Hans Urbaniak mit einer Fotomontage der Zeche Dorstfeld. Auf dieser Zeche wurde auch er ein Knappe.

Hans Urbaniak mit einer Fotomontage der Zeche Dorstfeld. Auf dieser Zeche wurde auch er ein Knappe. © Holger Bergmann

155 Jahre: Hans Urbaniak feiert mit dem ältesten Knappenverein Deutschlands

rnBergbau-Geschichte

Der älteste Knappenverein Deutschlands kommt aus Dortmund. Am Samstag (17.9.) wird sein 155-jähriges Bestehen gefeiert. Das bekannteste Mitglied hat fast die Hälfte dieser Geschichte mitgeprägt.

Dorstfeld

, 17.09.2022, 11:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Arbeiter auf der Zeche Dorstfeld verstanden in dieser Sache keinen Spaß: Wer als Bergmann arbeiten wollte, der musste im Knappenverein sein. Und auch Hans Eberhard Urbaniak, der von 1970 bis 2002 für Dortmund im Bundestag saß, wurde im Jahr 1946 mit 17 Jahren Knappe, als er seine Ausbildung abgeschlossen hatte.

„Ausreißer gab es nicht“, sagt Urbaniak. „Alle mussten zusammenstehen.“ Gegen die Arbeitgeber, die Zechen-Besitzer, lange vor der Gründung der Ruhrkohle AG (RAG), galt es, zusammenzuhalten. Das Verhältnis vom Arbeitgeber zu Arbeitnehmern war unversöhnlich hasserfüllt.

Bei Invalidität gab es 3 Mark

Und zwar aus Tradition. Es waren Bergleute aus Dorstfeld, die 1867 den ersten Knappenverein in Deutschland gründeten, den Allgemeinen Knappenverein „Glück-Auf“ Dorstfeld 1867. Bergleute hatten einen harten und lebensgefährlichen Beruf und waren die Ernährer ihrer Familien.

1867 gründeten Arbeiter der Zeche Dorstfeld den ersten Knappenverein in Deutschland.

1867 gründeten Arbeiter der Zeche Dorstfeld den ersten Knappenverein in Deutschland. © Repro: Annette Hudemann

„Wenn einem Bergmann etwas passierte, und es passierten viele Unfälle, war die Familie mittellos“, sagt Urbaniak. Der Knappenverein trat in solchen Fällen finanziell für die Familien ein. Versicherungen gab es nicht. Bei Invalidität gab es 3 Mark pro Jahr, später 3 Mark pro Monat.

In Dorstfeld entstand die erste Gewerkschaft

Mit einem zweiten historischen Ereignis schaffte es der Knappenverein Dorstfeld nochmal in die Geschichtsbücher. 1889 streikten die Bergleute auf 66 Bergwerken in Deutschland. Kaiser Wilhelm zeigte sich uneinsichtig und blockierte mehr Arbeitnehmer-Rechte.

Hans Urbaniak

Von der Zeche in den Bundestag

  • Hans Eberhard Urbaniak blieb kein Hauer auf der Zeche Dorstfeld. Er ging in die Gewerkschaft und wurde Betriebsratsvorsitzender. Er wurde SPD-Mitglied und 1968 Vorsitzender des Ortsvereins Dorstfeld-Oberdorf.
  • Von 1964 bis 1970 war er Ratsmitglied in Dortmund, von 1970 bis 2002 Mitglied des Bundestages. Von 2000 bis 2002 war er sogar Alterspräsident des Bundestages.

Zur Antwort trafen sich die Vertreter von 44 Knappenvereinen in Dorstfeld, im Gasthof Ziegler, um mit dem „Verband zur Wahrung und Förderung der bergmännischen Interessen in Rheinland und Westfalen“ die erste Gewerkschaft in Deutschland zu gründen.

Strikte Hierarchien

Als Hans Urbaniak Knappe wurde, als erster in seiner Familie, waren Arbeitskampf und Knappenwesen in Dorstfeld also bereits Teil der Orts-Kultur und Identität. Der Knappenverein in Dorstfeld war gesellschaftlich wichtig und allgegenwärtig. Das Vereinsleben selbst hat Urbaniak aber eher als dezent in Erinnerung.

„Vereinsfeiern gab es nur vierteljährlich“, so Urbaniak. Und die waren auch noch recht förmlich. Jungknappen saßen nicht mit älteren Knappen an einem Tisch. „Die Jungen durften nicht mithören, was die Alten sich zu erzählen hatten“, erinnert sich Hans Urbaniak.

Zeche wurde 1963 stillgelegt

Auch dann nicht, als er den harten Weg vom Knappen über den Schlepper bis zum Hauer geschafft hatte. Die Hierarchien waren undurchlässig.

In der alten Waschkaue der Zeche Dorstfeld entsteht gerade das neue Bürgerhaus Dorstfeld.

In der alten Waschkaue der Zeche Dorstfeld entsteht gerade das neue Bürgerhaus Dorstfeld. © Stephan Schuetze

Die Zeche Dorstfeld wurde schon 1963 stillgelegt, doch den Knappenverein gibt es auch 59 Jahre danach noch. „Der Knappenverein hält uns zusammen“, sagt Hans Urbaniak.

Alle, die die Tradition hoch halten, treffen sich am Samstag (17.9.) um 13 Uhr im Gemeindesaal der katholischen St. Barbara-Gemeinde an der Teutoburger Straße.

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