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Windrad in Haltern eingestürzt: „Hat es in der Form noch nie gegeben“
Havarie
Die Ursache für den Windrad-Einsturz in Haltern am See ist weiter ungeklärt. Beim Bau eines Windrads und nach der Inbetriebnahme finden zahlreiche Kontrollen statt.
Nach dem Einsturz eines Windrads in Haltern-Lippramsdorf am Mittwochabend dauert die Suche nach der Ursache an. Das Windrad in der Hohen Mark war bundesweit eine der größten Windenergieanlagen an Land und erst seit einem halben Jahr in Betrieb.
Verletzt wurde niemand. Laut Polizei gibt es keine Hinweise auf eine Straftat. Am Tag nach dem Zusammenbruch sollte die Anlage eigentlich offiziell mit Publikum eröffnet werden.
„Es gibt in Deutschland circa 29.700 Windenergieanlagen, aber einen solchen Fall hat es in dieser Form noch nicht gegeben“, sagt Michael Schlüß, Prokurist bei der BBWind. Das Unternehmen entwickelt und betreut Bäuerliche Bürgerwindparks im ländlichen Raum und hat in den vergangenen Jahren in NRW rund 100 Windenergieanlagen errichtet, darunter auch in Dorsten und Haltern am See.
Hersteller schaltet alle Windräder dieses Typs vorsorglich ab
Das zusammengebrochene Windrad sei die aktuell „modernste Anlagenklasse“, so Schlüß. Solche Anlagen würden derzeit überall gebaut, auch von anderen Herstellern als der Firma Nordex, die das havarierte Halterner Windrad gebaut hatte. Nordex hat vorsorglich sämtliche Anlagen dieses Typs (N149) abgeschaltet. BBWind hat in Haltern Anlagen des Typs N131 errichtet, die einen kleineren Rotorkreis haben. „Die Anlagen sind völlig unauffällig und laufen seit jeher gut und störungsfrei.“
Der Inbetriebnahme eines Windrads geht ein komplexer Errichtungszyklus mit zahlreichen Kontrollen voraus. Unmittelbar nach der Inbetriebnahme checkt ein Gutachter die Anlagen noch mal vom Fundament bis zur Flügelspitze. Erst wenn er sein Okay gibt, findet der sogenannte Gefahrenübergang statt, die Abnahme durch den Betreiber, der fortan das Betriebsrisiko trägt.
Es gibt auch eine Art Windrad-TÜV: „Der Gesetzgeber schreibt wiederkehrende Prüfungen mindestens alle zwei Jahre vor“, sagt Michael Schlüß. Es fänden aber Wartungen in kürzeren Abständen statt: „Das erfolgt mindestens einmal im Jahr.“ Darüber hinaus befinden sich Windräder normalerweise rund um die Uhr in der Fernüberwachung durch Betriebsführer und Hersteller.
Keine außergewöhnlichen Windverhältnisse
Die Aufzeichnungen der eigenen Windräder in räumlicher Nähe der eingestürzten Anlage hätten keine Auffälligkeiten ergeben, so Schlüß. Gegen 18.30 Uhr am Mittwochabend habe man eine erhöhte Windgeschwindigkeit festgestellt, aber nichts Außergewöhnliches: „Und selbst wenn“, sagt Michael Schlüß, „das hätte die Anlage aushalten müssen.“ Das rund fünf Millionen Euro teure Windrad wurde durch den Einsturz komplett zerstört. Stehen blieb lediglich ein Stumpf aus Betonteilen.
Einst aus Sachsen nach Westfalen rübergemacht. Dort in Münster und Bielefeld studiert und nebenbei als Sport- und Gerichtsreporter gearbeitet. Jetzt im Ruhrpott gelandet. Seit 2016 bei Lensing Media.
