Wulfener Energiestammtisch Christian Feldmann sagt, wie viel CO2 Dorsten noch ausstoßen darf

„Warum haben wir das Dorstener CO2-Budget noch nie gehört?"
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Der 46-jährige Familienvater ist IT-Berater und Mitglied des Wulfener Energiestammtischs. Dort wolle man alle befähigen, Entscheidungen zu treffen, um die „Energiewende von unten“ zu betreiben, sagt er. Mit Photovoltaik auf dem eigenen Hausdach, Wärmepumpe und E-Autos ist Feldmann selbst bereits auf diesem Weg. Michael Dröscher und Martin Grewer hingegen betreiben Wärmepumpen seit rund 40 Jahren.

Ihnen allen reicht das Tempo bei der Energiewende nicht. „Warum haben wir das CO2-Budget von Dorsten noch nie gehört?“, fragt Feldmann. Diese Zahl zu berechnen sei „keine Raketenwissenschaft“.

2,66 Megatonnen CO2

2018 wurden die Klimaziele in Paris festgelegt, wo die Staaten Anstrengungen gelobten, den Temperaturanstieg möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen. Deutschland, so Feldman, dürfe demnach noch 2,84 Gigatonnen CO2 ausstoßen. Ab dann sei es zu 66 Prozent wahrscheinlich, dass das 1,5-Grad-Ziel verfehlt werde. Auf die Einwohner Dorstens gerechnet seien es noch 2,66 Megatonnen CO2. Feldmann würde sich wünschen, dass die Stadt einen Plan vorlegt, „um zu zeigen, wie man das einhält“.

Dass es beispielsweise im Energiestammtisch und im Stadtteil Wulfen-Barkenberg einige gibt, die sich bei ihm etwa über die Photovoltaikanlage oder die Wärmepumpe seines Hauses informieren, reiche dabei nicht, so Feldmann: „Einzelmaßnahmen pro Haus sind gut, aber nicht schnell genug.“ Man müsse in größeren Maßstab denken.

Berechnung für 248 Haushalte

Wie so etwas aussehen könnte, hat Feldmann für den westlichen Teil von Barkenberg, insgesamt 248 Haushalte, einmal durchgespielt. Dafür nahm er einen durchschnittlichen Stromverbrauch an, der mit einer durchschnittlichen E-Auto-Anzahl mit 10.000 Kilometern Jahresleistung sowie einer Beheizung der Häuser mit Wärmepumpen entstehen würde.

Viele in Barkenberg heizen zwar mit Strom, allerdings mit Nachtspeicherheizungen. „Barkenberg ist dann ein Dreckspatz“, sagt Feldmann, da Wärmepumpen oder Splitklimaanlagen wesentlich effizienter seien und aus einer Kilowattstunde Strom mehrere Kilowattstunden Wärmeenergie produzierten.

Zwei Windkraftanlagen fehlen

Auf den Dächern der Häuser habe er „virtuell“ PV-Anlagen installiert und dann gerechnet, „wie viel Leistung fehlt“. Das Ergebnis: zwei Windkraftanlagen mit je 1,3 Megawatt. „Dann wäre der Westabschnitt CO2-neutral.“ Bei der Photovoltaik „von Dach zu Dach zu kraxeln“ würde Feldmann aus Geschwindigkeitsgründen nicht empfehlen, sondern die Module auf einer Freifläche zu installieren.

Ein solches Projekt würde sich wirtschaftlich rechnen, ist Feldmann überzeugt. Und es könnte „die Vorlage für alle Dorstener sein“. Finanziell lasse sich ein Windrad mit der Unterstützung eines Stadtteils „spielend realisieren“, sagt Feldmann. Wobei ihm natürlich klar ist, dass es derzeit auch oft an Handwerkern und Material mangelt.

Es sei aber auch ein Generationen-Thema, so Michael Dröscher. Wer wie er seit 40 Jahren im Stadtteil wohne, habe „eine andere Zeitperspektive, um Investitionen zu treffen, die sich für uns vielleicht gar nicht mehr rechnen“. Der Stadtteil habe aber viele Dächer mit Südneigung und bei der elektrischen Verkabelung genügend Leitungen mit höherem Querschnitt und damit gute Voraussetzungen für eine Elektrifizierung.

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