unserer Anfrage, verfüge man sowieso über keinerlei Patienten-Infos: „Die Altersgruppen der Patient/-innen, die Informationen über einen möglichen Impfstatus, Details über eine zuvor stattgefundene Reise bzw. über die Symptome der Patient/-innen liegen dem Gesundheitsamt nicht vor.“

„Aber man kann davon ausgehen“, sagt immerhin Dr. Ralf Georg Meyer, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin II, ganz allgemein, „dass eine fehlende SARS-Cov2-spezifische Immunität ein wesentlicher Grund für die aktuellen schweren Verläufe von Covid-19 ist. Die Impfbereitschaft bei den älteren Menschen war sehr hoch, und so sind jetzt häufiger Erwachsene jüngeren oder mittleren Alters betroffen. Diese Gruppe ist zudem deutlich mobiler und hat mehr Kontakte.“

Forderung: Krankenhäuser sollen mehr Daten zur Verfügung stellen

Wie lange die Zurückhaltung der Krankenhäuser und Gesundheitsämter noch Bestand haben wird, bleibt abzuwarten. Mehr und mehr Politiker und Wissenschaftler fordern, dass Krankenhäuser schon bald mehr Daten zur Verfügung stellen sollen - eben über die Zahl der Covid-19-Patienten auch auf den normalen Stationen, deren Symptome und Impfstatus.

Der Blick dürfe nicht nur auf die Auslastung der Intensivstationen gerichtet sein, sondern es müsse die Lage in den Krankenhäusern insgesamt betrachtet werden.

„Dies ist wichtig“, sagte beispielsweise der Infektiologe Prof. Clemens Wendtner dem Deutschlandfunk, „da auch hier Personal gebunden ist und in Kliniken Bettenkapazitäten aus anderen Bereichen kurzfristig zur Verfügung gestellt werden müssten.“

Für Dr. Ralf Georg Meyer vom St.-Johannes-Hospital bleibt aber die Inzidenz ein immens wichtiger Wert und er verweist darauf, dass nicht nur die fehlende Impfung, sondern auch ein fehlendes oder geschwächtes Immunsystem - z.B. aus medizinischen Gründen - ein Risikofaktor für eine Covid-19-Erkrankung sein könne.

Zutrittsbeschränkungen müssen früh wieder verstärkt werden

„Eine steigende Inzidenz trifft die Krankenhäuser und medizinischen Einrichtungen daher nicht erst dann, wenn sich die Intensivstationen gefüllt haben. Wir müssen zum Schutz der immungeschwächten Patienten früh die Zutrittsbeschränkungen wieder verstärken, Arbeits-Quarantänen für Mitarbeiter in Risikobereichen aussprechen, wo außerhalb des Krankenhauses keine Quarantäne ausgesprochen würde. Wir müssen also frühzeitig die Schutzmaßnahmen wieder anheben – was wiederum viele Abläufe erschwert. All dies erhöht den Druck im Gesundheitssystem auch jenseits der Intensivstationen“, so Dr. Meyer.

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Zur Diskussion um die Berücksichtigung der Zahl der Krankenhauseinweisungen sagt er konkret: „Es mag sein, dass die Inzidenz allein nicht ausreicht, um die Gefährdungslage zu erfassen. Aber wir haben in der Pandemie gelernt, dass die Füllung der Intensivbetten der Entwicklung so deutlich hinterher hinkte, dass eine Reaktion erst dann, wenn sich die Intensivbetten füllen, in jedem Fall deutlich zu spät käme.“

Für Dr. Meyer bleiben „die Inzidenz und die Geschwindigkeit ihres Anstiegs die verlässlichsten Werte.“

Dieser Bericht wurde am Montag, 16.8., um 17.30 Uhr um die Antwort der Stadt Dortmund auf unsere Anfrage ergänzt.