„Stiller Star mit tiefer Stimme“ Trauer um Dortmunder Kammersänger Günter Wewel (†88)

„Stiller Star mit tiefer Stimme“: Trauer um Dortmunder Kammersänger Günter Wewel
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Als Volkslied-Interpret und Moderator der beliebten TV-Sendereihe „Kein schöner Land“ wurde Günter Wewel bundesweit bekannt. Die Dortmunderinnen und Dortmunder hatten besonderes Glück: Sie konnten den Bassisten über Jahrzehnte in vielen Opern-Rollen live auf der Bühne des Opernhauses erleben. Jetzt ist Günter Wewel im Alter von 88 Jahren in seiner Heimatstadt Arnsberg gestorben.

„Die Dortmunder Oper war Ausgangspunkt seiner Karriere und blieb Drehscheibe seines künstlerischen Wirkungskreises“, heißt es auf der Homepage von Günter Wewel. Dem Theater Dortmund blieb der bodenständige Westfale über alle Wechsel in der Intendanz und den Ensembles über Jahrzehnte treu. Hier wurde er 1989 auch zum Kammersänger ernannt.

Was nicht heißt, dass Wewel nicht auch international erfolgreich war. So gab er etwa auch Gastspiele an den Staatsopern von München, Hamburg und Stuttgart, an der Budapester Nationaloper, in Paris, Straßburg, Zürich und in Salzburg. Er gastierte an insgesamt mehr als 50 Opernhäusern.

Mit seiner Gesangskarriere erfüllte sich der gebürtige Arnsberger einen Kindheitstraum. Schon als Gymnasiast sang er als Sängerknabe mit glockenreinem Sopran. Nach dem Stimmbruch übertrug man ihm für eine Schüleraufführung die Partie des Sarastro in Mozarts „Zauberflöte“. Das gefiel so sehr, dass man ihm zur Gesangsausbildung riet - auch wenn er erst einmal dem Vorbild seines Vaters, eines Bahnbeamten, folgend eine Ausbildung bei der Deutschen Bundesbahn machte.

Nach dreieinhalb Jahre schwenkte der junge Günter Wewel um und studierte an der Musikhochschule in Dortmund Gesang. 1963 wurde er zum Vorsingen ins Dortmunder Opernhaus eingeladen und unterschrieb hier sein erstes Engagement.

Der Rocco in Beethovens „Fidelio“ war 1965 seine erste große Partie. Am häufigisten und liebsten sang Wewel aber den Sarastro in der Zauberflöte. Am Ende umfasste sein Repertoire mehr als 80 Opernrollen - vom Osmin in Mozarts „Entführung aus dem Serail“ über den Falstaff in Nicolais „Die lustigen Weiber von Windsor“ bis zum Fafner in Wagners „Rheingold“ und „Siegfried“.

2002 trat Günter Wewel (l.) auch in der „Christmas-Show“ im frisch eröffneten Konzerthaus Dortmund auf.
2002 trat Günter Wewel (l.) auch in der „Christmas-Show“ im frisch eröffneten Konzerthaus Dortmund auf. © Reminghorst (A)

Über das Opernfach hinaus sang Wewel auch Konzerte, Oratorien, Messen - und vor allem Volkslieder. Durch zahlreiche Gastspiele und Schallplatten-Aufnahmen wurde er bundesweit bekannt. Vor allem, nachdem er 1989 Moderator der ARD-Sendereihe „Kein schöner Land“ wurde. In mehr als 150 Folgen trat er bis 2007 in dem Format als eine Art Reiseführer durch europäische Landschaften auf und stellte sie mit ihren Brauchtümern, Musiktraditionen und prominenten Köpfen vor.

„Botschafter der Musik“

„Mit Günter Wewel ist einer der prägenden Sänger der Oper Dortmund gestorben. Im Laufe seiner langen und beeindruckenden Karriere an unserem Opernhaus hat er nicht nur die Fachwelt überzeugt, sondern die Kunstgattung Oper einem breiten Publikum nähergebracht“, erklärt der Intendant der Oper Dortmund, Heribert Germeshausen. „Durch seine hohe TV-Präsenz war er einer der wichtigsten Botschafter der Musik überhaupt.“

Als „stiller Star mit tiefer Stimme“ und besonderer Ausstrahlung auf und neben der Bühne wurde Günter Wewel geschätzt. Trotz der bundesweiten Popularität blieb er Dortmund und seiner Heimatstadt Arnsberg immer treu. Hier lebte er mit seiner Frau Gisela, mit der er bis zu deren Tod 2014 mehr als 60 Jahre verheiratet war - und hier starb er am Mittwoch (9.5.). Er sei friedlich eingeschlafen, erfuhrt die Nachrichtenagentur dpa aus seinem familiären Umfeld.

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