
© Guido Bludau
Im Video: Wärmebild-Drohne rettet vier Rehkitze vor dem sicheren Tod
Rehkitz-Rettung
Rehe bringen in diesen Wochen ihren Nachwuchs zur Welt - häufig in Wiesen mit hohem Gras. Deshalb werden die Kitze bei der Mahd oft übersehen. Mithilfe von Drohnen können Landwirte Leben retten.
Dank des schönen Wetters und des Regens der letzten Tage sind viele Wiesen und Weiden rund um Wulfen, wie etwa im Bereich des Präsenkamps oder der Kippheide, gut gewachsen. Das hochstehende Gras bietet für die kleinen Rehkitze ein ideales Versteck. Aber auch die Landwirte brauchen Futter für ihre Tiere und möchten das Gras gerne ernten. Ein Problem, dessen sich die Landwirte aber bewusst sind.
Das Gras hat jetzt die meisten Nährstoffe
„Jetzt ist das Gras genau richtig, bevor es an Eiweiß- und Energiegehalt verliert. Schließlich sind unsere Tiere für ihre Gesundheit auf gutes Futter angewiesen“, sagt Landwirt Willi Stadtmann. Zur Rehkitz- und Vogelrettung arbeiten deshalb die Landwirte und die Jagdpächter eng zusammen, so wie am vergangenen Wochenende in Wulfen.

Landwirt Willi Stadtmann auf seiner Wiese am Präsenkamp. © Guido Bludau
Drohnen sind mit Wärmebildkameras ausgestattet
„In den Wiesen befinden sich nicht nur die frisch geborenen Rehkitze, sondern auch viele andere Tiere, wie Junghasen und Wiesenbrüter, die wir natürlich ebenfalls schützen möchten“, so Willi Stadtmann. Um den Tieren Verletzungen oder gar den Tod zu ersparen, wird heute moderne Technik eingesetzt. Mithilfe von Drohnen, die mit Wärmebildkameras ausgestattet sind, werden die Wiesen nach den Jungtieren abgesucht. Zusätzlich setzten die Wildpächter auch ausgebildete Hunde ein, um die Flächen abzusuchen.
„Die ausgebildeten Spürnasen sind eine gute Ergänzung. Wir sind recht früh am Morgen unterwegs und gehen die Flächen ab. Danach kommt dann noch die Drohne zum Einsatz. Da Rehkitze noch keinen natürlichen Fluchtinstinkt haben und sich gut verstecken, sind sie sehr schwer zu finden“, sagt Eva Wiese, die Jagdausübungsberichtigte für diesen Bereich.

Drohnenpilot Matthias Gerling mit Jagdpächterin Eva Wiese und einem Kollegen von Willi Stadtmann © Guido Bludau
„Mit Wärmebildkameras, die an Drohnen befestigt sind, können beispielsweise die Kitze im hohen Gras problemlos aufgespürt werden. Die Wärmebildkamera an der Unterseite der Drohne zeigt die Temperatur-Unterschiede trotz großer Höhe auf. Ein Reh hat eine Körpertemperatur von rund 39 Grad Celsius, der Boden am frühen Morgen ist deutlich kühler“, erläutert Drohnenpilot Matthias Gerling, der in Zusammenarbeit mit der Kreisjägerschaft den Flugeinsatz koordiniert.
Jäger beauftragt den Drohnenpiloten
Er wird von den zuständigen Jägern beauftragt und bietet über seine Firma eigene Drohnen an, hat aber auch welche, die mit Zuschüssen vom Land NRW und zusammen mit den Jägern des Kreises angeschafft wurden. Die Kosten für diesen Einsatz am vergangenen Samstagmorgen zahlten die Jagdpächter bzw. die Jagdausübungsberechtigten.

Die Drohne, ausgestattet mit einer Wärmebildkamera, überfliegt die Wiesen. © Guido Bludau
Eva Wiese erklärt, dass sich die Landwirte 24 Stunden vor einer geplanten Mähaktion mit den entsprechenden Jagdpächtern in Verbindung setzen müssen und diese die Absuche mit dem Hund und den Drohneneinsatz dann planen.
Sie erläutert: „In den ersten Tagen nach der Geburt wird das Kitz durch das Muttertier im hohen Gras versteckt. Im Gegensatz zum Muttertier ist es noch nicht in der Lage, zu flüchten. Da es in den Tagen nach der Geburt noch keinen Geruch abgibt, kann es auch von den Jagdhunden nicht gefunden werden, wodurch man auf die Drohnen zurückgreifen muss.“
Werde ein Kitz aufgespürt, lege man es vorsichtig in einen mit Gras ausgelegten Karton und bringe es so in Sicherheit. Dabei sei darauf zu achten, dass das Kitz nicht mit bloßen Händen angefasst wird.
Auf keinen Fall mit bloßen Händen anfassen
„Nimmt es nämlich den fremden Menschgeruch an, wird es von der Mutter nicht mehr versorgt. Handschuhe sind also auf jeden Fall Pflicht“, so Eva Wiese. Sei die Wiese dann gemäht, werde das Kitz wieder freigelassen. „Das Muttertier nimmt es wieder an und bringt es in den benachbarten Feldern an einen neuen sicheren Platz. Jeder Kitz-Fund ist ein Erfolgserlebnis für Jäger und Landwirte.“

Ein Rehkitz im hohen Gras kann man so gut wie nicht entdecken. © Guido Bludau
Allein in zwei Wiesen wurden an diesem Morgen fünf Rehkitze vor dem Tod gerettet. Und wie schwierig dies ist, war am Präsenkamp deutlich mitzuerleben. Selbst fast direkt neben dem Kitz konnte man es im hohen Gras nicht entdeckten. Die Drohnenkamera hatte das Kitz zwar geortet, aber ein Blick ins Gras reichte nicht aus. Erst als man das Gras vorsichtig beiseite geschoben hatte, konnte man das Kleine sehen. So konnte es dann vorsichtig weggehoben und in einen Karton gesetzt werden.

Die Rehkitze wurden in Kartons gelegt. © Guido Bludau
„Man kann bei der Grasernte noch so langsam fahren und aufpassen, aber das Kitz ist so gut versteckt, dass man es einfach nicht sehen kann“, erläutert Willi Stadtmann. „Jeder Landwirt hat angesichts dieser Tatsache ein sehr ungutes Gefühl beim Mähen, schließlich will niemand, dass so ein kleines Reh ins Mähwerk gerät.“
Als dann am Samstag die Absuche erledigt war, konnten Willi Stadtmann und seine Berufskollegen guten Gewissens ihre Wiesen mähen. Zusätzlich setzte er an seinem Mähwerk auch noch eine lautstarke Alarmsirene ein, um auch andere Kleintiere aufzuscheuchen und zu vertreiben.
Als „Blaulicht-Reporter“ bin ich Tag und Nacht unterwegs, um über Einsätze von Polizei und Feuerwehr seriös in Wort und (bewegten) Bildern zu informieren. Dem Stadtteil Wulfen gehört darüber hinaus meine besondere Leidenschaft. Hier bin ich verwurzelt und in verschiedenen Vereinen aktiv. Davon profitiert natürlich auch meine journalistische Arbeit.
