
Mag ja sein, dass die Verwaltung den Anliegern und Autofahrern an der Märkischen Straße eine Dauerbaustelle ersparen wollte. Jede Sperrung dieser zentralen Verkehrsachse, das hat sich 2022 gezeigt, führt regelmäßig zu Chaos und Stau.
Abgesehen davon, dass auch Anlieger anderer Straßen davon ein Lied zu singen wissen: Zu Beeinträchtigungen wird es so oder so kommen - spätestens, wenn die Stadt 2024 alternativ mit der „Sanierung light“ beginnt.
Die Entscheidung, die Komplett-Erneuerung der Märkischen mal eben zu verschieben und dabei in Kauf zu nehmen, dass mehr als 3,5 Millionen Euro Fördermittel verloren gehen, ist irritierend - und wirft Fragen auf.
War die Maßnahme tatsächlich so „dringlich“, wie sie die Stadt 2020 bei der Antragstellung in Arnsberg angezeigt hatte? Offenbar nicht. Anders lässt sich die Verschiebung der Bauarbeiten um satte sechs Jahre kaum erklären.
Die Märkische Straße ist eine der zentralen und bedeutendsten Zubringerstraßen in die City. Da wird man fragen dürfen, warum die Politik in den Ratsgremien nicht in die Entscheidung eingebunden oder wenigstens ausdrücklich informiert worden ist?
Unklar bleibt auch, wer die Entscheidung getroffen hat: die Leiterin des Tiefbauatmes? Der Bau- und Infrastrukturdezernent? Oder hat OB Westphal den Schritt kurzerhand verfügt?
Erinnert sei auch, dass 2019 auf Beschluss des Rates zwei sogenannte Baustellen-Koordinatoren ins Tiefbauamt geholt worden sind. Ihre vordringlichste Aufgabe besteht darin, städtische Bauarbeiten und die der Tochterunternehmen wie etwa DEW besser aufeinander abzustimmen.
Im Oktober 2022 musste die Märkische Straße wegen vermuteter Blindgänger an gleich mehreren Stellen untersucht und gesperrt werden. Die Arbeiten waren noch nicht beendet, da teilte die Verwaltung mit, dass die nächste Baustelle im Frühjahr 2023 folge - gemeint war die eigentliche Fahrbahnerneuerung, die jetzt auf „voraussichtlich 2029“ verschoben worden ist.
Die Folgen dieser „Koordinationspolitik“ lassen sich nun am Widerrufsbescheid aus Arnsberg ablesen: Dortmund muss mehr als 3,5 Millionen Euro Fördermittel in den Wind schreiben, die jetzt in andere Städte fließen dürften. Die Leichtfertigkeit dieser Entscheidung ist nicht nur verblüffend. Sie ist schlicht nicht nachvollziehbar.