Am Wochenende ist bekanntlich keine Schule, trotzdem haben sich am Samstag (7.12.) um 11 Uhr rund 1.000 Teilnehmer – Schülerinnen und Schüler sowie ihre Eltern – für eine Demonstration in der Dortmunder Innenstadt getroffen.
Anlass sind die Überlegungen der Stadtverwaltung, den Drogenkonsumraum am Grafenhof, zur Küpferstraße in die Nähe der Märkischen Straße zu verlegen. Im Umfeld liegen auch das Käthe-Kollwitz-Gymnasium, das Stadtgymnasium und das Mallinckrodt-Gymnasium.
Vertreter der Elternschaft hatten deshalb gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern zu der Demonstration vor der U-Bahnhaltestelle Stadthaus aufgerufen, die für viele Kinder und Jugendliche Bestandteil ihres Schulweges ist.
Von dort aus zog die Demonstration zum rund 100 Meter entfernten möglichen Standort an der Küpferstraße. „Nicht mit uns“, skandierten Schüler und Eltern, als sie daran vorbeiliefen. Viele hatten Plakate mitgebracht. „Kinder zuerst! Keine Drogenräume in Schulnähe“, „Nein! Zum Standort Küpferstraße“, „Ich will sicher zur Schule“, „Bildung statt Drogen“ und „Das ist nicht fair! Wo bleibt unsere Sicherheit?“, war darauf unter anderem zu lesen.
Unterschriften an OB überreicht
Elternpflegschaftsvorsitzende übergaben Oberbürgermeister Thomas Westphal zu Beginn der Demonstration rund 2.500 Unterschriften, verbunden mit der Forderung, einen anderen Standort für den Drogenkonsumraum zu finden. „Ich höre immer, es sei schon alles beschlossen, aber das ist mitnichten der Fall. Wir wollen uns in Ruhe mit diesem Standort beschäftigen, aber mit anderen auch noch“, sagte Westphal. Am Donnerstag (12.12.) soll der Rat der Stadt darüber entscheiden, ob ein Prüfverfahren eingeleitet wird.
„Das ist jetzt der Punkt, an dem es um die Beteiligung geht, wir sind ja noch gar nicht weiter im Verfahren“, reagierte er auf die Kritik, dass die Bedenken der Schulen und Eltern nicht genug einbezogen worden seien. Während er das auch noch einmal gegenüber den Demonstrierenden betonte, wurde er teils mit Buhrufen quittiert.

Die Schüler- und Elternschaft der drei Gymnasien hatten sich bereits im Vorfeld in Stellungnahmen gegen eine Verlegung in die Nähe der Schulen ausgesprochen. Die Hauptsorgen von Eltern und Schülern sind die Sicherheit der Kinder und Jugendlichen auf dem Schulweg und die Konfrontation mit Drogenkonsumenten und -händlern sowie möglichen Rückständen des Drogenkonsums. Sie fordern deshalb, die Planungen für den Standort Küpferstraße zu überdenken. Am Samstagvormittag trugen sie diese Forderung auf die Straße.
„Für uns nicht haltbar“
„Für uns ist nicht haltbar, dass Kinder und Jugendliche direkt den Drogenabhängigen ausgesetzt werden“, sagte etwa Tanja Langer, Schulpflegschaftsvorsitzende des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums. „Wir sind dafür, dass es ein sicherer Schulweg ist. Was macht das mit den Kindern, wenn sie die Drogenabhängigen sehen, wenn sie auf die Dealer treffen?“, fragte sie.
Es sei eine Pflicht, die Kinder und Jugendlichen vor negativen Einflüssen zu schützen und ihnen ein sicheres Umfeld zu bieten. „Wir sind uns bewusst, dass Drogenabhängige oft am Rande der Gesellschaft stehen und dringend Hilfe benötigen. Doch die Lösung kann nicht sein, dass wir die Problematik direkt vor die Türen unserer Schulen verlagern.“
Majid Keppke war mit seinen beiden Kindern auf der Demonstration. Sie besuchen die siebte Klasse auf dem Käthe-Kollwitz-Gymnasium. Der Vater sagte über suchtkranke Personen: „Das sind wirklich arme Menschen, die Hilfe brauchen, aber meine Kinder sind wichtiger.“
Er hat die Befürchtung, dass es zu Problemen auf dem Schulweg kommen könnte. Sie hätten zu Hause zuletzt viel über das Thema gesprochen. Seine Tochter Shirin habe Angst. Die Zwölfjährige sagte: „Das ist für erwachsene Leute gefährlich, dann ist es für Kinder noch gefährlicher.“ Sie habe die Liste, die an den OB überreicht worden war, auch unterschrieben, als sie in der Schule herumging.

„Zu wenig differenziert“
Zwei Schülerinnen, die die 9. Klasse auf dem Käthe-Kollwitz-Gymnasium besuchen, ihre Namen aber nicht nennen wollten, waren nicht ganz einverstanden mit allem, was auf den Demo-Plakaten zu lesen war. „Ein Drogenkonsumraum in der Nähe der drei Schulen ist sicherlich nicht die beste Lösung. Alle drei Schulen sagen klar, wir wollen ihn nicht hier haben, aber eine ideale Lösung gibt es nicht“, sagt eine der Schülerinnen.
„Einfach nur zu sagen, hier nicht, ist zu wenig differenziert.“ Sie verstehe die Kritikpunkte und wünsche sich mehr Einbeziehung, Sorge habe sie aber nicht. Ihre Freundin ergänzt: „Ich vertrete nicht die Meinung, dass die Zukunft von allen dadurch zerstört wird.“
Während der Demonstration, die neben dem diskutierten Standort an der Küpferstraße auch an den drei Schulen entlang und über den Wall zog, kam es zeitweise zu Verkehrsbeeinträchtigungen. Gegen 12 Uhr wurde die Demonstration an ihrem Startpunkt am Platz von Rostow beendet.
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