
Seit Jahrzehnten einer der Top-Köche des Ruhrgebiets: Knut Hannappel in der Küche seines mit dem Michelin-Stern ausgezeichneten Restaurant in Essen. © Sebastian Drolshagen
14 Top-Adressen: Das sind die besten Gourmetrestaurants des Ruhrgebiets
Ruhrgebiet geht aus! 2023
Das Ruhrgebiet beheimatet mehr Gourmetrestaurants denn je. Entsprechend auch die Dichte der, die einen Michelin-Stern tragen. „Ruhrgebiet geht aus! 2023“ hat die besten gekürt.
Sie greifen nach den Sternen oder haben sie längst erreicht. Einige der Top-Köche brillieren sogar nicht mehr nur in der eigenen Küche, sondern auch in unterschiedlichsten TV-Formaten. Das Alltägliche sucht man hier also vergebens, auch in der Küche. Dafür warten überragende Kreationen und höchste Gaumenfreuden.
„Ruhrgebiet geht aus! 2023“ hat die besten Restaurants besucht, die für exzellente kulinarische Genüsse stehen. 14 Adressen wurden als Tipps erkoren. Abseits der Top 5 sind das (in alphabetischer Reihenfolge und im Magazin ausführlich vorgestellt) folgende Orte:
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Am Kamin, Mülheim an der Ruhr, Striepens Weg 62 (Anmerkung: Derzeit arbeitet Patronin Heike Nöthel-Stockmann an einer noch nicht näher bekannten Neukonzeption)
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Der Schneider, Dortmund, am Gottesacker 70. Der gebürtige Dortmunder Phillip Schneider wurde 2017 als „Aufsteiger des Jahres“ vom „Feinschmecker“ geehrt und erhielt 2021 „seinen Stern“. Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag, 18 bis 22 Uhr. Reservierung unter www.derschneider-restaurant.de, Telefon: 0231-4773770
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Gasthaus Stromberg, Waltrop, Dortmunder Straße 5. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag ab 17 Uhr, Samstag ab 12 Uhr. Reservierung unter www.gasthaus-stromberg.de, Telefon: 02309-4228
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Grammons, Dortmund, Wieckesweg 29. Auch Dirk Grammon konnte im März 2021 einen Michelin-Stern erobern für seine auf absoluten Top-Produkten aufbauende Gourmetküche. Öffnungszeiten: Mittwoch, Freitag und Samstag ab 18 Uhr, Donnerstag um 12 Uhr und ab 18 Uhr. Reservierung unter www.grammons.de, Telefon: 0231-93144465
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Gute Stube, Herne, Schaeferstraße 109. Im Gourmet-Restaurant des Parkhotel Herne steht mit Thorsten Brodal ein aus der Sterneküche kommender Chef in der Küche. Öffnungszeiten: Freitag bis Sonntag ab 18 Uhr. Reservierung über das Kontaktformular unter www.parkhotel-herne.de, Telefon: 02323-955333
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Kettner‘s Kamota, Essen, Hufergasse 23. Jürgen Kettner verbindet die Küchen der Steiermark und Japans in Werden. Ein Favorit für einen Stern 2023. Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag, 18 bis 23 Uhr. Reservierung unter www.kettnerskamota.de, Telefon: 0201-72044700 (Achtung: Anrufe werden nur begrenzt angenommen, Online-Reservierung empfohlen)
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Pierburg Erika Bergheim, Essen, Schmachtenbergstraße 184. Schon zweimal konnte Erika Bergheim den Stern ins Schlosshotel Hugenpoet holen. Seit 2021 ist sie nun im eigenen Restaurant tätig. Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag, 15 bis 17.30 Uhr (Kaffee & Kuchen) und 18 bis 23 Uhr. Zusätzlich Samstag und Sonntag, Mittagessen von 12 bis 14.30 Uhr. Reservierung unter www.pierburg-essen.com/reservieren, Telefon: 02054-5907.
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Ratsstuben im Ratshotel, Haltern, Mühlenstraße 3-5. Der Autodidakt Daniel Georgiew verteidigt seit 2018 erfolgreich den damals überraschend geholten Michelin-Stern. Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag ab 18 Uhr. Reservierung unter www.hotel-haltern.de, Telefon: 02364-3465.
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Schote, Essen, Rüttenscheider Straße 62. Das Gourmet-Restaurant von Nelson Müller hat über zehn Jahre den Stern und ist 2019 an den Rüttenscheider Stern umgezogen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag, 18 bis 23 Uhr. Reservierung unter www.nelson-mueller.de/pages/schote, Telefon: 0201-780107 (erreichbar Montag bis Samstag, 14 bis 18 Uhr)NEUES MAGAZIN
RUHRGEBIET GEHT AUS! 2023
Seit dem 14. Juni ist das Magazin (nicht zu verwechseln mit der zuvor herausgekommenen Sonderausgabe Open Air) im Handel. Es erscheint im Verlag Lensing-Wolff, 140 Seiten, 8,90 € im Buchhandel und im Online-Shop, hier „Ruhrgebiet geht aus! 2023“.

Dirk Grammon bei der Arbeit in seinem Restaurant Grammons in Dortmund Brackel © Nils Hofmann
Das sind die Top 5:
5. Platz: The Stage, Dortmund The Stage: „Jon Stone Dry Aged Beef mit Rote Bete, Rauchaal, Kartoffel“ mit der Zusatzportion Kaviar.
© Sascha Perrone
Im siebten Stock ist man den Sternen nah. Schon einmal eine gute Ausgangslage für das Anfang September 2021 eröffnete „The Stage“ von Michael Dyllong und Ciro De Luca. Hier ist alles darauf ausgelegt, überregional, wenn nicht international Furore zu machen. Die Sterne-Küche Dyllongs hat vom Palmgarden „rübergemacht“. Das Menü startet mit einigen Grüßen, darunter eine schöne „Krabben-Terrine, mit Saiblingskaviar und Koriandercreme“. Feine Huchen-Filets (bekannt auch als Donaulachs), nur leicht geflämmt, werden sehr erfrischend mit Apfel in verschiedenen Zubereitungen, Rettich und Honig kombiniert.
Ein intensiver und perfekter Gang folgt. „Jon Stone Dry Aged Beef mit Rote Bete, Rauchaal, Kartoffel“ ist einer der besten Teller des Jahres. Das Edel-Beef ist als Tatar im Rote-Bete-Mantel zu finden, der Rauchaal explodiert im Mund ebenfalls heraus aus einer Kugel (etwas drüber vielleicht mit Blattgold markiert, aber was soll’s). Dieser Gang lässt sich noch mit feinem Kaviar pimpen.
Weiter geht es mit toll verarbeiteten Spitzenprodukten: Jakobsmuschel in Nuss- und Anis-Umgebung, Zander trifft Flusskrebs, ehe im „Hauptgang“ (falls man das überhaupt so sagen kann angesichts all der Kunst bei der Reise) „Wischelamm mit Aubergine, Karotte, Fenchel“ auf dem Programm steht. Das Lamm kommt als Rücken, als geschmorter Nacken, als Bries (toll!), Bäckchen und als schön tiefe Lammjus, von der es etwas mehr hätte sein können.
Die Weinbegleitung gelingt begeisternd präzise. Der Michelin-Stern im März 2022: nur konsequent und völlig zurecht.
thestage-dortmund.com (Online-Reservierung möglich)
Karlsbader Straße 1a
44225 Dortmund
0231 7 10 01 11
Di–Sa ab 18 Uhr Klassiker in Dorsten. Der "Goldene Anker" von TV-Koch-Größe Björn Freitag.
© Sebastian Drolshagen
Platz 4: Goldener Anker, Dorsten
Wir wissen nicht, ob der königsblaue Aufstieg zurück in die Bundesliga auch Björn Freitag wieder ins Schalker Team bringt. Wir wissen aber, dass als Folge des Abstiegs 2021 das Engagement des gebürtigen Gelsenkircheners beim Verein endete. Eine traurige Sparmaßnahme. Andererseits: Ein Zweitliga-Koch ist Freitag halt beileibe nicht.
Hier im Goldenen Anker ist seit 2001 der Michelin-Stern daheim, den Freitag damals als jüngster besternter Küchenchef erarbeitet hatte. Das Ambiente ist stilvoll, sachlich, nicht überkandidelt, der Service äußerst souverän. So kommt dann auch ruhig und entspannt Gang für Gang auf den Tisch, Feuerwerk gibt es nur auf dem Teller und im Mund. Kreativ wird Spitzenprodukt um Spitzenprodukt wunderbar inszeniert.
Etwa in „Tatar von Langostinos mit Kohlrabi, Quinoa, Grapefruit“. Eine aufregende Vorspeise, vollmundig, doch mit frischer Säure. Königlich auch eine „Seezungen-Räucherlachs- Roulade mit Imperial Kaviar, grünem Spargel und lila Kartoffeln“.
Im Fleisch-Hauptgang serviert Freitag ein „Bretonisches Salzwiesenlamm mit Aubergine, Artischocke und einer Chimichurri“. Sommelière Marion Nagel [Anmerkung: Im Sommer 2022 zu Sven Nöthel ins Mod in Duisburg gewechselt] verwaltet eine sagenhafte Weinkarte, die Weinbegleitung zum Menü reicht von 62 Euro für vier Gänge bis 105 Euro für 7 Gänge. Das Gourmet-Menü ist für 120 Euro (4 Gänge) bis 165 Euro (7 Gänge) bepreist. Für die gebotene Qualität absolut angemessen.
bjoern-freitag.de (Online-Reservierung möglich)
Lippetor 4
46282 Dorsten
02362 2 25 53
Mo–Fr 18–23 Uhr Feinste Küche bei Knut Hannappel und Tobias Weyers in Essen.
Platz 3: Hannappel, Essen
Auch die Pandemie konnte den Sprint von Knut Hannappel nicht stoppen, nur etwas bremsen. Das Zusammenfallen von erstem Michelin-Stern und Lockdown hatte 2020 durchaus etwas Tragisches, doch danach lernte das Team um Küchenchef Toby Weyers das To-Go-Business, mit Tobias Filthaupt stieß eine weitere hochkreative Kraft zur Truppe und selbstverständlich wurde der Stern 2021 verteidigt.
Tatsächlich arbeitet das Team an immer neuen fantastischen Kreationen, die mit kräftigem Aromenspiel faszinierende Akkorde abliefern: Spektakulär etwa ein Menügang „Thunfischbauch, Gurke, Stachelbeere, Wasabi“, eine vollmundige
Hommage an die japanische Küche, frisch und klar in der Umsetzung.
Dass im Restaurant Hannappel stets mit viel Ehrgeiz an verschiedensten Gar- und Reifemethoden gearbeitet wird, um Exklusives zu erschaffen, zeigt der Gang „Huchen, Zwiebel, Holunder, fermentierter Spargel“, der von den Saison-Gemüsestangen nur ein paar wohlschmeckende, dekonstruierte Schnipsel überlässt.
Hoch in den Saucenhimmel führt ein Hauptgang: „Taube, Pfifferlinge, Haselnuss, Brombeere“ wirkt wie ein Klassiker. Wer Besonderes erleben will, sollte unbedingt in den „Kulinarischen Kalender“ des Hauses schauen. Hier bieten etwa die 4 Hands Dinner ganz ganz hohes Niveau, denn die Gastköche aus dem Sternenhimmel sind handverlesen. Die klimatisierten Räume ersetzen den Freisitz, die Weinkarte, der Service, das Ambiente, alle haben den Stern verdient.
restaurant-hannappel.de (Online-Reservierung möglich)
Dahlhauser Straße 173
45279 Essen,
0201 53 45 06
Mi–Sa 17.30–23 Uhr,
So 12–15 & 17.30–22 Uhr Bekanntes TV-Gesicht und einziger 2-Sterne-Koch im Ruhrgebiet: Frank Rosin
© Gert Krautbauer
Platz 2: Rosin, Dorsten
Der medial allgegenwärtige gebürtige Dorstener Frank Rosin ist zweifelsfrei der Primus unter den Spitzenköchen des Ruhrgebietes. Zwei Michelin-Sternesind es schon seit 2011, der erste hing schon 2004 im schönen Restaurant in Dorsten.
Den Gast erwarten handwerkliche Präzision, souveräne Gastfreundschaft, elegantes Ambiente und eine eigenwillige Küche. Eigenwillig allerdings im besten Sinne, denn auf diesem Niveau ist es eben nicht mehr nur so, dass perfekte Klassiker reproduziert werden, sondern so, dass Kreativität und Innovation verlangt ist, auch wenn hier und da mal ironische Ideen eingebaut sind.
Die Teller sind hier optisch oft von Geometrie geprägt, quasi alles kann Quader, Würfel oder Kugel werden, warum nicht mal serviert auf einem Stein?
Dabei geschieht das nicht in semiwissenschaftlicher Form, sondern bleibt zumeist sinnlich und zugänglich, was sich besonders im Kunstwort „Schmackofatz“ (kommt übrigens laut Duden vom polnischen smakować, „Schmecken“) widerspiegelt, welches Rosin für besondere Zugaben nutzt. Heuer etwa „Schottischer Highland Lachs mit Soja-Eigelb und Wakame Salat“.
High-End Feinschmecker ist eine „Tafel Schokolade von Entenleber, kalter Kalbsjus mit Trüffel und gebackener Beerenauslese“, ein kulinarisches Oxymoron. Spektakulär. Genauso wie die 36-seitige Weinkarte, die Sommelière Susanne Spies zusammengestellt hat. Ein Besuch hier in Dorsten ist weiterhin ein Aufenthalt auf dem Höhengrat der Kochkunst.
frankrosin.de (Online-Reservierung möglich)
Hervester Str. 18
46286 Dorsten
02369 43 22
Di–Sa ab 18 Uhr Vater und Sohn: Sascha und Walter Stemberg vor ihrem Restaurant
© Joerg Meier
Platz 1: Haus Stemberg, Velbert
Exorbitant gut zu kochen, das liegt hier in den Genen. Bereits Vater Walter stand hier vor dem aktuellen Küchenchef Sascha hinter den Töpfen, und die Tradition lässt sich noch weitere fünf Generationen zurückverfolgen. Kulinarisch wird heimatlich Saisonales und Regionales mit modernster Kochkunst verbunden.
Beste Produkte finden Verwendung. Und der Fachpresse blieb die herausragende Kombination aus handwerklichem Können, guten Produkten und exzellenten Service auch nicht verborgen. Die Liste der Auszeichnungen ist lang: ein Michelin-Stern, viele Punkte und Hauben bei Gault & Millau, auch der Feinschmecker
schwärmt.
Fast schon puristisch, aber dennoch mit Geschmack und Qualität geht es los. Ein sommerlicher Salat soll es sein. Junger Blattsalat und feinste Wildkräuter treffen auf eine herrlich-mediterrane Vinaigrette aus Pinienkernen und getrockneten Tomaten, Feta rundet das Ganze ab.
Danach das Schaumsüppchen vom Atlantik Hummer Fluffig, leicht, filigraner, zart und doch so voller Geschmack! Das kleine Kunstwerk sei übrigens eine Hommage an den Düsseldorfer Sternekoch Peter Nöthel, der ein Restaurant namens „Hummerstübchen“ besaß und bei dem Sascha Stemberg einstmals gekocht hat.
Im Hauptgang zwar nicht so leicht, aber ein empfehlenswertes Erlebnis, sind die Ochsenbäckle in Burgunderjus mit Pfifferlingen und samtiger Polenta. Super Weinkarte.
Kuhlendahler Straße 295
42553 Velbert
02053 56 49
Mo–Mi 17.30–21.30 Uhr
Sa & So 12–15 & 18–21.30 Uhr