Bei einer Geburt besteht potenziell erhöhtes Ansteckungsrisiko – vor allem für das Klinik-Personal. (Symbolbild) © dpa

Frauenheilkunde

Schweiß, Schreie, Flüssigkeiten: So beeinflusst Corona die Geburt

Die Pandemie beeinflusst auch die Frauenheilkunde. Wie ein Dortmunder Frauenarzt erklärt, besteht bei einer Geburt etwa erhöhtes Ansteckungsrisiko – doch nicht unbedingt für Mutter und Kind.

Dortmund

, 03.08.2020 / Lesedauer: 3 min

Zu Beginn der Corona-Pandemie sind viele Behandlungen, die nicht zwingend sofort notwendig waren, verschoben worden. Mittlerweile kehren die Kliniken so langsam wieder zu mehr Normalität zurück.

Doch bis heute ist in einigen Bereichen noch eine große Zurückhaltung der Patienten zu merken, wie Gudula Stroetzel, Sprecherin der St.-Johannes-Gesellschaft, unlängst erklärte. Einige Menschen haben Angst, sich mit dem Coronavirus zu infizieren.

So auch in der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am St.-Johannes-Hospital in Dortmund, bestätigt jetzt auch deren Chefarzt Dr. Georg Kunz im Gespräch mit dieser Redaktion. Zumindest teilweise.

Denn während man diese Zurückhaltung in der allgemeinen Gynäkologie „sehr deutlich gemerkt“ habe, sah es im anderen großen Bereich der Klinik anders aus.

„Die haben sich von Corona nicht abhalten lassen“

„In der Geburtshilfe haben wir das nicht gemerkt“, sagt der Frauenarzt. Natürlich haben auch hier insgesamt weniger Routineuntersuchungen stattgefunden, sagt er.

Doch im Fall der Fälle seien die Frauen stets zur Untersuchung gekommen. „Schwangere sind da sensibel“, sagt Kunz. „Die haben sich von Corona nicht abhalten lassen. Das sind Mütter.“ Ein großes Glück sei, dass Schwangere und ihre Babys nach jetzigem Erkenntnisstand durch das Coronavirus nicht stärker gefährdet sind als andere.

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„Schwangere müssen sich keine besonderen Sorgen machen“, sagt Kunz. Soweit man wisse, seien Schwangere nicht anfälliger für die durch das Virus ausgelöste Lungenkrankheit Covid-19.

Außerdem verlaufe die Krankheit auch nicht tendenziell schwerer und vermutlich werde das Virus während der Schwangerschaft auch nicht auf das Baby übertragen. „Für Schwangere und die Kinder besteht dahingehend praktisch keine Gefahr“, sagt der Frauenarzt.

Trotzdem ist besondere Vorsicht geboten

Doch trotzdem müsse man in der Geburtshilfe besonders vorsichtig sein. Das bezieht sich auch oder vor allem auf das Klinik-Personal.

Stationäre Patienten werden im St.-Johannes-Hospital vor der Aufnahme präventiv auf das Coronavirus getestet. Bei Geburten ist das logischerweise nicht immer zwei Tage im Voraus möglich.

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Wenn der Corona-Status einer werdenden Mutter unklar ist, „gehen wir erst mal davon aus: ‚Die hat das‘“, sagt Kunz. Denn eine Geburt sei schwere Arbeit für die Mutter. Arbeit, die mit einer großen Ansteckungsgefahr verbunden ist.

„Da gibt es Schreie, Schweiß und andere Flüssigkeiten“, sagt der Gynäkologe. Entsprechend müsse das Personal der Geburtshilfe sich da besonders absichern.

Zeit kann einen Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen

In der allgemeinen Gynäkologie dagegen habe man zwischenzeitlich nur etwa 30 Prozent der normalen Behandlungen gehabt. „Jetzt nähern wir uns den normalen Zahlen wieder an“, sagt Kunz Ende Juli. Mittlerweile kämen zwei bis drei Patientinnen pro Woche mit Gebärmutterschleimhaut-Krebs.

Es gebe auch Frauen nach den Wechseljahren, die trotz Blutungen nicht zur Untersuchung gekommen sind. „ Zum Glück ist das kein Krebs, der schnell wächst“, sagt Georg Kunz. Sprich: Eine Verzögerung der Behandlung von zwei bis vier Monaten stelle kein sehr großes Problem dar.

Dr. Georg Kunz, Chefarzt für die Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am St.-Johannes-Hospital © Gerhard P. Mueller (Archiv)

Das sei glücklicherweise bei vielen gynäkologischen Erkrankungen der Fall. „Natürlich soll man immer kommen, wenn was ist, aber bei den meisten Fällen ist das nicht ganz so dramatisch“, sagt er.

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Das zählt jedoch nicht für alle Fälle in der Frauenheilkunde. Es gibt auch Befunde, bei denen es fatal sein könnte, wenn sie statt im April erst jetzt gemacht werden.

„Am schlimmsten wäre das bei bösartigen Erkrankungen des Eierstocks“, sagt Kunz. „Da kommt es wirklich auf die Zeit an.“ Denn Eierstock-Krebs sei „sehr rasch wachsend“. Dort könne eine Verzögerung von zwei bis vier Monaten durchaus einen Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen.

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