„Er wollte nie aus Dortmund weg“ Ulrich-Andreas Vogt erinnert sich an Günter Wewel (†88)

„Er wollte nie aus Dortmund weg“: Ulrich-Andreas Vogt erinnert sich an Günter Wewel
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Rund 30 Jahre hat Günter Wewel im Dortmunder Opernhaus gesungen. Er war Publikumsliebling, seit 1989 Kammersänger und hat als Moderator der TV-Sendung „Kein schöner Land“ Klassik und Volksmusik in die Wohnzimmer gebracht. Dienstag ist der Sänger mit dem „basso profundo“ und der großen Bühnenpräsenz gestorben. Er wurde 88 Jahre alt.

„Er war eine treue Seele, ein Westfale durch und durch. Er wollte nie aus Dortmund und seinem Geburtsort Arnsberg weg. Von dort aus hat er eine internationale Karriere gemacht“, erinnert sich Ulrich Andreas Vogt, der mit Günter Wewel ab 1968 auf der Bühne gestanden hat.

Da war der Sänger schon fünf Jahre Ensemblemitglied am Theater Dortmund und Vogt 13 Jahre jung und Statist. An Wewel als König Heinrich im „Lohengrin“, als Hunding in der „Walküre“ und viele andere Rollen erinnert sich Vogt. Später hat er ihn als Vorsitzender der Theater und Konzertfreunde als Star in Dortmunder Opernbällen engagiert und 2002 als Intendant des neu eröffneten Konzerthaus Dortmund als Star der „Christmas Show“.

„Prägender Sänger“

Der damalige Generalmusikdirektor Wilhelm Schüchter hat Günter Wewel, der nach seiner Ausbildung bei der Bundesbahn an der Dortmunder Musikhochschule Operngesang studiert hat, ans Theater Dortmund geholt. Die Eröffnung des Opernhauses hat er miterlebt und dort und vielen Welt-Häusern große Bass-Partien gesungen; rund 80 Opernrollen waren es. „Mit Günter Wewel ist einer der prägenden Sänger der Oper Dortmund gestorben“, schreibt der Dortmunder Intendant Heribert Germeshausen.

Kammersänger Günter Wewel mit dem Regisseur Heinz Lukas-Kindermann.
Kammersänger Günter Wewel mit dem Regisseur Heinz Lukas-Kindermann. © RN-Archiv

Von 1989 bis 2007 moderierte Wewel „Kein schöner Land“ und sang in der Sendung auch Volkslieder. In mehr als 150 Folgen trat er als musikalischer Reiseführer auf, stellte Sitten und Traditionen, Landschaften, Menschen und Stars vor.„Er hat die besten Opernsänger aus Europa in seine Sendungen eingeladen“, erinnert sich Vogt. Immer an Wewels Seite war Ehefrau Gisela, die 2014, nach 60 Jahren Ehe, gestorben ist.

Was Wewel vor der Kamera verkörperte, lebte er auch: „Er war unheimlich zuverlässig, perfekt vorbereitet und sehr ernsthaft bei der Sache“, sagt „Kein Schöner Land“-Regisseur Arno Jos Graf Graf. „Es war ein irres Arbeiten. Fleiß, Fleiß und nochmals Fleiß“, erinnerte sich Wewel selbst.

Er sei friedlich eingeschlafen, teilte die Familie des Sängers mit. Dienstag wird er beerdigt – in Arnsberg im Sauerland. Für Wewel gab es „kein schöner Land“.

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